■ SURFBRETT: Auferstanden aus digitalen Ruinen
Gehen die Grünen mit der PDS zusammen? Das werden wohl eher die Prozente nach der nächsten Wahl entscheiden als die zur Zeit täglich neu formulierten Bedingungen der Parteioberen. Und über die Probleme der PDS ist im Internet mehr zu lernen als aus der Tagespresse. Dringend empfohlen zur Lektüre sei deshalb die Website von Peter Hagemann aus Stendal, insbesondere das Dokument unter http://home.t-online.de/home/ peh.sdl/meinung.htm.
Dagegen ist das Programm der Kommunistischen Plattform nur ein milder Kräuertee. Hagemann kommt ohne Parteitaktik zur Sache, er will endlich seine „Meinung zur DDR“ sagen, so heißt der wichtigste Menüpunkt auf der Eingangsseite, die damit beweist, wie nützlich und allgemein staatsbürgerlich bildend das Internet ist.
„Auferstanden aus Ruinen“ steht links oben über der Flagge der DDR, am rechten oberen Rand fordert Peter Hagemann in Englisch Gebührenfreiheit für das Internet. Schließlich hat er in der DDR dafür auch nicht bezahlen müssen, Computerfachmann, der er war und heute immer noch ist, aber bei der Telekom in Magdeburg, was sich nun überhaupt nicht mit den alten Zeiten vergleichen läßt. Keine Kriminellen auf der Straße damals, keine Arbeitslosen, und „vor allem für die Jugend zwischenmenschliche Beziehungen“, die „verlorengegangen sind“.
Was also soll schlecht gewesen sein an Gewerkschaften, die Hagemann einen bezahlten Urlaub möglich gemacht haben? Hagemann weiß es nicht. Der Staat, der am 3. Oktober 1990 starb, werde verleumdet, schrieb er, und er erhielt so viele Zuschriften, daß er ein „Meinungsforum“ eingerichtet hat. Ein längerer, öffentlicher Briefwechsel mit einem Kritiker schließt sich an, der Hagemanns Ansichten dankenswert ausführlich dokumentiert. Sie machen gewagte Vergleiche möglich: „Und ist ein Bundeskanzler, der die Meinung von hunderttausenden Demonstranten nicht nur ignoriert, sondern öffentlich schmäht, dem Bild von einem Diktator nicht viel ähnlicher, als ein E.H.?“
Welche Demonstrationen von Hunderttausenden hat E.H. öffentlich gelobt? Waren seine Paraden mit Winkelementen Demonstrationen? Wo ist Hagemann damals mitmarschiert? Und was soll die Abkürzung? Darf dieser Name nicht mehr ausgeschrieben werden, oder steckt besondere Verehrung dahinter, so wie bei der anderen Abkürzung, „A.H.“, die unter anderen Gleichgesinnten üblich ist? Hoffentlich hinkt wenigstens dieser Vergleich. niklaus@taz.de
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