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Samstag

 ■ V O R L A U F

Dieses erinnerungsselige Wochenende steht im Zeichen der Aufarbeitung, Rückschau und Vergangenheitsbewältigung. Um 13.30 Uhr berichtet die ARD über die Dreharbeiten zu Egon Günthers Kinofilm Rosamunde, der einen authentischen Entführungsfall aus den 30er Jahren zum Thema hat. Nach dem Buch und der Platte zum Film rundet die Fernsehdokumentation zum Film das Ganze medientechnisch umfassend ab. Eine der Hauptrollen spielt Manfred Krug.

Schon vorab sei der Trauerflor bestellt für den 28. Februar, denn an diesem Tag jährt sich zum elften Mal der Todestag von TV-Star Mr. Ed. Ed war ein Pferd, ein sprechendes gar; allerdings gehörte die Stimme in der Originalversion dem Westerndarsteller Allan „Rocky“ Lane. Der clevere Vierbeiner ist intelligent und hat Geschmack er schätzt Leonard Bernstein und legt großen Wert auf stilvolles Stallinterieur. In den USA lief diese Schwarzweiß -Reihe zwischen 1961 und 1965, auf SAT.1 jeden Samstag gegen 13.30 Uhr. Wir stellen uns, proklamiert dramatisch glasnostizierend um 14.20 Uhr das ZDF, weil sein Intendant intendiert, auserwählten Zuschauern Antwort auf die Frage: „Was tut das ZDF in den neunziger Jahren?“ zu erteilen. Soll er ruhig, zumal mit der Moderation dieser 45minütigen Sendung Frank Elstner betraut wurde, dessen Leben dadurch wieder neuen Sinn bekam. Rubbeltechnisch kann hier nicht viel schief gehen. Eins plus, auch nicht faul, nennt seine für 22.50 Uhr angekündigte intendantenfreie Talkshow Ich stelle mich.

Um 19.30 Uhr intrigieren bei ZDFs wieder die Guldenbergs, was insofern putzig ist, als gleich darauf, um 20.15 Uhr, nicht minder emsig Die Mädels vom Immenhof ebenfalls in der holsteinischen Schweiz ausschwärmen. Eine hinreißende Thrillerkomödie ist der Film Die Nacht hat viele Augen, den die ARD um 22.05 Uhr in den Äther jubelt, aber den Kinos viel zu früh schon weggenommen hat, weshalb wir die Burschen boykottieren und lieber Buster Keaton bei der Arbeit zusehen, was uns N3 um 23.00 Uhr ermöglicht. Der körperliche Einsatz dieses Erzkomödianten, sein Einfallsreichtum und artistisches Können waren schier unglaublich. Anders als der zum Melodram neigende Chaplin pflegte Keaton, der Mann mit dem unbeweglichen Gesicht, eine überaus körperliche und dingliche Komik. Nach einer Periode weitgehender künstlerischer Freiheit wurde Keaton ab 1928 in das strenge Studiosystem der MGM gezwungen, in das er sich indes nicht einfügen wollte oder konnte. Berufliche und private Schwierigkeiten machten ihn zum Alkoholiker, 1933 verlor er seinen Studiokontrakt. Er arbeitete fortan als Kleindarsteller und Gagschreiber für prominente Kollegen und drehte Kurzfilme. Erst Mitte der Vierziger holte man ihn wieder für große Filme vor die Kamera. In dem 1965 gedrehten Werbefilm The Railrodderhatte der 70jährige einen seiner letzten Auftritte. Ein Team des National Film Board of Canada beobachtete ihn dabei.

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