Sanssouci: Vorschlag
■ „Mary Poppins“: Disneys Trickfilm mit echten Menschen im Bali
1964: Babysitter-Boogie Foto: Verleih
Wenn es Anfang der sechziger Jahre nach Walt Disney gegangen wäre, hätte Tim Burton niemals „The Nightmare before Christmas“ in Szene setzen müssen. Damals nämlich hatte Walt Disney gerade – nach jahrelang vergeblichen Versuchen – die Rechte an „Mary Poppins“ erworben. Und als es nun an die Besetzung der menschlichen Rollen in diesem Film ging, wollte Walt Disney unbedingt Bette Davis in der Rolle des immer fröhlichen Kindermädchens sehen. Können Sie sich eine herzlich lachende Bette Davis vorstellen, die amüsiert unter einer Zimmerdecke klebt? Mehr noch: Welches Kind, egal wie gelangweilt oder vernachlässigt von seinen gesellschaftlich eingespannten Eltern, würde einer Bette Davis nachts auf ein ungesichertes Dach folgen? Zum Glück für Tim Burton verpflichtete Walt Disney schließlich Julie Andrews für seinen zweiten Spielfilm, der Real- und Zeichentrickszenen vermischte.
Im Gegensatz zu vielen alten Filmen wirken die Tricktechniken aus „Mary Poppins“ heute noch überraschend unverstaubt. Das liegt vor allem an dem manischen Disney-Mitarbeiter Ub Iwerks, der seinerzeit ständig mit den Möglichkeiten des Zusammenspiels von animierten Zeichnungen und Schauspielern experimentierte. Darüber hinaus ist „Mary Poppins“ auch deshalb ein Klassiker, weil sich mindestens zwei Melodien des Musicals in jedem Kinderkopf festsetzen und nie wieder gelöscht werden können: das Schornsteinfegerlied und natürlich Julie Andrews' Hit mit dem schwierigsten Wort der Welt: superkalifragilistischexpialigorisch. Julie Andrews' Schauspiel-, Sanges- und Tanzkünste waren übrigens nicht ausschlaggebend für den Studioboß, sie zur Mary Poppins zu machen. Was Walt Disney besonders an ihr gefiel, war „ihre Art zu pfeifen“. Carola Rönneburg
„Mary Poppins“, bis 10.1., täglich 16 Uhr, Bali, Teltower Damm 33, Zehlendorf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen