Sanssouci: Vorschlag
■ Bindemittel feiern Record-Release-Party im Roten Salon
Im Joghurt findet man sie weniger gern. Als eine der wenigen lokalen Newcomer-Bands jedoch könnten sie den Musikstandort Berlin wieder konkurrenzfähig machen. Heute abend feiern Bindemittel im Roten Salon der Volksbühne die Veröffentlichung ihres gleichnamigen Debütalbums und die Premiere ihres ersten Videos. Daß ihnen von einem Warner-Ableger unter die Arme gegriffen wurde, führte in weiten Kreisen der Bevölkerung zu Irritationen. Darüber hinaus begegnen einem immer wieder wohlinformierte junge Menschen, die zwar weder den beiden bunten 4-Track-Vinyl-EPs einen Ehrenplatz in ihrer Plattensammlung reserviert haben noch aus den Socken fielen, als der Alec Empire-Remix von „Unification“ erschien, aber eines ganz genau wissen: Bindemittel? Das ist doch die „Hausbesetzercombo mit Major-Deal“ in der Tasche. Übersehen wird dabei gerne, daß der Weg aus der Selbstausbeutung in ein geregeltes Arbeitsverhältnis eine schweißtreibende Ochsentour durch die örtliche Clublandschaft war.
Fast 40 Konzerte, zum Teil von einstündigen Zugaben begleitet, und 20 hausgemachte Songs sollten doch fürs erste reichen. Bei dem Tempo verwundert es nicht, daß das auf „Bindemittel“ versammelte Material eigentlich besser auf zwei verschiedenen Platten aufgehoben wäre. So stehen die schwer baßlastigen Dancefloor-Feger „Fall to the Floor“, „Cooler“ und „Generation X“ neben der Pogonummer „Unification“ und begraben dabei den spröden Charme der zwei nahezu klassischen Rocksongs „Atlantic“ und „Deus“, die jüngeren Datums sind und zumindest hartgesottenen Sonic-Youth-Fans angenehme Erinnerungen bereiten. Mitfeiern werden unter anderem Worldcup, die früher Aaron Braxley hießen, Neon Dorn, die einst den schönen Namen Scum trugen, und die leicht exaltierten Teenie-Trapper von Madonna HipHop Massaker. Dazu ein extra aus den Staaten eingeflogener Stargast und eine Handvoll DJs. Pünktliches Erscheinen ist ratsam. Gunnar Lützow
Heute, 22 Uhr, Roter Salon in der Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte
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