Saisonstart der Berliner Eisbären: Es ist wieder Eiszeit!
Am Freitagabend beginnt für die Eisbären mit dem Duell gegen Nürnberg die neue Eishockey-Saison. Nach fünf mageren Jahren soll endlich wieder ein Titel her.
Ein „Development Camp“ unter Leitung des Trainers der LA Kings und international erfahrenes Personal im Verein: so was hätten sich die Fans der Eisbären nicht träumen lassen, als sie vor 20 Jahren in ihrer wellblechernen Eishockey-Arena in Hohenschönhausen trotzig „Ost-Ost-Ostberlin“ beschworen und Lieder sangen wie „Es kann nicht jedes Arschloch ein Ostberliner sein!“.
Doch die Zeiten ändern sich: Seit Februar sind die – wie die Eisbären zur Anschutz Entertainment Group gehörenden – LA Kings für die sportlichen und wirtschaftlichen Geschicke der Berliner verantwortlich. Und der neue Aufsichtsratschef Luc Robitaille erklärte ziemlich unverblümt: Die Ergebnisse „der vergangenen Jahre in Berlin waren nicht auf dem Meisterschaftsniveau, das wir erwarten“. Letzteres immerhin dürften die Fans genauso sehen – der jüngste der insgesamt sieben DEL-Meistertitel ist mittlerweile fünf Jahre alt.
Nun soll der Verein wieder Erfolge einspielen dank viel neuem Personal. Schon im Mai hatte Stéphane Richer den Posten des Sportdirektors übernommen. Während der letzten Saisonspiele hatte er dem Chefcoach Uwe Krupp assistiert, auch um die Spieler besser kennenlernen zu können. Wie gut ihm das gelungen ist, zeigen kurze Beurteilungen, in denen er nicht nur ihre sportlichen Leistungen analysiert, sondern auch auf ihr Sozialverhalten eingeht.
Uwe Krupp bleibt weiterhin Chefcoach. Unterstützen wird ihn Clement Jodoin: Der 65-Jährige war zuvor unter anderem Assistenztrainer des kanadischen U20-Nationalteams. Neu ist, dass man bei den Eisbären mehr auf die Entwicklung junger Spieler setzen möchte. Dafür wird mit Stefan Ustorf ein ehemaliger Kapitän der deutschen Eishockeynationalmannschaft verantwortlich sein, der sechsmal mit den Eisbären Meister wurde. Ustorf soll in Europa und Nordamerika Talente scouten.
Über den Sommer sei „eine gewisse Aufbruchstimmung entstanden“, sagt Vereinssprecher Daniel Goldstein. Sieben erfahrene Neuzugänge können die Eisbären verzeichnen, „das ist für unsere Verhältnisse relativ viel“. Gleich fünf sind Stürmer, nämlich Sean Backman (von den Ontario Reigns), Martin Buchwieser, Thomas Oppenheimer (beide SV Ingolstadt), Mark Olver (Tuscon) und James Shepard (Kloten/CH). Daniel Richmond (Mannheim) ist Offensiverteidiger und Blake Parlett (Tampere) gilt als Verteidiger mit gutem Passspiel.
Die Vorfreude auf den Saisonbeginn wurde in dieser Woche allerdings von der Nachricht überschattet, dass Verteidiger Constantin Braun auf unbestimmte Zeit pausieren muss, weil er erneut an Depressionen leidet. Mehr möchte im Verein niemand sagen, es wird lediglich um Rücksicht gebeten. Als bei Braun zum ersten Mal Depressionen auftraten, war allgemein gelobt worden, dass die Eisbären ihrem Spieler die benötigte Zeit zugestanden, ohne dies groß zu erwähnen. Das hat wohl auch auf die Fans Einfluss gehabt, die nicht wie sonst oft üblich in Foren wild spekulieren, sondern lediglich Genesungswünsche für ihren „Tine“ posten.
Ob die sieben neuen Spieler ausreichen, um die 52 Spiele der Saison ohne Personalsorgen zu überstehen? Auf der Pressekonferenz am Mittwoch erklärte Trainer Uwe Krupp, „dass wir eine Mannschaft haben, die sich wieder nach oben orientieren muss“. Nun sei er gespannt auf das erste Punktspiel gegen die Thomas Sabo Ice Tigers Nürnberg am Freitag. Der zweimalige deutsche Vizemeister war in der letzten Saison immerhin Dritter geworden, in den bisherigen 51 Begegnungen gewannen 26-mal die Eisbären und 25-mal die Ice Tigers.
Eine Prognose für das kommende Spiel gab Sportdirektor Stephane Richter nicht ab, fand jedoch, dass es „vielleicht ganz gut“ sei, dass die Eisbären das letzte Saisonvorbereitungsspiel gegen die Lahti Pelicans verloren haben. Insgesamt klang das alles eher nach typischer Sporttiefstapelei – in Wirklichkeit dürfte man mit einer erfolgreichen Saison rechnen. Dafür spricht auch, dass die Mannschaft einem Kenner zufolge „äußerst motiviert“ und „sehr optimistisch“ ist.
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