piwik no script img

Archiv-Artikel

STUDIENGEBÜHREN: DIE ARBEITGEBER SIND KREATIV, ABER UNÖKONOMISCH Studis werden junge Erwachsene

Die Arbeitgeber haben Recht: Ihr Modell zur sozialen Absicherung des Studiums in Deutschland ist das kreativste, was seit langem auf den Tisch kam. Alle Studierenden hätten gemäß der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Anspruch auf einen Studienzuschuss von 15.000 Euro – ohne Rückzahlung nach dem Abschluss. Das würde die Bedingungen des bisherigen Bafögs erheblich verbessern. In dessen Genuss nämlich kommt nur ein Teil der StudentInnen, weil es elternabhängig bezahlt wird.

Auch das Studiendarlehen von maximal 35.000 Euro ist eine Innovation. Studierende können es zusätzlich aufnehmen, um sich durch Kellnern oder Kassieren nicht vom Studium abhalten lassen zu müssen. Kurz: Das BDA-Modell macht aus Studis junge Erwachsene, die unabhängig von Gelbeutel (und Wünschen) ihrer Eltern studieren können.

Selbstverständlich finden sich noch im schönsten Wolkenkuckucksheim schattige Plätzchen. Für das BDA-Modell heißt das: Das Stipendiensystem für Studis hat den Nachteil, dass es das Sozialpolster für die Einführung von Studiengebühren darstellt. Das ist, wenn man so will, die Kehrseite der Unabhängigkeit von den Eltern, weil sie die Übernahme von mehr Selbstverantwortung, in diesem Fall Selbstbeteiligung an den Studienkosten, mit einschließt. Diese Seite des neuen Sozialvertrages über Bildung lehnen viele Studierende ab – begreiflicherweise.

Hier liegt die Crux des Vorschlags: Ein ökonomischer Interessenverband befürwortet ein ökonomisches Anreizmodell – und verletzt fundamentale Regeln von Angebot und Nachfrage. Es ist, um wirtschaftsrational zu argumentieren, doch eine höchst unorthodoxe Methode, erst den Preis und dann die Qualität einer Dienstleistung zu erhöhen. Warum sollten die Marktteilnehmer das mitmachen? Warum sollten sie einen Vorschuss auf das vage Versprechen bezahlen, die Studienbedingungen verbesserten sich? Der erfolgreiche Mittelständler Dieter Hundt sollte wissen, dass man so kein Unternehmen sanieren und kein Angebot verbessern kann. CHRISTIAN FÜLLER