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SWR-„Tatort“ mit Richy MüllerStuttgart kann sehr kalt sein

Eine Leiche im Müll, blanke Nerven und persönliche Verwicklungen. Es geht rau zu in Baden-Württembergs Landeshauptstadt.

„Achtung, Achtung! Hier spricht Thorsten Lannert.“ Foto: SWR/Alexander Kluge

Der Frost kriecht in die Gemüter in Stuttgart. In einem Müllcontainer wird die Leiche Jörg Albrechts entdeckt. Gerade war er aus dem Gefängnis entlassen worden. Er hatte ein grausames Verbrechen begangen, eine Vergewaltigung mit Todesfolge. Die Tat wurde gefilmt, um die Bilder im Darknet zu verkaufen. Es gab also einen Komplizen. Aus Todesangst hat Albrecht ihn nie verraten und in Kauf genommen, trotz positiver Sozialprognose seine volle Strafe absitzen zu müssen.

Ihre Ermittlungen führen die Kriminalkommissare Bootz (Felix Klare) und Lannert (Richy Müller) zu Frank und Simone Mendt (Robert Hunger-Bühler und Michaela Caspar), den Eltern des damaligen Opfers. Als Nebenkläger waren sie über Albrechts Haftentlassung informiert worden. Noch immer lastet die Trauer schwer auf dem Paar. Beide verhehlen kaum ihren Wunsch nach Vergeltung. Mehr noch: Nur dieses Ziel hält sie noch am Leben.

Ein packendes Katz-und-Maus-Spiel nimmt seinen Lauf. Die Mendts kennen den Namen des damaligen Mittäters und sind auf der Suche. Die Kriminalbeamten haben sie durchschaut und observieren das Paar. Doch sie werden ausgetrickst.

Dieses Mal also kein Lächeln von Staatsanwältin Emilìa Àlvarez (Carolina Vera), kein heiteres Geplänkel mit Kriminaltechnikerin Nikita Banovic (Mimi Fiedler) und Rechtsmediziner Vogt (Jürgen Hartmann). Stattdessen große Ernsthaftigkeit, präzise Psychologie, eindringliche Vernehmungen.

Preis des Lebens

Stuttgart-"Tatort", Sonntag 20:15 Uhr, ARD

Und nach dem entscheidenden Wendepunkt blanke Nerven bei Bootz und gereizter Aktivismus bei den anderen. Denn Bootz wird auf persönliche Weise in den Fall hineingezogen. Ein im TV-Krimi eigentlich ausgereizter Kniff, in Holger Karsten Schmidts Drehbuch aber immerhin plausibel und von Regisseur Roland Suso Richter angemessen kalt, rau und grimmig ins Bild gesetzt.

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5 Kommentare

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  • Tatort wird heute doch nur noch geguckt, weil man jedesmal ein noch peinlicheres Debakel erwartet. Offenbar werden die Zuschauer dabei nicht enttäuscht, wie die Einschaltquoten belegen.

  • Das war einer der schlechtesten "Tatort"- Krimis, die ich gesehen habe.

     

    Dass Verdächtige entwischen können, kann passieren - immer und überall.

     

    Nur, dass ein Polizist durch eine von ihm mit einem Stein aufgebrochene Glastüre einsteigt, auf der Suche nach Hinweisen, wo die geflüchteten Verdächtigen sein könnten, das mutet komisch an; ebenso, dass ein wegen persönlicher Betroffenheit suspendierter Kommissar einen Tatverdächtigten aus der JVA nur gegen Vorlage seines Dienstausweises abholen kann.

     

    Insgesamt gesehen, war dieser "Tatort" keinen Cent, erst recht keinen Euro der Produktionskosten wert. Ausser für die, die das Schwäbische und die Schwaben als doof darstellen möchten (oder sogar müssen).

    • @Der Allgäuer:

      Gott sei Dank hab ich auch den wieder verpasst.

  • Ob der Krimi tatsächlich viel mit Stuttgart zu tun hat sei dahingestellt. Viel mit Stuttgart (und Politik) hat zu tun daß der schwarze Filz in die grüne Pampe übergeht. Das ist auch kriminell, dieses Stuttgarter Modell.

    • @Ulrich Frank:

      Hallo Ulrich Frank, dass der schwarze Filz in eine grüne oder grün-rote Pampe übergehen kann, ist eine reale Gefahr - keine Frage.

       

      Nur, wo sehen oder sahen Sie das bei diesem saumässig schlecht gemachten "Allerwelts"-"Tatort", der überall hätte spielen können?