San Francisco gegen konservativen Backlash: Erste Drag-Botschafter*in ernannt
Andernorts in den USA herrscht ein LGBTQ-feindliches Klima. In San Francisco wird dagegen D'Arcy Drollinger mit einem Stipendium queere Events organisieren.
San Francisco gilt seit den 1960er Jahren als Vorreiter für LGBTQ-Rechte. Bereits seit 2015 richten Schulen und Bibliotheken der liberalen kalifornischen Küstenstadt Drag-Lesungen aus – ein Modell, das auch andere Bundesstaaten übernommen haben. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.
Drollinger erhält von der Stadt ein Stipendium in Höhe von 55.000 US-Dollar. Damit soll er während seiner 18-monatigen Amtszeit queere Veranstaltungen organisieren. Das Projekt ist eine gemeinsame Initiative des Bürgermeisterbüros, der Stadtbibliothek und der Menschenrechtskommission.
Er sei „stolz, in einer Stadt zu leben, die diese Position erstmals besetzt, während andere Teile der USA und der Welt Drag-Kultur vielleicht nicht unterstützen“, sagte Drollinger, der auch Drehbücher schreibt und einen Kabarett-Nachtklub leitet.
Nach Angaben der Organisation GLAAD, die sich für die Rechte von Homosexuellen und trans Menschen einsetzt, wurden im vergangenen Jahr 141 LGBTQ-feindliche Vorfälle und Drohungen gegen queere Veranstaltungen in den USA verzeichnet. So wurde erst im vergangenen Monat ein Mann aus Ohio des Versuchs beschuldigt, eine Kirche niederzubrennen, in der Drag-Shows stattfanden.
Nach Ansicht von Erzkonservativen in den USA zielen die landesweiten Lesungen von Drag Queens in Bildungseinrichtungen darauf, junge Menschen zu „indoktrinieren“ und stellen eine Gefahr für den öffentlichen Anstand dar. Die unter anderem an der Erstürmung des US-Kapitols im Januar 2021 beteiligte rechtsradikale Miliz Proud Boys Proud Boys mischt sich regelmäßig unter das Publikum, um es einzuschüchtern.
Die Konservativen in den USA nehmen derzeit mit einer Reihe von Maßnahmen die Bereiche Geschlecht und Sexualität ins Visier. Ein Dutzend republikanisch regierter Bundesstaaten hat in den vergangenen Monaten Gesetze verabschiedet, die die Rechte von trans Menschen massiv einschränken. In Florida etwa billigten die Abgeordneten Anfang Mai ein Gesetz, das Ärzten die medizinische Versorgung minderjähriger trans Menschen im Zusammenhang mit einer Geschlechtsumwandlung verbietet.
Florida weitete im vergangenen Monat zudem ein 2022 beschlossenes und von Kritikern als „Don't Say Gay“ (Sag nicht schwul) bezeichnetes Gesetz aus. Damit ist Unterricht über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität in allen Schulklassen verboten. Zuvor galt das Verbot vom Kindergarten bis zur dritten Klasse.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“