STEFFEN GRIMBERG DER WOCHENENDKRIMI: Auf Jagd in Jena

Grüner geht’s nimmer: Wenn die fiesen Buben höchst ökologisch per Linienbus abhauen wollen, nimmt Ben die Verfolgung eben per Fahrrad auf. Um mit dem motorisierten ÖPNV mithalten zu können, braucht es zwar eine profunde Ortskenntnis, aber die hat Ben in Jena sowieso. Und Auto dürfte er auch überhaupt nicht fahren: Ben (David Bode) ist nämlich erst 14 und ermittelt beim Kika.

Wobei das mit dem Ermitteln allerdings so eine Sache ist, denn Ben ist eher mal Anlass sowie Ob- und Subjekt des heutigen Falls: Er wird Zeuge, wie drei andere Jugendliche eine Frau demütigen und dabei mit dem Handy filmen: „Bitte recht freundlich“, sagt der Anführer noch höhnisch dazu. Ben sagt den dreien danach seine Meinung, wobei eines der Handys zu Bruch geht – und Ben wenig später eine Anzeige wegen Sachbeschädigung an der Backe hat.

Hier wird der Kinderkrimi dann ganz fürchterlich erwachsen, denn wie beim großen „Tatort“, wo die Kommissare auch immer mit einem Bein persönlich im Fall hängen, ist Bens Vater – natürlich bei der Polizei.

In Jena sehen sich die Beamten schon länger mit brutal-unsinniger Gewalt konfrontiert, die sich dann per Clip im Netz wiederfindet. Aber weil sich beide Jungs – Vater Kommissar (Andreas Patton) wie der Sohnemann – ein bisschen dösig anstellen, gibt es noch Bens Schwester Sophie (Miriam Schweiger). Die repariert Mopeds, bleibt dabei ganz junge Dame – und ist, wie sich das gehört, den Kerlen haushoch überlegen.

Und bis auf den ein bisschen zu erwartbaren Showdown mit Happy End sitzt man verblüfft da: Ein guter Krimi, rasant geschnitten. Und was die vom „Erwachsenenkrimi“ sattsam bekannte Masche angeht, gesellschaftliche und soziale Phänome zu verhandeln: Das Thema gefilmte Gewalt fürs Angeben im Internet wird souverän thematisiert, ohne übertrieben pädagogisch zu werden. Für Gefühle bleibt auch Raum, schließlich hat sich Mami gerade vom Kommissar-Papi getrennt – das volle Programm also. Und alles in halber „Tatort“-Zeit!

■ Kika.de – Jena: „Bitte recht freundlich“. So., 14.35 Uhr, Kika

■ Steffen Grimberg, taz-Medienredakteur, verzichtet auf Billigflüge und „Tatort“-Rezensionen