: Salzburger Nachrichten
Waldheims Mission
Der österreichische Bundespräsident hat richtigerweise die Chance wahrgenommen, eine knappe Hundertschaft von Geiseln freizubekommen. Mehr noch, er hat es geschafft, daß die Österreicher aus verschiedenen Landesteilen nach Bagdad gebracht wurden und mit ihm zusammen ausfliegen konnten. Und zwar ohne jede Packelei, ohne Zusagen, ohne Auflagen. Ein rein humanitärer Akt. Dafür ist Waldheim der Dank auszusprechen.
Die Fratze des Diktators aber wurde selbst bei dieser Aktion sichtbar: Er vergaß nicht, seine humanitäre Haltung selbst zu loben und darauf hinzuweisen, man müsse eben als Gast nach Bagdad kommen, so wie Waldheim, dann bekomme man ein Gastgeschenk. Wider jede völkerrechtliche Norm hält dieser brutale Staatschef Menschen in seiner Gewalt, verfährt mit ihnen, wie er will und schenkt dann einer Gruppe, die für ihn nicht wesentlich ist, großzügig die Freiheit. Eben das Gastgeschenk eines arabischen Potentaten.
Das entlarvt Saddam Hussein noch viel mehr und wird bislang zu wenig herausgestellt. Hier wird durch die Aktion Waldheims für die freie Welt ganz deutlich die Willkür des größenwahnsinnigen Diktators freigelegt. Daß seine Aktion mißgedeutet wird, hat Waldheim selber kalkuliert und beiseite geschoben, weil ihm das Schicksal seiner Landsleuten eben wichtiger war.
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