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Saarlands Ministerpräsidentin in spe"Ohne Druckmittel wird es nicht gehen"

Die Mehrheit für die Frauenquote könne organisiert werden, sagt Saarlands künftige Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer. Denn die Wirtschaft hat trotz freiwilliger Verpflichtungen zu wenig getan.

Will die Frauenquote durchsetzen: Sozialministerin Annegret Kramp-Karrenbauer. Bild: dapd
Paul Wrusch
Interview von Paul Wrusch

taz: Frau Kramp-Karrenbauer, sind Sie für eine gesetzliche Frauenquote für Führungsgremien in der Privatwirtschaft?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Für mich ist wichtig, dass wir am Ende der Debatte eine gesetzliche Regelung mit 30 Prozent haben. Wenn man der Wirtschaft noch über eine Selbstverpflichtung die Möglichkeit einräumt, das, was sie in den letzten zehn Jahren versäumt hat, nachzuholen, kann ich damit leben. Wir lassen uns aber nicht ewig hinhalten.

In der CDU gibt es einen Quotenstreit. Arbeitsministerin von der Leyen will eine gesetzliche Quote von 30 Prozent, Familienministerin Schröder will keine staatliche Einheitsquote und spricht von der "Pflicht zur Selbstverpflichtung".

Das Ziel der beiden ist aber gleich, der Weg nur unterschiedlich. Beide wollen am Ende 30 Prozent, Frau Schröder aber eine flexible Quote mit Selbstverpflichtung, Frau von der Leyen eine Staffelquote. Letztlich muss der Weg verfassungskonform sein und mit dem Koalitionspartner umsetzbar.

Weshalb ist eine Quote überhaupt notwendig?

Weil die freiwillige Selbstverpflichtung, die seit zehn Jahren gilt, nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt hat. Ohne ein gesetzliches Druckmittel wird man daher nicht auskommen können. Die Wirtschaft hatte lange Jahre Zeit, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Das hat sie nicht getan.

Nicht nur bei FDP und CSU gibt es Widerstand, auch in der CDU. Ist die gesetzliche Regelung mehrheitsfähig?

Es gibt viele Skeptiker bei uns. Aber wir von der Frauenunion haben gemerkt, dass es Bewegung gegeben hat und es immer mehr Befürworterinnen und Befürworter gibt. Ich glaube, eine Mehrheit kann organisiert werden.

Würde eine Quote nicht die Wirtschaftsklientel der CDU verschrecken?

Die Wirtschaft ist noch sehr skeptisch. Einige Unternehmen sehen in der Quote aber bereits jetzt nicht den Untergang des Abendlandes. Die Unternehmen sind aufgrund des Fachkräftemangels bald in der Situation, dass sie immer mehr auf Frauen angewiesen sind und sie sich überlegen müssen, was sie Frauen anbieten können.

Sind die von Ihnen geforderten 30 Prozent das Ende der Debatte oder können Sie sich auch mehr vorstellen?

Es ist sicher wünschenswert, wenn man darüber hinausgehen könnte. Aber von der heutigen Situation mit drei Prozent Frauen in Führungsverantwortung bei den börsennotierten Unternehmen ausgehend sind die 30 Prozent ein ambitioniertes Ziel. Wenn das erreicht ist, kann man über weitere Verbesserungen reden.

Wie könnte ein Kompromiss aussehen?

Ich hätte mit einer flexiblen Quote kein Problem. Wichtig ist aber, dass zum Schluss die gesetzliche Festlegung bei 30 Prozent liegt. Am Ende der Legislaturperiode 2013 werden in vielen Unternehmen die Aufsichtsräte neu gewählt. Das kann also ein Zeitpunkt sein, zu dem es eine gesetzliche Regelung geben muss. Deshalb muss diese auch jetzt auf den Weg gebracht werden.

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9 Kommentare

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  • DE
    DAS Ende ist nah

    Wann werden wir endlich von den Doppelnamen - Quotenweiber verschont, welche herausragende Fähigkeit bringt denn bitte diese Dame mit, dass sie Ministerpräsidentin werden soll.

    Jahrelanges Speichellecken und am Bürger vorbei regieren.

    Leider haben diese Quotenemanzen jegliches symphatisches Auftreten und die Entspanntheitb auf dem Weg ihrer zwanghaften Kariereentwicklung und dem neurotischen "Ich muss mich in der Männerwelt beweisen" verloren und wirken wie eine Karrikatur der eigenständigen, emanzipierten Frau. Diese Einstellung in Verbindung mit einer hässlichen Brille, möglichst gefärbten Haare, möglichst unweiblichen Aussehen und Tätigkeit in einem sozialen Feld sind die Grundbedingungen für ein politisches Amt.

    Wie hat schon Charles Bukowski gesagt:

    Die Emanzipation gibt es nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren.

  • NP
    no pussy pass, please.

    @von Ihr Ernst?!: Sie haben sicher Recht, wenn Sie den Foristen darauf hinweisen, dass der unterstellte Zusammenhang einer schnellen Erholung der deutschen Wirtschaft mit dem geringen Frauenanteil in den Vorständen wohl allzu simpel ist. Interessant ist allerdings, dass gerade die Quoten-Befürworter gerne damit argumentieren, dass mehr Frauen in den Aufsichtsräten angeblich die Finanzkrise verhindert hätten. Dieses Argument ist wohl genauso simpel und dumm.

     

    Ich habe leider noch kein einziges überzeugendes und vor allem rechtlich relevantes Argument für die Quote gehört, möchte aber dezent darauf aufmerksam machen, dass diese fraglos in den Schutzbereich von Grundrechten (Gleichbehandlungsgrundsatz, Berufs- und Eigentumsfreiheit etc.) eingreifen wird, und dass diese Eingriffe - wenn überhaupt - nur durch Güter von Verfassungsrang gerechtfertigt werden können. Ob der 1994 revidierte Art. 3 GG, nach dem Frauen und Männer gleichberechtigt sind, der Staat aber die sog. "tatsächliche Gleichberechtigung" fördert, als Rechtfertigung ausreichen wird, ist sehr fraglich.

  • F
    FAXENDICKE

    Wäre ich Frau würde ich gar keine Quote wollen, mir würde ein Mann in entsprechender Führungsposition vollkommen genügen.

    Heisst es denn nicht hinter einem erfolgreichen Mann steht immer eine starke Frau, vorausgesetzt der Mann heißt nicht Westerwelle.

  • MN
    Mein Name ist Legion

    jaaah, her mit der Quote! Nichts Wichtigeres gibt's. So beweist man auch als Politikerin, daß man fürs Geld was tut. Fast alles tut.

     

    Außerdem dringendst gebraucht: Quote für katholische Priesterinnen, für Hebammern (oder wie das längst fällige Maskulinum lautet), für Kindergärtner, Krankenbrüder, -äh, -Pfleger und Knastschwestern, Bauarbeiterinnen, für Ü50 und U25, eine Beamtenquote für die Parlamente und eine Politikerquote für höhere Richterämter.

     

    Und in den Stellenausschreibungen immer schön alle der Reihe nach diskriminierungsfrei "ausdrücklich zu Bewerbungen auffordern". Das hilft! Versprochenst!

  • R
    Rod

    Wann kommt endlich einer Männerquote!? Ich arbeite in einem Callcenter und hier sind definitv 80% aller Beschäftigten Frauen! Meine Partnerin ist Altenpflegerin. Dort arbeiten sogar nur Frauen! Da muss endlich eine Männerquote eingeführt werden.

     

    Auserdem bin ich dafür, dass wir eine Politiker- und Beamtenquote einführen müssen. Derart, dass jeder Beamte´, jeder Politiker und jeder Lehrer mindestens 10 Jahre ihres Lebens in der freien Wirtschaft gearbeitet haben und zwar nicht in Jobs von Daddys Gnaden, sondern als Montagehelfer, Altenpfleger, Callagent, Konstruktionsmechaniker, Elektriker, Entsorger usw.

  • IE
    Ihr Ernst?!

    "Glauben Sie im Ernst, die deutsche Wirtschaft hätte sich so gut erholt, wenn sie in Mehrheit von Frauen geführt wäre?"

     

    Ich hätte nicht gedacht - vllt. besser: gehofft -, dass derart sexistische und plumpe Äußerungen im 21. Jahrhundert endlich ein Anachronismus sind. Sie sollten selbst merken, dass Ihre patriarchalische Ansicht völlig fehl am Platz und obsolet ist.

     

    Spekulationen, inwieweit eine höhere Frauenquote die Wirtschaftskrise beeinflusst hätte, sind absolut überflüssig und im Prinzip nur ein Beleg für ihre nicht differenzierte Ansicht.

     

    Ziel der Politik MUSS es sein, Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau herzustellen. Es muss eine Selbstverständlichkeit sein, auch Frauen in Aufsichtsräte zu setzen, wenn sie die entsprechende Qualifikation haben - und nicht lieber einem Mann, weil der - Ihrer Ansicht nach - ein besseres Händchen für diese Dinge hat.

    Diese Selbstverständlichkeit hat in die deutsche Wirtschaft offensichtlich noch keinen Einzug erhalten und es wird - konservatives Deutschland olé - an unbegründeteten und überholten Geschlechterhierarchien festgehalten.

    Daher muss die Politik diesen kapitalistschen Landlords einen Riegel vorschieben und sie gesetzlich verpflichten, auch qualifizierte Frauen in die Aufsichtsräte zu setzen - davon gibt es nämlich genügend.

     

    Ich war und bin positiv überrascht, dass dies gerade von der Partei mit dem steinzeitlichen Frauenbild angeregt wird.

    Dass der "emanzipatorische" und "liberale" Koalitionspartner, a.k.a. der Witz in Tüten - Die Liberalen, sich dagegen wehrt und der Gutsherrenart der räuberischen Wirtschaft nach dem Mund redet ist auch nicht weiter verwunderlich.

  • P
    Pirate_Radio

    ...schade, dass die CDU es immer wieder schafft, Themen der Grünen zu adaptieren und diese dann zerstückelt und sinnlos als ihre eigenen wieder zurück gibt. Auch wenn es in dem Fall wohl eher die Frauenunion ist. Sind die überhaupt 30 Prozent?

     

    @NaJa:Wo bleibt der Beweis für die chauvinistische These? Ein Fallbeispiel? Ernsthaft? Ich kannte mal einen Mann, der war Alkoholiker UND im Vorstand eines Unternehmens. Was kann ich dann daraus schließen?

  • N
    NaJa

    Seien wir doch froh, daß es die Quote nicht gibt. Glauben Sie im Ernst, die deutsche Wirtschaft hätte sich so gut erholt, wenn sie in Mehrheit von Frauen geführt wäre?

    Was die Quotenfrauen reißen sie man doch an Frau Kramp-Karrenbauer und ähnlichen.

  • WW
    W. Wacker

    Eine weitere erschreckende Umfrage:

    98% aller Herz- und Gehirnchirurgen sind Männer.

     

    Bis zum Erreichen eine Frauenquote von 30% werden für Politiker und andere Befürworter der Frauenquote sowie deren Kinder und sonstige Familienangehörige die Operateurin jeweils per Los aus dem Chirurginnenpool bestimmt. So löst sich das Problem hoffentlich von selbst.