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Saisonauftakt für den FC Union"Für manche wird es das Höchste sein"

Aufstieg in die zweite Liga. Pokalfight gegen den Titelverteidiger Werder Bremen am Sonntag. Trainer Uwe Neuhaus sieht für den FC Union noch Potenzial nach oben

Bierdusche für Union Trainer Uwe Neuhaus nach dem Aufstieg in die zweite Liga Bild: dpa

taz: Herr Neuhaus, kürzlich haben Sie mit dem 1. FC Union Berlin ein Testspiel gegen Schalke 04 gewonnen. Dessen Trainer Felix Magath sagte danach, Sie könnten sich berechtigte Hoffnungen auf eine Pokalsensation am Sonntag gegen Werder Bremen machen. Sehen Sie das auch so?

Der 49-Jährige spielte als Fußballprofi für Wattenscheid 09 in der 1. Bundesliga. Als Ko-Trainer von Matthias Sammer wurde er mit Borussia Dortmund 2002 Deutscher Meister. Seit 2007 trainiert er Union Berlin.

Uwe Neuhaus: Felix Magath weiß eigentlich genau, dass solche Testspiele einen geringen Aussagewert haben. Grundsätzlich sind wir nicht chancenlos. Wenn Magath das gemeint hat, hat er sicherlich recht.

Nach dem Auftakt im Pokal startet Union Berlin als Aufsteiger in die Zweite Liga. Worauf freuen sie sich besonders?

Wir sind einfach glücklich, dabei zu sein. Das öffentliche Interesse ist nun viel größer. Alle Spiele werden live im Fernsehen übertragen. Jeder hat für sich einen persönlichen Karrieresprung geschafft. Für manche wird es das Höchste sein, was sie jemals erreichen werden, für andere ist es eine Zwischenstation auf dem Weg in die Erste Liga.

Ist für Union die Zweite Liga Zwischen- oder Endstation?

Von den Grundstrukturen des Vereins ist es sicherlich möglich, irgendwann den Sprung in die 1. Bundesliga zu schaffen.

Was verstehen Sie unter Grundstrukturen?

Das Umfeld des Vereins. Die Begeisterungsfähigkeit des Publikums etwa ist bereits erstklassig. Wobei wir noch mehr Zuschauer anziehen können. Auch bei den Sponsoren haben wir noch Steigerungsmöglichkeiten. Alles muss Schritt für Schritt weiterentwickelt werden.

Union wird immer noch eher als Köpenicker denn als Berliner Verein wahrgenommen. Ist das ein Wachstumshindernis?

Ich halte diese Diskussion für etwas übertrieben. Köpenick ist ein Stadtteil von Berlin. Mir ist es egal, ob die Zuschauer aus dem weiteren Umfeld kommen oder ob wir noch mehr Köpenicker begeistern.

Aber das Potenzial in Köpenick ist doch nahezu ausgeschöpft.

Warum? Das glaube ich nicht. Beim Testspiel gegen Hertha haben wir ein ausverkauftes Stadion gehabt. Viel mehr Zuschauer als sonst. Wer sagt denn, dass da nicht 16.000 Köpenicker waren.

Die Fans haben die Stadionrenovierung durch fast 140.000 unentgeltliche Arbeitsstunden maßgeblich ermöglicht. Fühlen Sie sich nun verpflichtet?

Dass wir zu hundert Prozent Einsatz zeigen müssen, ist Teil unseres Berufs und nicht Teil unserer Beziehung zu den Fans. Aber dieser immense Einsatz hat schon etwas verändert.

Was?

Jeder Fan, der dabei war, hat sich ein eigenes Denkmal gesetzt. Die Nähe zwischen Verein und Fans hat sich noch einmal vergrößert. Wir sind uns tagtäglich hier auf der Baustelle begegnet. Jeder kennt jeden. Man grüßt sich und spricht miteinander.

Sie selbst reden häufig von Arbeit, Leidenschaft und "ehrlichem Fußball". Werden Sie gern als Malocher wahrgenommen?

Ich kann mich damit voll und ganz identifizieren. Die Spieler müssen, wenn sie auf dem Platz stehen, alle in eine Richtung gehen wollen. Das ist ein ganz wichtiger Faktor.

Im Unterschied zu anderen Trainerkollegen sind sie bislang noch nicht als Fußballtheoretiker auffällig geworden.

Ich muss nicht jeden Tag in der Zeitung stehen. Im Gegenteil. Ich versuche so wenig wie möglich preiszugeben.

Seit Sie bei Union sind, ging es bis auf die Anfangsphase nur bergauf. Haben Sie alles richtig gemacht?

Wenn man zwei Jahre dasselbe macht, in einem Erfolg hat und im anderen nicht, dann hat man ja trotzdem alles falsch gemacht. So funktioniert unser Geschäft. Ausnahmen wie Werder Bremen, die trotz einer schlechteren Saison nun mit ihrem Trainer verlängern wollen, gibt es selten.

Gibt es das bei bei Union?

Jooohh. (Pause) Das klang jetzt wohl nicht überzeugend? Ich meine aber ganz klar: Ja!

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