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■ SURFBRETTEinbruch in die Heimatseite

Hacker finden das World Wide Web nicht besonders interessant. Das ständige Herumklicken mit einer Maus erfüllt sie mit Abscheu. Sie brauchen endlos lange, völlig unverständliche Befehlszeilen auf einem schwarzen Bildschirm. Nur so kommt ein wirklich guter Hack zustande – damit muß nicht unbedingt ein Einbruch in irgendeine elektronische Geld- oder Datenbank gemeint sein. Hacker sind gutartige Spinner; mit diesem Wort wurden am Anfang einfach nur besonders schlaue oder auch mal gemeine Programmierfreaks bezeichnet.

Aber auch sie müssen mit der Zeit gehen. Die Detmolder Sparkasse ist heute etwa so gut abgesichert wie früher das Pentagon, deshalb macht es keinen Spaß mehr, dort einzubrechen. Es macht keinen Spaß mehr, weil es fast unmöglich ist.

Die Akademiker unter den Hackern haben sich auf das Knacken von Verschlüsselungscodes verlegt, aber auch das ist langweilig, weil es nur darauf ankommt, die nötige Rechnerleistung zusammenzubekommen. Der Rest ist Mathematik. So schnell geben richtige Hacker jedoch nicht auf. Einige haben sich das verpönte World Wide Web doch noch einmal genauer angesehen. Es wimmelt von Paßwörtern und anderen Zugangsbeschränkungen. Eine Hürde, die sich als überwindbar erwies. Das sowohl gedruckt als auch online erscheinende Magazin 2600 zeigt eine kleine Galerie gehackter Homepages. Die Opfer sind dieselben wie früher, ernsthaft geschädigt sind sie nicht, aber sie ärgern sich: der CIA, das amerikanische Justizministerium, die Nasa, die Air Force – aber auch ein Pelzhändler und die britische Labour Party. Sie alle mußten erleben, daß ihre Homepages eines Tages etwas anders aussahen, als die zuständigen Webmaster sie abgespeichert hatten. Irgendeinem Hacker war es gelungen, eine Schreibberechtigung zu erschleichen. Tony Blair grinst nun als Gummipuppe oben auf der Begrüßungsseite, alle seine politischen Parolen sind ins Gegenteil verkehrt – unter dem Stichwort „Frauen“ lauert gar der Link auf eine miese Sexsite. Die CIA wiederum heißt jetzt „Zentralagentur der Vollidioten“, und der Pelzhändler wirbt mit blutigen Tierkadavern.

Das Magazin verschweigt die Reaktionen. Natürlich lassen sich die Fälschungen mit ein paar Handgriffen korrigieren. Wahrscheinlich sind sie jeweils schon am anderen Morgen entdeckt und beseitigt worden. Aber im Magazin 2600 sind sie unter http://www.2600.com/hacked _pages/ für alle Netzzeiten verewigt. niklaus@taz.de

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