Sanssouci: Vorschlag
■ Cesaria Evora mit melancholischen Liedern im HdKdW
„Morna ist Religion und Therapie der Kapverdianer“ heißt es. Morna, das sind die Lieder der Bewohner der ehemals portugiesischen Kapverden, jener rund 700 Kilometer von der senegalesischen Küste entfernt liegenden Atlantikinseln. Daß die Portugiesen nach der Unabhängigkeit 1975 nicht nur geplündertes Land zurückgelassen haben, sondern auch kreolische Versionen ihrer Sprache und des Fado-Gesangs, stimmt beinahe versöhnlich. Über allem steht hier der Weltschmerz. Der lang anhaltende Ton, das verführerische Moll, gesungenes Weinen und Texte über den harten Alltag gehören dazu. Wer zum Konzert der kapverdischen Sängerin Cesaria Evora geht, wird bei ihren mal schleifend, mal klar gesungenen Liedern nicht kalt bleiben.
Evora ist eine jener typischen Entdeckungen des Weltmusikmarkts. Fünfzig Jahre lang lebte sie in ihrem Geburtsort Mindelo auf der Insel São Vincente und zog barfuß und singend durch die Kneipen der Stadt. Mit Romantik hat das nicht allzuviel zu tun, denn das Leben auf den trockenen Inseln ist hart. Die Arbeitslosenquote liegt bei 50 Prozent. Nachdem Cesaria Evora 1988 eher zufällig den Weg nach Frankreich und in die Aufnahmestudios schaffte, sind ihre gefühlvollen Lieder – unterstützt von einer unaufdringlichen Band mit Geige, Akkordeon, Klarinette und dem ukuleleähnlichen Cavaquinho – nicht mehr aus den vorderen Plätzen der World Music Charts wegzudenken. „Wer nicht hört, kann nicht sehen“, heißt es in einem der Lieder. Und: „Diese Welt ist bitter. Durchlebe sie nicht in Eile. Nimm alles mit Ruhe und mit Humor. Ich nahm auch alles, wie es kam, aber jetzt hat sich alles verändert.“ Ja. Alles? Waltraud Schwab
Am Sonntag, 19.11., Haus der Kulturen der Welt, John-Foster- Dulles-Allee 10, Tiergarten
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