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Sachsens FDP ist klimaskeptischWettern gegen die „Ökohysterie“

Sachsens FDP düpiert die Bundespartei mit seltsamen Thesen über den Klimawandel. Jetzt sammeln sich die Skeptiker in Dresden zur „alternativen Klimakonferenz“.

Hat ihre ganz eigenen Thesen zum Klimawandel: Die sächsische FDP. Bild: dapd

BERLIN taz | „Sind wir noch zu retten?“, fragen sie im Einladungsflyer. Sachsens Liberale meinen damit nicht ihre Partei, die in aktuellen Umfragen bundesweit um die 5 Prozent dümpelt. Sie machen sich Sorgen um eine „medial geschürte Ökohysterie“ und „grünen Aktionismus“.

Dem wollen sie eine „alternative Klimakonferenz“ entgegensetzen, die am Samstag in Dresden stattfindet. Die sächsische FDP-Landtagsfraktion ist skeptisch, dass der vom Gros der Wissenschaftler befürchtete globale Klimawandel die Welt in den Abgrund reißen könnte – erntet dafür aber immerhin Kritik aus der Bundespartei.

Mitveranstalter und treibende Kraft der „Klimaskeptiker“ ist der FDP-Europaabgeordnete Holger Krahmer. Der 41-Jährige sitzt in Brüssel im Umweltausschuss und verbreitet gern „unbequeme Wahrheiten über die Klimapolitik“. So der Titel einer Schrift, die der gebürtige Leipziger 2010 veröffentlichte. Darin greift Krahmer gängige Argumente der Klimaskeptiker auf.

Auch die sonstigen Redner des liberalen Klimagipfels im Internationalen Congresscenter Dresden sind dafür bekannt, dass sie die Ansicht der großen Mehrzahl der Experten verneinen: dass der von Menschen verursachte CO2-Ausstoß für den Klimawandel maßgeblich verantwortlich ist – und dass die Kohlendioxidemissionen deshalb schleunigst reduziert werden müssen.

Eher peinliche Veranstaltung

Einer der Redner ist Knut Löschke, Physiker und Honorarprofessor aus Leipzig, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn sitzt. Er hält eine drohende Klimakatastrophe für eine „Panikmär“ und vergleicht den Kampf gegen den Klimawandel mit dem Wunsch nach einem weltweiten Sozialismus. Auch der Kulturwissenschaftler Benny Peiser tritt auf. Er ist Direktor des klimaskeptischen Thinktanks Global Warming Policy Foundation in London. Der Journalist Michael Miersch, der gegen einen vermeintlichen „Ökologismus“ anschreibt, ist ebenso auf dem Podium vertreten.

Berliner Parteikollegen ist die Veranstaltung der sächsischen Liberalen eher peinlich. Der umweltpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Kauch, distanziert sich klar: „Die Überprüfung wissenschaftlicher Thesen ist Aufgabe der Wissenschaftsgemeinschaft, nicht von Parteien“, sagt er der taz. Die Haltung der FDP-Bundestagsfraktion sowie mehrerer Bundesparteitage sei klar: „Es ist notwendig, die Klimaschutzziele zu verfolgen.“

Auch Horst Meierhofer, ebenfalls Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des FDP-Bundesfachausschusses Umwelt, übt Kritik: „Eine ausschließlich klimaskeptische Veranstaltung halte ich nicht für hilfreich.“ Der sächsische FDP-Fraktionschef Holger Zastrow verteidigt dagegen seine Parteikollegen: Da in der medialen Öffentlichkeit „die ökologistische Sichtweise ganz besonders präsent sei“, habe man sich bewusst „renommierte Vertreter der anderen Sicht- und Denkweise“ eingeladen, teilt er mit.

Meierhofer betont dagegen, dass die Klimaskeptiker und Klimaleugner in seiner Partei „sicherlich in der deutlichen Minderheit sind“. Es handelt sich aber um eine Minderheit, die der FDP in den Energiewendekurs grätscht. In der Einladung zur Veranstaltung verkünden die sächsischen Liberalen stolz, „dass der Freistaat mit seiner schwarz-gelben Regierung der Energiewende nicht zugestimmt hat“.

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14 Kommentare

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  • TL
    Tim Leuther

    Tolleranz vor der anderen Meinung. Und an den Argumenten messen.

     

    Und nicht schwarz weiß sehen.

     

    Es gibt zwischen Klimapanik und Klimaskeptig mindestens 50 shades of grey. Vermutlich ist die Wahrheit grau.

  • F
    Frank

    Ich hatte dem Thema folgenden Artikel in meinem Blog gewidmet: "Eine vielleicht nicht ganz so wichtige Veranstaltung der FDP"

     

    http://frankinformiert.wordpress.com/2012/06/23/alternative-klimakonferenz-2012-dresden-fdp/

     

    Ich finde schon, dass man beide Positionen anhören bzw. zur Kenntnis nehmen sollte, allerdings ist die Position "Wird schon nichts mit und Menschen zu tun haben" die verantwortungslosere, solange sie nicht bewiesen ist.

  • D
    D.J.

    @vic:

     

    "Die Komiker von der FDP warnen vor Ökohysterie - wer sonst...

    Dass viele "Bürger" diese Ansicht teilen, macht sie nicht weniger falsch."

     

    Dass ich mich nicht mehr als links begreife, liegt nicht zuletzt daran, dass ich keinesfalls mit dieser ganzen unsäglichen linken Arroganz in einen Topf geworfen werden möchte. Wer also "Klimaskeptiker" ist, dessen Bürgerstatus wird nur noch in Anführungszeichen gesetzt? Wie wäre es mit einem Entzug des Wahlrechts? Oder gleich Entmündigung? Es würde der Nettiquette widerprechen, wenn ich mich zu solchen Äußerungen näher auslassen würde. Gäbe es Gott, so möchte er uns davor bewahren, dass Charaktere wie Sie jemals politischen Enfluss erlangen.

  • O
    outsider

    Dann wählen wir eben auch weiterhin keine FDP - macht eh' nix!

  • A
    Ausatmer

    1. Die Mehrheit hat nicht immer recht, gerade was Wissenschaft und Natur betrifft, sind die entscheidenden Dinge von Minderheiten gesagt worden. 2. Die CO2-Mähr hält sich nur noch im ökologischen Sozialismus in Deutschland. Das CO2 keinerlei Wirkung (zumindest in dieser niedrigen Konzentration) auf die Erwärmung der unteren Atmosphäre hat, hat WOOD schon 1909 experimentell nachgewiesen, sehr einfach und in jedem Physik-oder Chemielabor in Schulen auch für Kinder äußerst anschaulich. Mehr CO2 führt nur zu mehr Pflanzenwachstum und kurbelt die regenerierung des Sauerstoffs in der Atmosphäre an, ist also äußerst nützlich!

    3. Wer mit Worten wie "Klimaleugner" oder "Klimaskeptiker" argumentiert, hat nicht verstanden, was Klima ist (Zusammenfassung des Wettergeschehens einer bestimmten Region über einen längeren Zeitraum), wie sollte man das leugnen können oder darüber skeptisch sein? Oder man ist ein Demagoge, der die Freiheit der Bürger einschränken will.

    4. "Man kann ein ganzes Volk eine Zeit lang belügen, Teile eines Volkes dauernd betrügen, aber nicht das ganze Volk dauernd belügen und betrügen." (Abraham Lincoln)

  • BE
    Boris Eichler

    Wenn's nicht ins taz-Weltbild passt, ist's natürlich gleich peinlich. Die Klimadebatte wird in der ganzen Welt dynamisch geführt, offen nach allen Seiten, da ja auch stets neue Erkenntnisse dazu kommen. Nur hierzulande gilt der Stand des letzten Weltklimaberichts als letztes Wort. Wer daran kratzt, soll nur sprechen dürfen, wenn ihm ein Widerpart dazugesellt wird. Als ob das umgekehrt jemals der Fall gewesen wäre.

  • A
    alcibiades

    "ökologistisch", so heisst das also jetzt. War mir neu.

    Die Sache zeigt vor allem eins: Das die FDP mittlerweile eine obskure Splitterpartei ist. Vielleicht sollte man sie auch einfach nicht mehr ernst nehmen.

  • N
    Niko

    Angelehnt an IKEA: Die kleine FDP und ihre Mitläufer möchten aus dem Bundestag und allen Landtagen abgeholt werden.

  • D
    D.J.

    Ich bin nicht Experte genung, um das Für und Wider anthropogenen Klimawandels abzuwägen. Ich stelle nur fest, dass eine sachliche Diskussion hierüber ebensowenig möglich ist wie etwa beim Euro. Statt dessen wird gern ad personam argumentiert, teils weit unter der Gürtellinie (Sarrazin"kritik" lässt grüßen). Somit werden Glaubenskriege geführt und wird stets "Ketzer" gerufen. Warum ist das so? Weil Journalisten (als die tatsächlichen Kleriker unserer Zeit) weniger noch als Politiker fähig sind, eigene Fehler zuzugeben. Und das ist das eigentlich Deprimierende.

  • K
    Karl

    Da bei dem Thema überwiegend mit undefinierten Begriffen gespielt wird (wie gern in der "Politik", verlorene Zeit!

     

    Glück auf!

     

    Karl

  • K
    Kaboom

    LOL, ich dachte eigentlich, dass die "Klimaskeptiker" es nach Heartlandgate aufgeben, sich einen pseudo-wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Weiss doch nun ohnehin jeder interessierte, worum es diesen Leute geht: Schutz der Bilanzen der Erdöl-, Stahl- und Kohleindustrie im Auftrag derselben. Und dies ohne Rücksicht auf Verluste in Bereichen, die nicht die Auftraggeber betreffen.

    Das dies bei der FDP auf besonders fruchtbaren Boden fällt, ist selbstredend alles andere als überraschend.

  • DC
    Dietrich Cerff

    "Da in der medialen Öffentlichkeit „die ökologistische Sichtweise ganz besonders präsent sei“"

     

    Es gibt eine Auswertung der Medien in dieser Frage. Danach wird in jedem 10.000sten Artikel in Klima-Fachzeitschriften ernsthaft Zweifel daran geäußert, dass der Mensch (Mit-)verursacher des Klimawandels ist.

    In Tageszeitungen und anderen allgemein verbreiteten Medien ist es jeder zweite Artikel. Wo bleibt da die "besondere Präsenz einer ökologistischen Sichtweise"?

     

    Leider weiß nicht mehr, wo diese Untersuchung veröffentlich wurde.

     

    Dietrich Cerff

  • M
    Müllman

    Ich finde es gut das die FDP sich selbst wenigstens auch nicht mehr ernst nimmt und den Karren voll gegen die Wand fährt.

    Dreck der sich selbst aufkehrt müssen wir nicht mehr beseitigen.

  • V
    vic

    Die Komiker von der FDP warnen vor Ökohysterie - wer sonst...

    Dass viele "Bürger" diese Ansicht teilen, macht sie nicht weniger falsch.