Sanssouci: Vorschlag
■ Glücklich werden mit Star Trek? Eine Diskussion in der TU
Inwieweit ist der Erfolg der „Schwarzwaldklinik“ darauf zurückzuführen, daß wir gern selbst einmal von Lernschwester Elke gepflegt würden? Ist das Geheimnis von „Forsthaus Falkenau“ der omnipräsente Wald? Sahen wir „Ein Colt für alle Fälle“ wegen Lee Majors zerknautschtem Gesicht so gern oder weil wir uns auch mal gern aus einem Fenster/von einer Brücke/aus einem Flugzeug stürzen würden? Das wollten Sie schon immer wissen? Dann sicher auch das: „Inwieweit basiert die Popularität des Unterhaltungsproduktes ,Star Trek‘ auf den in der Serie vorgeführten utopischen Elementen?“ Dieser Frage gehen morgen abend in der TU verschiedene Doktoren der Medien- und Kommunikationswissenschaft sowie ein Sci-fi-Spezialist nach.
Keine andere Fernsehserie wird so quasi-ernsthaft diskutiert wie „Star Trek“. Der Spiegel spekuliert über die technische Machbarkeit von „Star Trek“-Schnickschnack. Physiker Stephen Hawking war von der Serie so begeistert, daß er in einer Folge mitspielte. Der Erfolg von Kirk und Picard rechtfertigt die ernsthafte Auseinandersetzung um die Gründe der Faszination. Denn die NCC-1701 in all ihren Ausformungen bietet wirklich keine wünschenswerte Zukunftsperspektive: Die Besatzungsmitglieder sind ihrem Captain völlig ausgeliefert. Packt James T. Kirk mal wieder der Männlichkeitswahn, müssen alle Besatzungsmitglieder mitmachen, was dem unberechenbaren Führer auf der Brücke gerade eingefallen ist. Und auch Nachfolger Jean- Luc Picard setzt sich gern mal über die Vorschriften hinweg und riskiert das Leben seiner Leute.
Ist der Reiz der Serie die Sehnsucht nach einem weisen Führer, der schon wissen wird, wo es langgeht? In der Föderation der Vereinigten Planeten herrschen Recht, Ruhe und Ordnung. Auf wundersame Weise haben die Menschen zueinander und zu verschiedenfarbigen, englischsprachigen Außerirdischen gefunden. Lauter zufriedene, glückliche Wesen, edel, hilfreich und gut. Es gibt keine Umweltprobleme mehr, keine Zahlungsschwierigkeiten, und die Beziehungskisten regelt Schiffspsychologin Troi. Super, wir müssen uns um nichts mehr kümmern. Stefan Kuzmany
„Star Trek – Zwischen Unterhaltung und Utopie?“, Morgen, 18 Uhr, Architekturgebäude, Raum A 151, Straße des 17. Juni 152
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