■ SPD will „Hauptstadt-Zulage“: Frontstadtdenken
„Wo uns der Schuh drückt“ hieß im Kalten Krieg die wöchentliche Radiokolumne der Frontstadt-Bürgermeister. Die Mauer ist gefallen, heute drückt die Menschen anderes: die steigenden Preise. Doch auf die Berliner SPD ist Verlaß. Als Ersatz für die Berlin-Zulage, die sogenannte „Zitterprämie“ aus Mauerzeiten, soll es eine „Hauptstadt-Zulage“ geben, die zwei bis drei Prozent des Bruttoeinkommens betragen soll. Schließlich müßten die Hauptstädter „spezielle Teuerungen verkraften, die mit Problemen anderer Städte nicht zu vergleichen sind“, und gleichzeitig in den letzten drei Jahren auf 27 Milliarden Mark Bundeshilfe verzichten, weiß der SPD-Parlamentarier Kern. Auch Berlins berühmteste Glatze weiß um den Wert von symbolischen Gesten, die man dann als Politik verkauft. Momper nahm deswegen im SFB flugs die Mit-Urheberschaft für die Idee in Anspruch und erinnerte an die Ministerialzulage für die nach Berlin kommenden Beamten. So ein subtiles Antippen des Neidkomplexes zieht immer. Wer die jährlich drei Milliarden Mark finanzieren soll? Kein Problem. Weil die Berliner Kasse leer ist, müsse der Bund ran. Dort aber wird man sich bedanken für derlei Großzügigkeit auf Kosten Dritter. Die sichere Ablehnung vom Rhein wird die SPD wieder nutzen können, um auf die ignoranten Bonner zu schimpfen. Eine prima Kampagne also, die nichts kostet. Oder etwa doch? Könnte es diese Schnorrergeste sein, welche die Menschen in Westdeutschland so an den Berlinern lieben? Immer nur mit weinerlichem Ton die Hand aufhalten und sich als armes Opfer fühlen, ohne sich selbst etwas auszudenken. Ein Vorschlag, buchstabiert nach Provinzialität und altem Frontstadtdenken. Man könnte Zweifel bekommen am Ziel des Spitzenkandidaten Momper, Berlin zur Metropole zu machen. „Bisher bewegt sich die Stadt zwischen ganz kleinem Karo und sehr großem Anspruch“, sagte Momper kürzlich. Wohl wahr. Gerd Nowakowski
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