Sammler schenkt Berlin 150 Kunstwerke: Kunst sucht Museum

Das Ehepaar Pietzsch vermacht Berlin seine hochkarätige Kunstsammlung. Die Stadt garantiert eine adäquate Präsentation der Werke. Ort und Finanzierung fehlen noch.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und das Sammlerpaar Ulla und Heiner Pietzsch am Freitag im Roten Rathaus Bild: dpa

Berlin bekommt ein fettes Geschenk zu Weihnachten. Das Ehepaar Ulla und Heiner Pietzsch überlässt der Stadt seine umfangreiche Sammlung moderner Kunst. Die Schenkungsurkunde wurde am Freitag unterzeichnet. Zuvor hatte Heiner Pietzsch lange überlegt, die Bilder seiner Geburtsstadt Dresden zu vermachen. Die Schenkung wird erst nach dem Tod der beiden Sammler wirksam. Zudem muss Berlin garantieren, dass die Kunst dauerhaft in "entsprechendem Kontext" präsentiert wird.

Die Sammlung umfasst rund 150 Werke der Klassischen Moderne, darunter Bilder von Salvador Dalí, Joan Miró, Jackson Pollock oder Max Ernst. Das Ehepaar hat sie im Laufe von fast 50 Jahren in ihrem eigens gebauten Haus in Grunewald zusammengetragen. Öffentlich zu sehen war die Sammlung vor einem Jahr in der Neuen Nationalgalerie. Fast 200.000 Besucher kamen. "Ich hatte große Sorge, dass die Ausstellung ein Flop wird", sagte Heiner Pietzsch am Freitag. Aber die Berliner hätten die Sammlung angenommen. Das habe den Ausschlag für Berlin und gegen Dresden gegeben.

Schon nach dem Ende der Schau im Januar hatte das kinderlose Unternehmerpaar angedeutet, dass sie die Werke gern Berlin vermachen würden, sofern die Stadt geeignete Räume zur Verfügung stellen könnte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Allerdings fehlt nach wie vor eine Lösung.

Heiner Pietzsch träumt von einer hochkarätigen Variante. Es gehe ihm nicht um ein "Museum Pietzsch", dass der Staat für seine Sammlung bauen müsste. Sie solle vielmehr kleiner aber wichtiger Teil eines "Museums des 20. Jahrhunderts" werden. Das würde in einer Liga mit dem Louvre in Paris oder dem Musuem of Modern Art in New York spielen. "Wenn die Schenkung dazu führt, dass Berlin ein solches Museum bekommt, dann könnte ich recht zufrieden in die Kiste steigen", sagte der 80-Jährige, der keinen Zweifel daran ließ, dass er die Bilder wieder in der Neuen Nationalgalerie sehen will. Die hat allerdingsschon jetzt zu wenig Platz für die eigene Sammlung.

Seit Jahren gibt es daher Pläne für eine sogenannte Rochade. Die bisher schlecht besuchte Gemäldegalerie Alte Meister soll in einen Neubau auf der Museumsinsel ziehen. Dadurch würde ein Museum auf dem Kulturforum in der Nähe der Neuen Nationalgalerie frei für die Klassische Moderne. Allerdings fehlt das Geld für den Neubau. "Ich hatte vorgeschlagen, alle meine Bilder zu verkaufen. Dann könnte Berlin mit dem Geld ein Museum bauen, hätte allerdings keine Bilder mehr", sagte Pietzsch.

Der Regierenden Bürgemeister Klaus Wowereit (SPD) bedankte sich überschwenglich für die Schenkung, obwohl der würdige Rahmen noch nicht gefunden sei. "Das muss Hermann Parzinger machen". Der angesprochene Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gab sich zwar "sicher, dass wir einen angemessenen Weg finden". Genaueres über Ort, Größe, Kosten oder Zeitplan konnte Parzinger nicht sagen. Nur so viel: "Berlin hat ein Geschenk bekommen und die Stiftung eine Riesenaufgabe".

Immerhin gibt es keinen per Vertrag festgeschriebenen Zeitdruck. "Die Umsetzung wurde nicht terminiert", sagte Pietzsch. "Wir wollten keine Fallen legen". Erleben aber würde der Mäzen jedoch gerne noch, dass das Museum "unwiderruflich" in die Wege geleitet werde.

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