MIT DEN ARMENHÄUSERN AUF DU UND DU: Sambias Finanzjongleure
■ Die neue Regierung Kaunda will Geldgebern gefallen
Berlin (taz) — „Disziplin, harte Arbeit, Ehrlichkeit, eine saubere Regierung“, hatte Sambias frischgewählter Präsident Frederick Chiluba bei seinem Amtsantritt am 2.November letzten Jahres angekündigt: Dies sei der Schlüssel zur Bewältigung der Wirtschaftskrise, die ein einstmals reiches Land zum hungerrevoltengeschüttelten Armenhaus des südlichen Afrika gemacht hat. Das versprochene energische Handeln ließ nicht lange auf sich warten. Lebensmittelsubventionen wurden gesenkt, die Preise für das Grundnahrungsmittel Maismehl haben sich verdoppelt. 1986 und 1990, unter Kenneth Kaunda, hatte dies noch zu Straßenschlachten in der Hauptstadt geführt. Aber heute nehmen die Bewohner Lusakas die Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen ruhig hin — schließlich wird sie von einer noch respektierten demokratischen Regierung dekretiert.
Nein, beeilte sich trotzdem Vize-Finanzminister Derrick Chitala, auf Kritik der linken Sozialdemokratischen Partei zu versichern: Weder Weltbank noch IWF steuerten Sambias Wirtschaftspolitik. Finanzminister Emmanuel Kasonde, der am vergangenen Freitag den ersten Haushalt der neuen Regierung vorstellte, muß sich den Rhythmus seiner Politik aber wohl doch von den Geldgebern diktieren lassen: Sambia schuldet dem IWF mittlerweile 1,3 Milliarden Dollar. Was Geldgeber besonders abschreckt: Mit 179 Millionen ist es gegenüber IWF und Weltbank im Verzug.
Bislang erweist sich Kasonde als Finanzjongleur. 71 Millionen Dollar kann er jetzt von der Weltbank borgen — gedeckt von der „Citibank“ mit Garantien der USA und Kanada — um derselben Weltbank 50 Millionen Dollar Rückstände zu begleichen. Insgesamt sucht er dieses Jahr externe Finanzhilfen in Höhe von 700 bis 800 Millionen Dollar. Deutschland hat 25 Millionen Mark (16,5 Millionen Dollar) angeboten.
Um die Staatseinnahmen zu erhöhen, so Kasonde bei der Präsentation des Haushaltes, sollen in Zukunft nicht nur die 360.000 im formellen Sektor Beschäftigten Steuern zahlen — sondern alle sechs Millionen erwachsenen Sambier. Begeistert kündigte die niederländische Botschaft daraufhin an, Sambias Finanzministerium mit modernen Computern ausstatten zu wollen.
Auch anderweitig zeigt sich Sambia heute bestrebt, dem Westen zu gefallen — notfalls auf Kosten der innerafrikanischen Zusammenarbeit. Um in den Weltmarkt vorzustoßen, so wird überlegt, sollen Ausfuhren in Zukunft nicht mehr über die einst vom maoistischen China gebaute Eisenbahnlinie nach Tansania Afrika verlassen, sondern über Durban in Südafrika. D.J.
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