SPORTPLATZ : Ein Spektakel der besonderen Art
BASKETBALL Alba steht auf Platz drei der Bundesliga-Tabelle – dank einer Topdefensive und guter Teamleistung
Über Mangel an Beschäftigung konnten sich die Basketballer von Alba Berlin in den vergangenen Wochen nicht beklagen. Vier Spiele innerhalb von acht Tagen absolvierten sie – davon drei zu Hause. Mit dem 89:65-Erfolg vom Freitagabend, bei dem der direkte Verfolger Oldenburg phasenweise an die Wand gespielt wurde, sind die Berliner bis auf Platz drei der Tabelle geklettert.
Grundstock des Erfolgs ist die harte und intensive Verteidigung. „Jeder zeigt die Bereitschaft, sich da voll einzusetzen“, sagt Manager Marco Baldi. Manch einem Gegner zerrt diese Spielweise an den Nerven. Gegen Braunschweig wurden zwei gegnerische Spieler disqualifiziert, bei Oldenburg am Freitag einer. Alle wegen Tätlichkeiten – im Basketball normalerweise eher seltene Ereignisse. „Wir verteidigen hart, das nervt die Leute“, ist sich Baldi sicher.
An allen Szenen beteiligt war Alba-Guard Akeem Vargas. Oldenburg-Coach Sebastian Machowski forderte deshalb auch eine Bestrafung des Provokateurs. Der ist sich aber keiner Schuld bewusst. „Ich beleidige niemand. Aber wenn der Wurf drin ist, kann ich das meinem Gegenspieler auch sagen“, so Vargas. Die Liga sah bisher noch keinen Grund, gegen den 23-jährigen Berliner zu ermitteln. Baldi hält ohnehin nicht viel davon, Nebenkriegsschauplätze aufzumachen. „Wer mit 24 Punkten Abstand verliert, sollte mal die anderen Themen weglassen und vor der eigenen Tür kehren“, sagt er mit Blick auf die Oldenburger.
Eine echte Show
Keine Frage, Alba bietet derzeit viel Spektakel. „Eine echte Show“, findet Trainer Sasa Obradovic. Mit viel Tempo, krachenden Dunkings und gutem Teambasketball bot Alba zuletzt eindrucksvolle Spiele. Denn nicht nur defensiv, auch in der Offensive läuft es bei den Berlinern prima. Schon zweimal konnte die 100-Punkte-Marke in dieser Saison geknackt werden. „Unsere starke Defensive gibt uns viele einfache Punkte, wie Fastbreaks und viele offene Würfe“, erklärt Obradovic.
Das vor der Saison komplett neu zusammengestellte Team findet immer besser zusammen. Und mit den Siegen kamen das nötige Selbstvertrauen und die Souveränität. „Wir gehen fast immer hellwach in jedes Spiel“, so Baldi. Durch die vielen Wechsel während des Spiels bekommt auch jeder im Team seine Pausen. Die Folge: Die Konzentration kann lange beibehalten werden.
Zudem verteilt sich das Punktesammeln bei den Berlinern auf zahlreiche Spieler. Dachte man noch vor der Saison, ein Fehlen des vielleicht einzigen Topstars David Logan könnte nicht kompensiert werden, muss man inzwischen feststellen, dass es auch ohne den erfahrenen US-Amerikaner geht. Als er verletzt fehlte, siegte Alba weiter. Schwächephasen einzelner Spieler kann der breit aufgestellte Kader mittlerweise kompensieren.
Bei Center Jonas Wohlfahrt-Bottermann lief es trotz des Mannschaftserfolgs zuletzt nicht ganz so rund. „Aber ich bin froh, dass der Trainer weiter auf mich setzt“, sagt er. Und das lohnte sich: Gegen Oldenburg war der 23-Jährige, der aus Bonn in die Hauptstadt gewechselt ist, mit insgesamt 16 Punkten bester Berliner Werfer. Er gehört zur festen Rotation im Team von Trainer Obradovic. Die jungen deutschen Spieler im Team bekommen ihre Spielzeit, um sich weiterzuentwickeln. Auch das war in den letzten Jahren bei Alba nur selten der Fall.
Das Ziel sind die Play-offs
Das Team soll weiter die Zeit, sich zu entwickeln, bekommen. Deshalb will der Verein auch keinen unnötigen Druck aufbauen. Die Zielvorgabe für die Saison – das Erreichen der Play-offs – wird nicht nach oben korrigiert. „Aber natürlich wollen wir da oben bleiben“, sagt Center Wohlfahrt-Bottermann. NICOLAS SOWA