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Archiv-Artikel

SPORTPLATZ Ein Sieg gegen den Krösus aus Bayern

BASKETBALL Kurz vor dem Beginn der Bundesligasaison feiert Alba vor 11.000 Zuschauern den Gewinn des Champions Cup. Am Donnerstag geht es gegen Göttingen

„Der Titel im Champions Cup ist nicht so wichtig, wichtiger ist es zu gewinnen“

SASA OBRADOVIC, ALBA-TRAINER

Den ersten Pokal der Basketball-Saison durfte am Sonnabendabend in der Arena am Ostbahnhof Alba Berlin in die Luft stemmen. Im Champions Cup, dem Duell von Pokalsieger Alba gegen Meister Bayern München, siegten die Berliner nach einer starken ersten Halbzeit vor rund 11.100 Zuschauern mit 76:68.

„Ein schöner Sieg, der uns weiteres Selbstvertrauen für die Saison gibt“, resümierte Albas neuer Kapitän Alex King. Aber eigentlich war es ein Titel ohne große Bedeutung. Erst am Donnerstag startet für die Berliner gegen Göttingen die Saison in der Basketball-Bundesliga. „Der Titel ist nicht so wichtig, wichtiger ist es zu gewinnen“, sagte deshalb Trainer Sasa Obradovic.

Denn mit den Bayern wurde der Erzrivale geschlagen. Und die Rivalität war im Spiel zu spüren. Es ging heiß her: viele Pfiffe gegen Ex-Berliner, harte Fouls und Provokationen. In der Halbzeit wurde sogar Bayern-Coach Svetislav Pesic disqualifiziert, weil er sich wohl zu heftig bei den Schiedsrichtern beschwert hatte.

Seit zwei Jahren fliegen regelmäßig Giftpfeile zwischen Spree und Isar hin und her. Erst kürzlich hatte Alba-Manager Marco Baldi in Richtung München geschossen: „Ich freue mich, wenn Bayern in 25 Jahren unsere Titelbilanz aus unseren ersten 25 Jahren aufweisen kann.“ So ist der Champions Cup ein netter Saison-Einstieg für Alba in dessen 25. Jubiläumssaison.

Mehr aber auch nicht. Bei Alba möchte man diesen Erfolg nicht überbewerten. „In der Saison kann dann das alles wieder ganz anders aussehen“, so King, auch in dem Wissen, dass die Berliner ein sehr junges und unerfahrenes Team haben. Mit Logan, Kendall, Jagla und dem langjährigen Kapitän Schultze haben die Routiniers den Verein verlassen. Mit Forward Niels Giffey und Center Martin Seiferth kamen zwei junge deutsche Spieler von US-Colleges, die ihre erste Profisaison spielen. Außerdem kamen aus Bonn der US-Center Jamel McLean und der Belgier Guard Jonathan Tabu. „Wir haben ausschließlich Spieler, die noch Potenzial haben und sich weiter verbessern wollen“, so Baldi.

Als sich in der Vorbereitung Seiferth und Tabu verletzten, rüstete man aber dennoch mit zwei erfahrenen Kräften nach. Der US-Amerikaner Alex Renfroe soll zunächst vier Monate Tabu ersetzen, der Kroate Marko Banic erhielt einen Vertrag bis Saisonende. Gegen die Bayern deutete Banic schon an, dass er die nötige Erfahrung mitbringt. „Er war erst zwei Tage bei uns, weiß aber, wo er stehen muss und was er machen muss“, freute sich Baldi. Aber die neuen Akteure müssen erst noch integriert werden und die Spielphilosophie verinnerlichen.

Die liegt klar in der Verteidigung. Noch mehr als in der letzten Saison will Alba auf eine starke und harte Defensive setzen und das Rebounden verbessern. „Wir leben von unserem Teamgeist und unser Intensität“, so King. Alle im Kader müssen den nächsten Schritt machen und sich verbessern, wenn Alba eine gewichtige Rolle in den Titelentscheidungen spielen will.

Die Ziele bleiben bescheiden. In der Meisterschaft will man ins Halbfinale. In der Euro League, der Champions League der Basketballer, träumt man vom Erreichen der Top16. Vor allem Letzteres ist ein ambitioniertes Ziel. Denn trotz der starken letzten Saison mit Pokalsieg und dem zweiten Platz in der Meisterschaft ist Alba schon lange nicht mehr der Branchenprimus im Lande. Finanziell haben Bayern und Bamberg die Berliner abgehängt. Während der Berliner Etat etwa bei 8,5 Millionen Euro liegen dürfte, sind die Bayern längst im zweistelligen Millionen-Bereich angekommen.

Und die haben ihr Team zudem mächtig aufgerüstet. Als Hauptkonkurrenten sehen sie aber dennoch Alba an. „Sie sind stärker als letzte Saison“, glaubt Bayern-Manager Marko Pesic. Das sieht Baldi aber nicht so: „Wir sind noch weit von der Form der letzten Saison entfernt.“ Auf die Uneinigkeiten beider Teams wird man sich also auch kommende Saison wieder freuen dürfen. NICOLAS SOWA