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■ Das Schloß Britz enthüllt die wahre Geschichte des Fächers

„Sie war wunderschön, das wußte jeder“, sagt Monika Levay über Österreichs legendäre Kaiserin Elisabeth. Doch Sissi, wie sie von allen genannt wurde, hatte schlechte Zähne. Die versteckte sie hinter zahllosen Fächern. „Später war es dann das Älterwerden. Man kann wohl sagen, daß sie eine Blickphobie hatte“, resümiert Levay. Ein Kleid von Sissi und einige ihrer Fächer sind jetzt im Schloß Britz zu sehen, gemeinsam mit Fächern aus der Sammlung des Salzburger Museums Carolino Augusteum, das eine der umfangreichsten Sammlungen besitzt.

Erste Fächer aus Palmblättern und Gräsern dienten zunächst allein dem Feuerentfachen und keinesfalls Damen als weibliches Accessoire der Koketterie. Später vertrieben sie Insekten und sorgten für Abkühlung. Eine wichtige Funktion hatten sie auch als Herrscherinsignien. In Anwesenheit des Königs durfte früher mit Fächern nicht gespielt werden. Das war sein Privileg. Es hätte zu peinlichen Situationen führen können, denn Fächer wußten eine deutliche Sprache zu sprechen. Vor versammeltem Hofstaat hätte die Mätresse des Königs ihm beispielsweise einen Wink geben können, und alle hätten es verstanden: Der geschlossene, an die rechte Wange gehaltene Fächer sagte „Ich bin bereit“, an die linke gelegt: „Mit mir läuft nichts.“ Mit der Fächersprache kennt sich heute kaum noch jemand aus, und selten werden edle Exemplare aus Elfenbeingestellen mit Perlmutt, Seidenblättern oder Federn angefertigt, wie sie in Britz in Hülle und Fülle zu sehen sind. Heutzutage kommen sie als Billigware aus Asien und werden vor allem von kleinen Mädchen zu Karneval gebraucht. Die Fächerkultur im Alltag indes wird allein noch von Karl Lagerfeld hochgehalten. Der habe immer einen dabei, sagt Bodo Manegold, der Bezirksbürgermeister von Neukölln. Ob Lagerfeld wohl schlechte Zähne hat? Petra Welzel

Bis 16.6., Schloß Britz, Alt-Britz 73

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