■ STANDBILD: Krücke ist wieder da
(Was nun, Herr Lambsdorff, Samstag, 8.10., ZDF) Klaus Bresser, die unerträgliche Seichtigkeit aus Mainz, in seiner eigenen Sendung, Was nun ... usw. – doch, der ZDF-Chefschwätzer bringt es fertig, auf sein Mitmacher- und Ranschmeißer-TV-Debakel auch noch stolz zu sein –, im Gespräch mit Krücke, der von Gerichts wegen 180.000 Mark von den an ihn verabfolgten Flick-Schmiergeldern wieder zurückgeben muß: Arbeitslosigkeit – wird das weniger? Er hält sich tatsächlich für einen politischen Journalisten, der Bresserwisser, und an seiner Seite hat er jetzt, statt des ausgeschiedenen W.Herles, einen noch glanz- und farbloseren Nullundnichtig sitzen, einen Klaus –Peter Irgendwen, dem es gelingt, gleichzeitig das Air des Juvenil-Kritischen ins Gecco-Gesichtchen zu zwängen wie noch affirmativere, noch doofere Fragen (Jäger 90? Was wird damit?) an Krücke Lambsdorff zu richten, die richtige Mischung aus kriechend vorm Chef und profilorientiert, doch, so wird man was als Schmalspurdünnbrettbohreräffchen.
Und wenn Krücke dann sagt, „wir leben hier in einer parlamentarischen Demokratie“ etc., und niemand, nicht mal er selbst, in haltloses, schepperndes Gelächter ausbricht, sondern Bresser & Co-Mutant die Äuglein aufreißen und brav die fadenscheinigen Köpfchen wackeln, dann müßte und möchte man eigentlich in den Fernsehkasten schießen, um die einander mit FrageAntwortFrage beschlafenden Figuren ins ewige Flimmern & Rauschen zu befördern, wo Gequassel plätschert ohn' Unterlaß, wo alle dazugehören und wichtig sind, aber dann ist man gemein und läßt sie noch ein wenig weiterwurschteln, all die Blamagen mit Selbstauslöser, und wenn sie dann, ganz von selbst, gestorben sind wie der dicke Mann letzte Woche, dann ist es, als habe man eine alte Zeitung weggeworfen.
wiglaf droste
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