■ SURFBRETT: Virtuelle Millionäre
Das bunte Logo baut sich noch auf, da geben wir in die Formularzeile schon den Suchbegriff ein: „Yahoo!“ Eine logisch paradoxe Aufgabe, die Stauszeile des Browsers meldet trotzdem: „Search .yahoo.com contacted. Waiting for reply...“ Die Suchmaschine befragt, sucht sich selber und scheint sich gut zu kennen. Wie immer haben wir die gesuchte Information nicht genau genug eingekreist, die Strafe folgt auf den Klick: Seitenweise wälzen sich Informationen, Links, Querverweise über den Bildschirm – viel zu viele.
Yahoo! (http://www.yahoo.com) ist ohne Zweifel das berühmteste Telefonbuch des World Wide Web. Yahoo! – angeblich die Abkürzung von „Yet Another Hierarchical Officious Oracle“ – muß man nun wirklich nicht mehr vorstellen. Altbewährt tut der nützliche Apparat in Sunnyvale, Kalifornien, an der Südspitze der Frisco-Bay seinen Dienst.
Nur daß seine Gründer jetzt die Beine hochlegen können. Vergangenen Donnerstag ist die „Yahoo! Corporation“ an die Börse gegangen. Die Anteile zum Ausgabepreis von 13 US-Dollar pro Stück erlebten einen rekordverdächtigen Ansturm. Nur zwei Stunden nach Verkaufsbeginn hatte die Yahoo!-Aktie eine Wertsteigerung von 230 Prozent hinter sich. Der Kurs ging inzwischen leicht zurück, heute ist das Papier 33 Dollar wert.
Die Meldungen über den plötzlichen und märchenhaften Reichtum der Yahoo!-Gründer David Filo (29) und Jerry Yang (27), welche die Datenbank vor zwei Jahren an der Stanford Universität zunächst für den persönlichen Gebrauch entwickelt haben, überschlagen sich. Eine Zeitung hat errechnet, daß die beiden Yahoos jeweils 185fache Dollar-Millionäre seien. Das ist nur theoretisch so, denn wenn sie ihre Anteile verkauften, würde der Kurs vermutlich in den Keller fallen.
Das wird er sowieso, meinen Börsen- Experten und raten vom Kauf des Internet-Papiers ab. Denn eigentlich steckt hinter dem fröhlichen Cowboy-Namen nicht viel Substanz. Die Technik ist von der kanadischen Softwarefirma „Open Text“ übernommen, die Lizenz ist nicht einmal exklusiv. Der Wert der „Open Text Corporation“ ist bereits unter den Ausgabekurs von 15 Dollar gefallen.
Und auch Yahoo weiß nicht alles: Wer nach der Webseite der ETA sucht, über die wir letzte Woche geschrieben haben, wird auf den gesperrten Server in der Schweiz verwiesen. Dabei sind die baskischen Separatisten bereits nach Belgien umgezogen, auf http://www.knooppnt.be/ ~euskadi.kuzy@taz.de
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