piwik no script img

STADTUMBAUWegschmelzende Kühlhäuser

An der Köpenicker Straße in Mitte hat der Abriss der historischen Kühlhäuser begonnen. Eine Initiative, die für den Erhalt kämpft, ist dennoch optimistisch.

n den Kühlhäusern der historischen Eisfabrik an der Köpenicker Straße in Mitte haben die Vorbereitungen für einen Abriss begonnen. Eine Sprecherin des Eigentümers TLG Immobilien bestätigte, dass "Entkernungs- und Dekontaminierungsmaßnahmen" durchgeführt würden. Der Abriss solle in einem halben Jahr abgeschlossen sein.

Das Immobilienunternehmen plant auf dem Gelände mehrere Gebäude, in denen Wohn-, Büro- und Gewerbeflächen entstehen sollen. Gegen den Abriss kämpft eine Initiative aus Anwohnern des angrenzenden Wohnhauses. Erst am vergangenen Freitag zogen sie in einer Demonstration durch den Kiez, um sich für den Erhalt der historischen Industriegebäude einzusetzen.

Die TLG begründet den Abriss mit einer hohen Kontamination sowie der Gebäudestruktur. "Zum einen sind das ganz geringe Stockwerkhöhen, zum anderen ist die Raumtiefe so hoch, dass man da nie Licht reinbekommen würde", sagt Firmensprecherin Sabine Pentrop. Man habe sich über die Jahre stets mit den Anwohnern im Gespräch befunden. Das Unternehmen hatte das Gelände als Treuhand-Objekt nach der Wende erworben und war nach eigenen Angaben einem Erhalt zunächst nicht abgeneigt. "Wir haben über die Jahre viele Gespräche mit Interessenten und Investoren geführt", sagt Pentrop. Letztlich habe sich aber der Abriss als einzig wirtschaftliche Lösung herausgestellt.

Peter Schwoch von der Initiative für den Erhalt der Eisfabrik sieht das anders: Natürlich gebe es die Probleme der hohen Raumtiefe und der Kontaminierung durch einen Dämmstoff. "Aber das lässt sich lösen." Das jetzige Universal-Gebäude am Osthafen sei mit demselben Stoff gedämmt gewesen und auch nicht abgerissen worden. Licht lasse sich mit architektonischen Mitteln ins Gebäude bringen: zum Beispiel mit Durchbrüchen in höheren Stockwerken, sodass Galerien entstünden. Als letzte Lösung wäre immer noch eine Nutzung als Lagerräume denkbar.

"Das sind die ältesten Kühlhäuser Europas und somit auch ein technisches Denkmal", sagt Schwoch. In der Initiative sei man derzeit optimistisch, dass die Gebäude erhalten werden können. "Der Rückbau dauert schließlich eine Weile und so lange haben wir noch Hoffnung." Unter anderem Senatsbaudirektorin Regula Lüscher hatte sich positiv über eine Erhaltung der Gebäude geäußert.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • ET
    Elka Tiwo

    Dämmstoff - Kontaminierung

     

    Alle Kühlhäuser bis 1970 sind mit dem selben Dämmstoff gedämmt, der heute als Kontminiert gilt.

     

    Schön ist auch der Kontakt mit den Anwohnern. Dieser erfolgte durch fristlose Kündigungen der Mietverhältnisse wegen einer Veranstaltung zum Tag des offenen Denkmals....

     

     

    Der Erhalt des gesamten Denkmalensembles ist für die TLG nicht wirtschaftlich...

    Nur durch den Denkmalschutz und der Hartnäckigkeit der Initiative bleibt überhaupt was stehen.

    Die TLG ist die direkte Nachfolgerin der Treuhand.

    Sie hat 1995 eine funktionierende Fabrikanlage mit Wohnhäusern übernommen (nicht erworben).

    Bei einem Besuch des Geländes ist zu sehen, in welchem Zustand es heute ist.