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STIMMEN DER ANDEREN'NZZ‘ geißelt Bundespost

■ Zum 9. April: „Briefmarkenscheichtum Deutschland“

Zürich (taz) — Das konservative Weltblatt 'Neue Zürcher Zeitung‘ wacht über alle Märkte. Dazu gehört auch das Briefmarkensammeln, das, ernsthaft betrieben, durchaus als Kapitalanlage betrachtet werden kann. Voraussetzung dafür ist allerdings, daß nicht nur die Auflagen recht niedrig sind, sondern auch die Zahl der ausgegebenen Marken in Grenzen bleibt. Darüber wacht auch der Weltpostverein (UPU). Nun aber ist die 'NZZ‘ empört. Unter der Überschrift „BRD-Briefmarkenpolitik auf Abwegen“ schreibt sie, die Hervorhebungen stehen im Originaltext:

Am 9. April legt die Deutsche Bundespost nicht weniger als fünfzehn Sondermarken zum Verkauf auf, darunter fünf (!) verschiedene 100-Pfennig-Marken. Teil der Neuheitenflut ist eine achtteilige Serie „Für die Jugend“ mit Schmetterlingsdarstellungen. Bisher gab es für dieses Thema jeweils vier Marken des Bundes und Berlins. Weil es das letztere Postgebiet nicht mehr gibt, ist der Serienumfang kurzerhand verdoppelt worden. Unumgänglich scheint der Bundespost auch das Thema „Historische Luftpostbeförderung“ zu sein. Gleich vier Wertzeichen sind dafür nötig. Dazu kommen noch je eine Gedenkmarke für die „Ereignisse“ „200 Jahre Sing-Akademie zu Berlin“ und „125 Jahre Lette- Verein“ sowie eine für die Unsitte der sogenannten Gemeinschaftsausgaben, diesmal mit Polen, zum 750. Jahrestag der Schlacht bei Liegnitz. Selbstverständlich sieht sich die Bundesrepublik als seriöses Briefmarkenland, keineswegs vergleichbar mit orientalischen, pazifischen und südamerikanischen Philatelie-Raubrittern. Und selbstverständlich hat auch die BRD-Post den philatelistischen Ethik-Kodex der UPU unterschrieben. Nur so weitergemacht! Die Beliebtheit der Produkte des Markenscheichtums Deutschland wird sicher über jedes Erwarten steigen.

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