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SPD-Sozialexperte Dreßler über neue Parteispitze"Ich weine noch immer"

Mit dem Führungswechsel sei der Kampf in der SPD noch nicht vorbei, meint Ex-SPD-Präsidiumsmitglied Rudolf Dreßler. Steinmeier und Müntefering hätten zur Intrigenkultur beigetragen.

Die Agenda 2010 ist Schuld an der Zerissenheit der SPD, meint Dreßler. Bild: dpa

taz: Herr Dreßler, im vergangenen Jahr haben Sie über die SPD gesagt: "Wenn man sich die Partei anschaut, kriegt man doch das Heulen." Wie fühlen Sie sich jetzt, nachdem Kurt Beck vom SPD-Vorsitz zurück getreten ist?

Rudolf Dreßler: Ich weine noch immer.

Willy Brandt hat die SPD 23 Jahre lang geführt. Seit 1987 dagegen hat die Partei zehn Vorsitzende zerschlissen. Trainer eines Bundesliga-Fußballclubs scheint heutzutage ein sichererer Job zu sein als der des SPD-Vorsitzenden.

Die Begründungen der Rücktritte können nicht über einen Kamm geschert werden. Scharping wurde abgewählt. Lafontaine ging wegen einer Intrige gegen ihn. Müntefering schmiss wegen eines gescheiterten Personalvorschlags hin. Platzeck erklärte nach fünf Monaten, er sei krank.

Aber warum ist der Job offenbar so unerträglich?

Der Umgang mit den Vorsitzenden scheint ihn unerträglich zu machen. Beck hat sich nicht um den Posten gerissen, sondern er wurde gebeten, es zu machen. Die, die ihn gebeten haben, seine Stellvertreter Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück, haben ihn allerdings nicht unterstützt. Dann passiert so etwas wie am Wochenende.

Kurt Beck hat seinen Rücktritt mit "gezielten Falschinformationen" und einer angeblich falschen Darstellung der Kanzlerkandidatur-Entscheidung in einem Bericht begründet. War er einfach zu dünnhäutig?

Ich denke nicht. Die letzten zwei Jahre waren ja nicht ohne. Er sagte: Der Eindruck einer Intrige entspräche "nicht einem Gefühl oder Vermutungen, sondern Fakten". Er sprach von Leuten, "die der Demokratie schaden". Die Schwere dieser Vorwürfe ist kaum zu toppen.

Wer hat den Spiegel vorab über die Entscheidung informiert, Steinmeier zum Kanzlerkandidaten auszurufen?

Am Donnerstag haben drei Leute zusammengesessen: Beck, Steinmeier und Müntefering.

Sie deuten an, es könnten nur Steinmeier oder Müntefering gewesen sein. Doch Beck sagte in seiner Erklärung am Dienstag, seine Vorwürfe richteten sich "ausdrücklich nicht auf die erste politische Reihe".

Von einem der drei muss es jemand aus der zweiten Reihe erfahren haben. Es kann also nur aus den Reihen von Steinmeier und Müntefering gekommen sein. Beck sagte: "Das war und ist darauf angelegt, dem Vorsitzenden keinen Handlungsspielraum zu belassen." Das heißt, die Urheber wollten ihn als Frühstücksdirektor behalten. Das hätte ich auch nicht akzeptiert. Das Absurde ist: Steinmeier und Müntefering, die das verursacht und keine Solidarität und Disziplin gezeigt haben, dürfen solches Verhalten wie ihr eigenes nun nicht mehr dulden.

Es scheint, als würde der Führungsstreit in keiner anderen deutschen Partei so unerbittlich ausgetragen wie in der SPD. Wieso scheint die Partei im Moment einer Schlangengrube zu gleichen?

Das liegt an ihrer inneren Zerrissenheit - und diese hat inhaltliche Gründe. Das Dilemma begann 1998. Seitdem hat die SPD sechs Ministerpräsidenten, tausende von Kommunal-, Landtags- und Bundestagsmandaten und 400.000 Mitglieder verloren. Das ist ein Super-GAU. Ursache ist vor allem die 2003 initiierte sogenannte Agenda 2010.

Die Agenda 2010 wurde von den beiden Personen, die nun die SPD führen, mitentworfen und umgesetzt. Sind Parteichef Franz Müntefering und Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier Ihrer Ansicht nach auch schuld an der Kultur der Intrigen und des Misstrauens, die derzeit in der SPD herrscht?

Sie haben inhaltlich zu diesem Dilemma beigetragen und eine Analyse, wie es dazu gekommen ist, abgelehnt. Das ist das Problem. Der innerparteiliche Kampf ist mit dem letzten Wochenende nicht vorbei.

Besonders sozial wirkt das Verhalten der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands jedenfalls nicht. Beschädigt das den Markenkern?

Ja, die SPD hat ihre Identität vernachlässigt, verleugnet und mit Füßen getreten. Wenn Disziplin und Solidarität fehlen, ist das für eine Partei diesen Zuschnitts ein Problem.

Sie behaupten, Ursache für den Zustand der SPD sei die Agenda 2010. Ist die Frage, wer sich zu diesem Projekt bekennt und wer es ablehnt, nicht enorm rückwärtsgewandt?

Beim Parteitag in Hamburg 2007 haben 80 Prozent für die - lächerlich geringen - Korrekturen in der Arbeitsmarktpolitik gestimmt. Das ist kein Schnee von gestern. Die Kontrahenten haben damals eine Formulierung gefunden, die den Weg geebnet hätte: die Agenda 2010 "weiterentwickeln". Müntefering hat die Korrekturen vehement bekämpft. Wenn er die Beschlüsse nun nicht vertritt, bekommt er ein Problem.

Mit dem linken Parteiflügel. Sind Flügelkämpfe in linken Parteien deshalb oft so viel härter als in konservativen, weil sie mit mehr Ideologie befrachtet sind? Sind Konservative einfach pragmatischer?

Das ist so und lässt sich bestimmt empirisch bestätigen. Inhalte sind einer sozialdemokratischen Denk- und Handlungsstruktur wichtiger als einer konservativen. Konservativen geht es zweifelsfrei häufiger um Machterlangung und Machterhalt als um Ideologie. Das sieht man selbst beim rechten und linken Flügel der SPD.

Nach dem Eklat mit Beck muss die SPD an ihrer parteiinternen Kultur arbeiten. Wie kann sie das tun?

Parteitage müssen über fundamentale Fragen wie die Agenda 2010 oder eine Kooperation mit der Linken entscheiden. Hätte die SPD von Anfang an durch Parteitagsbeschluss entschieden, ob in den Ländern mit der Linken kooperiert werden darf oder nicht, hätte jeder sich daran halten müssen. Nun entscheiden die Landesverbände autonom. Parteivorstandsbeschlüsse reichen nicht. Sonst werden Vorgänge wie der plötzliche Rücktritt von Kurt Beck normal.

Die Entscheidung für Steinmeier als Kanzlerkandidat und Müntefering als Parteichef halten Sie für falsch. Trägt sie nicht lediglich der Tatsache Rechnung, dass diese derzeit die unumstritten beliebtesten SPD-Politiker sind?

Meinungsforschung soll das Kriterium für inhaltliche und personelle Entscheidungen sein? Wenn die SPD sich auf diesen Weg begeben würde, wäre sie eine stockkonservative Partei des Augenblicks. Alles konzentriert sich auf die Bundestagswahl 2009. Zurückgewinnen von Vertrauen erreicht man aber nicht durch Tagesereignisse, sondern auf einer längeren Wegstrecke. Die einzige Machtoption der SPD für 2009 ist, kleiner Partner in einer großen Koaltion zu werden. Wenn alles nur auf 2009 gelenkt wird, wird die SPD weiter sinken. Dann ist Möllemanns Projekt 18 Prozent für die SPD nah.

Nach allem, was Sie gesagt haben: Raten Sie dazu, 2009 SPD zu wählen?

Als SPD-Mitglied rate ich zumindest nicht das Gegenteil, wie es Herr Clement gemacht hat.

INTERVIEW: TIMO HOFFMANN

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27 Kommentare

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  • B
    bbux

    Ich frage mich auch, wer eigentlich die unsinnige Behauptung in die Welt geschickt hat, Beck sei links. In seiner Amtszeit hat er sich von den verschiedenen Strömungen innerhalb der SPD in jede gewünschte Richtung treiben lassen und sich mit entsprechend gefälligem Geschwätz nur in Schadensbegrenzung geübt.

     

    Am Tag seiner Ernennung war mir bereits klar, dass er nie Kandidat, dass seine Zeit limitiert sein würde. Die allseits bekannten verbalen Ausfälle (Stichwort Enrico) waren zusätzliche Dokumente seiner Überforderung.

     

    Meine Hoffnung war, dass er dem linken Flügel Zeit gibt, sich zu sammeln und neu zu formieren, dass hier doch noch jemand gefunden wird, der sich mutig der neoliberalen Einheitspolitik entgegenstellt, unter der die Menschen in unseren Land so schwer zu leiden haben.

     

    Statt dessen ist nun mit Steinmeier und Müntefering der 'worst case' eingetreten, die SPD endgültig nicht mehr wählbar...

  • UR
    Uwe Radzug

    An Beck wurde medial aber auch der weiterer Rückgang der Wählergunst, festgemacht an den "Umfragewerten". Fast die gesamte deutsche Medienlandschaft hat so gegen Beck angeschrieben und -gesendet. Schuld daran sollte unter anderem seine unklare Haltung gegenüber der "Linken" und der "Agenda" sein.

    Erstaunlicher Weise aber wurde medial nie auch nur in Betracht gezogen, dass die SPD auch Wahlen gewonnen hat. Und zwar dort, wo sie sich (Beck, Ypsilanti) mehr oder weniger deutlich von der Agenda abgesetzt hat und dort, wo sie mit der "Linken" regiert hat oder hatte (Ringstorf, Wowereit). Hingegen sind die entschiedenen Befürworter der Agenda und der Abgrenzung ausnahmslos Wahlverlierer (Steinbrück, Naumann, Gabriel, Clement....) Gabriel ist der einzige Ministerpräsident in der Geschichte der BRD, der nie eine Wahl gewann.....

  • M
    MeinName

    Kommentar zum Kommentar:

     

    "Was viel interessanter ist, liegt darin, dass Medien sich offenbar prima von bestimmten Zirkeln in der SPD benutzen lassen, um dann Beck mehr und mehr als den Linken zu brandmarken, obwohl er das nicht war und auch nicht werden wollte."

     

    Ich denke, Sie haben ein zu positives Bild von unseren Medien haben (die TAZ mag hier eine ruehmliche Ausnahme bilder, aber ich auch sie ist auf Presseagenturen o.ae. angewiesen). Ich wuerde eher behaupten, dass bestimmte SPD-Zirkel mit den Medien zusammenarbeiten (sich teilweise sogar benutzen lassen). Motto: "Eine Hand waescht die andere"

  • A
    anke

    Ich will ja nicht vorlaut sein, aber ich glaube nicht, dass das Dilemma der SPD erst 1998 begonnen hat. Es hat vermutlich spätestens 1987 angefangen. Damals nämlich wurde Willy Brandt als Vorsitzenden jener Kommission abgelöst, die das neue Parteiprogramm entwerfen sollte. Und zwar von Oskar Lafontaine. Der war es auch, der 1989 auf dem Berliner Parteitag opponierte. Er hatte damals schon das, was man gemeinhin einen "guten Riecher" nennt. Im Gegensatz zu vielen anderen in seiner (Ex-)Partei. Der Neid ist unüberhörbar, der in dem Wort Populist mitschwingt.

     

    Die SPD wurde vom Zusammenbruch des Ostblocks nicht weniger überrascht, als der Ostblock selbst. Waren noch anno 1987 die Ökologie, eine nachhaltige Ausrichtung der Industriegesellschaft, die Gleichberechtigung der Frauen, eine Verkürzung der Arbeitszeiten und die Friedenspolitik programmatische Schwerpunkte der Partei gewesen, so galt es nach 1989 vielen SPD-Strategen als wichtigste Aufgabe, die Partei dem Sog zu entreißen, den die untergehenden Ostblockdiktaturen produziert haben. Seither war an der Spitze der Partei bloß noch die Rede von der Notwendigkeit wirtschafts- und sozialpolitischer „Reformen“. Man wollte ums Verrecken nicht mehr als links gelten. Weder in der Wahrnehmung seiner Wähler, noch in den Augen des politischen Gegners. Und dieses Ziel, immerhin, hat man um ein Haar erreicht.

     

    Schade nur, dass genau auf dem Höhepunkt des strategisch-taktischen Erfolges die Nachteile unübersehbar wurden, die eine sich selbst überlassene Marktwirtschaft hat. Für viele frühere SPD Wähler wurde seither das Vakuum ganz direkt spürbar, das die SPD links von der Mitte hinterlassen hat auf ihrer Flucht vor dem kompletten Niedergang des Sozialismus. Und nun? Nun muss die SPD sich womöglich eingestehen, dass sich die Zeiten geändert haben. Das Verderben, dem man 1989 zu entkommen meinte, könnte noch immer lauern auf die Partei. Und zwar immer noch links der Mitte. Nur diesmal nicht als schwarzes Loch, sondern als Tsunami.

  • MM
    Marion Manneck

    Rudi Dreßler ist nach wie vor der einzige bekannte SPD-Sozialpolitiker. Gerhard Schröder wollte ihn nicht als Arbeitsminister, stattdessen wurde er als Botschafter nach Israel weggelobt.

    Ich stimme mit Rudi Dreßler überein, dass die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze, sowie das daran festhalten der SPD mehr schadet als nutzt.

    Steinmeier und Müntefering werden die Partei nicht

    beruhigen und voranbringen.

  • E
    E.P.

    Herrn Dreßlers "Loyalität" zu Steinmeier und Müntefering ist schon erstaunlich, wenn er (gleich wie Beck) vorgibt, der Putsch sei "ausdrücklich nicht auf die erste politische Reihe" zurückzuführen (was, neben seiner Größe, auf eine Rücksichtsnahme schließen lässt);

    und was vermutlich aus dem Gedanken resultieren wird, dass eine offene Benennung die SPD endgültig zerreißen würde ("denn" wer möchte dahingehend der "Verursacher" sein).

     

    Diese Überlegung aber ist bzw. wäre falsch.

     

    So mag in gewissen Situationen das Verdrehen von Ursache und Folge ja förderlich sein - hier aber und heute (SPD="5 Minuten nach 12") wäre dies für die SPD nicht nur destruktiv sondern endgültige Zerstörung.

     

    Die Klärung des Beck-Putsches muss JETZT erfolgen - ebenso die Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der Agenda, die ja ausschließlich durch "Basta"-Ausschalten des innerparteilichen demokratischen Meinungsbildungsprozesses erfolgen konnte, bspw. mit den Thronisierungen der Rürup- u. der Hartz-"Kommissionen" und deren anschl. Durchpeitschens durch Schröders Erpressungen (Rücktrittsdrohungen). - U.a. mit der Folge von 220.000 Parteiaustritten zw. 1998- 2005.

     

    Als 2005 aber (zur verlorenen NRW-Wahl) Unmut und Zorn über Agenda und Ausschaltung jeglicher Demokratie in der SPD nicht mehr hätte länger unterdrückt werden können, erfolgte Schröders und Münteferings Putsch der (euphemistischen) Verkündung von "Neuwahlen des Bundestages". U.a. mit der Folge von weiteren bis heute erfolgten 180.000 Parteiaustritten.

     

    Der Putsch vom letzten Wochende war somit eine exakte Kopie von 2005, weshalb auch heute eine vermeintlich "erfoderliche Geschlossenheit wegen der bevorstehenden Bundestagswahl" ertönt.

     

    Kurzum:

    Aus der SPD traten von 1998 bis heute 400.000 Menschen aus - und sollte diese Erpressung zur "Disziplinierung" erneut funktionieren, so werden Steinmeier und Steinbrück zwar sicher ihre (persönlich sehr lukrativen) Posten behalten können (die NRW-Wahlverlierer und Finanzminister Steinbrück mit der Fortsetzung der Großen Koaltion bereits unverblümt einforderte), die traditionelle SPD aber würde nie mehr eine Kraft bündeln können, um den endgültigen Niedergang der SPD doch noch abzuwenden.

  • Y
    Yu~

    Solange es noch Leute wie Dreßler in der SPD gibt, ist noch nicht alles verloren. Nach der neuen Struktur an der Spitze sieht es zwar immer noch so aus, dass der machtpolitische Wasserkopf weiter stramm auf neoliberalem CDU-GroKo-Kurs bleibt, ohne Rücksicht darauf, dass fast die komplette Basis Hartz4 und Co. lieber heute als morgen abschaffen oder zumindest entschärfen würden, aber früher oder später werden die Machtarithmetiker auch auf den Trichter kommen, dass sie sich ohne Basis den Mietvertrag für die Luxussuite im Elfenbeinturm getrost abschminken können. Die Frage ist nur, ob dieser Lernprozess freiwillig vor der BTW09, oder nachträglich aufgrund der desaströsen Wahlergebnisse stattfindet. Ich würde es Herrn Dreßler und der SPD wünschen, dass seine Ideen rechtzeitig bis in höchste Ämter Anklang finden, aber ich fürchte, dass die Stunde für seine soziale Sachpolitik erst dann kommt, wenn sich eine marginalisierte SPD da wiederfindet, wo sich ihre Basis innerparteilich schon lange befindet ... in der Opposition.

  • S
    superguppi

    Rudolf Dressler sollte entweder die Klappe halten oder die SPD verlassen. Im Moment ist er nur Steigbügelhalter der Neoliberalen und somit unglaubwürdig. Seine Tränen sind Krokodilstränen.

     

    Keinem Menschen, der durch Hartz4 betroffen ist, hat Rudolf Dressler geholfen. Mit der Bahnprivatisierung wird demnächst ein großer Teil der Bevölkerung vom Eisenbahnfahren ausgeschlossen, weil keiner mehr die Fahrpreise bezahlen kann.

     

    Viele Strecken werden stillgelegt.

  • N
    Nadi

    Es ist richtig, dass Beck ein Verfechter der Agenda 2010 gewesen ist und dass der Hamburger Parteitag keinesfalls der große Wandel der SPD nach Links gewesen ist. Was viel interessanter ist, liegt darin, dass Medien sich offenbar prima von bestimmten Zirkeln in der SPD benutzen lassen, um dann Beck mehr und mehr als den Linken zu brandmarken, obwohl er das nicht war und auch nicht werden wollte.

    Meiner Meinung nach trifft Dreßler eine Sache auf den Punkt genau: Die SPD hat so massiv Vertrauen verloren, dass sie sich anders aufstellen muss. Die Jahre 1998-2005 waren für die Partei und ihre Anhäger sehr durchwachsen und nun ist ein großer Teil der Sympathie und des Vertrauens verschwunden.

    Bislang hatte Beck nur versucht, Stück für Stück zu moderieren, die einzelnen Figuren, Regionen, Personen und Zirkel einzubinden. Aber dies ist nicht gelungen, sondern Beck ist von Bord gegangen und die Intriganten Menschen aus der 3. Reihe habe keinerlei Nachteile davon. Diese Gruppen und Menschen werden weiter abfeuern und Krawall stiften. Man denke nur an die indirekte Rücktrittsforderung von Kahrs nach der Hamburg-Wahl. Dann legte Michael Naumann nach und erfand eine Art Dolchstoßlegende wegen der Linkspartei. Solange diese Leute nicht mehr die Parteidisziplin mitbringen, steht es schlecht um den inneren Frieden der SPD.

  • B
    bbux

    Ich frage mich auch, wer eigentlich die unsinnige Behauptung in die Welt geschickt hat, Beck sei links. In seiner Amtszeit hat er sich von den verschiedenen Strömungen innerhalb der SPD in jede gewünschte Richtung treiben lassen und sich mit entsprechend gefälligem Geschwätz nur in Schadensbegrenzung geübt.

     

    Am Tag seiner Ernennung war mir bereits klar, dass er nie Kandidat, dass seine Zeit limitiert sein würde. Die allseits bekannten verbalen Ausfälle (Stichwort Enrico) waren zusätzliche Dokumente seiner Überforderung.

     

    Meine Hoffnung war, dass er dem linken Flügel Zeit gibt, sich zu sammeln und neu zu formieren, dass hier doch noch jemand gefunden wird, der sich mutig der neoliberalen Einheitspolitik entgegenstellt, unter der die Menschen in unseren Land so schwer zu leiden haben.

     

    Statt dessen ist nun mit Steinmeier und Müntefering der 'worst case' eingetreten, die SPD endgültig nicht mehr wählbar...

  • UR
    Uwe Radzug

    An Beck wurde medial aber auch der weiterer Rückgang der Wählergunst, festgemacht an den "Umfragewerten". Fast die gesamte deutsche Medienlandschaft hat so gegen Beck angeschrieben und -gesendet. Schuld daran sollte unter anderem seine unklare Haltung gegenüber der "Linken" und der "Agenda" sein.

    Erstaunlicher Weise aber wurde medial nie auch nur in Betracht gezogen, dass die SPD auch Wahlen gewonnen hat. Und zwar dort, wo sie sich (Beck, Ypsilanti) mehr oder weniger deutlich von der Agenda abgesetzt hat und dort, wo sie mit der "Linken" regiert hat oder hatte (Ringstorf, Wowereit). Hingegen sind die entschiedenen Befürworter der Agenda und der Abgrenzung ausnahmslos Wahlverlierer (Steinbrück, Naumann, Gabriel, Clement....) Gabriel ist der einzige Ministerpräsident in der Geschichte der BRD, der nie eine Wahl gewann.....

  • M
    MeinName

    Kommentar zum Kommentar:

     

    "Was viel interessanter ist, liegt darin, dass Medien sich offenbar prima von bestimmten Zirkeln in der SPD benutzen lassen, um dann Beck mehr und mehr als den Linken zu brandmarken, obwohl er das nicht war und auch nicht werden wollte."

     

    Ich denke, Sie haben ein zu positives Bild von unseren Medien haben (die TAZ mag hier eine ruehmliche Ausnahme bilder, aber ich auch sie ist auf Presseagenturen o.ae. angewiesen). Ich wuerde eher behaupten, dass bestimmte SPD-Zirkel mit den Medien zusammenarbeiten (sich teilweise sogar benutzen lassen). Motto: "Eine Hand waescht die andere"

  • A
    anke

    Ich will ja nicht vorlaut sein, aber ich glaube nicht, dass das Dilemma der SPD erst 1998 begonnen hat. Es hat vermutlich spätestens 1987 angefangen. Damals nämlich wurde Willy Brandt als Vorsitzenden jener Kommission abgelöst, die das neue Parteiprogramm entwerfen sollte. Und zwar von Oskar Lafontaine. Der war es auch, der 1989 auf dem Berliner Parteitag opponierte. Er hatte damals schon das, was man gemeinhin einen "guten Riecher" nennt. Im Gegensatz zu vielen anderen in seiner (Ex-)Partei. Der Neid ist unüberhörbar, der in dem Wort Populist mitschwingt.

     

    Die SPD wurde vom Zusammenbruch des Ostblocks nicht weniger überrascht, als der Ostblock selbst. Waren noch anno 1987 die Ökologie, eine nachhaltige Ausrichtung der Industriegesellschaft, die Gleichberechtigung der Frauen, eine Verkürzung der Arbeitszeiten und die Friedenspolitik programmatische Schwerpunkte der Partei gewesen, so galt es nach 1989 vielen SPD-Strategen als wichtigste Aufgabe, die Partei dem Sog zu entreißen, den die untergehenden Ostblockdiktaturen produziert haben. Seither war an der Spitze der Partei bloß noch die Rede von der Notwendigkeit wirtschafts- und sozialpolitischer „Reformen“. Man wollte ums Verrecken nicht mehr als links gelten. Weder in der Wahrnehmung seiner Wähler, noch in den Augen des politischen Gegners. Und dieses Ziel, immerhin, hat man um ein Haar erreicht.

     

    Schade nur, dass genau auf dem Höhepunkt des strategisch-taktischen Erfolges die Nachteile unübersehbar wurden, die eine sich selbst überlassene Marktwirtschaft hat. Für viele frühere SPD Wähler wurde seither das Vakuum ganz direkt spürbar, das die SPD links von der Mitte hinterlassen hat auf ihrer Flucht vor dem kompletten Niedergang des Sozialismus. Und nun? Nun muss die SPD sich womöglich eingestehen, dass sich die Zeiten geändert haben. Das Verderben, dem man 1989 zu entkommen meinte, könnte noch immer lauern auf die Partei. Und zwar immer noch links der Mitte. Nur diesmal nicht als schwarzes Loch, sondern als Tsunami.

  • MM
    Marion Manneck

    Rudi Dreßler ist nach wie vor der einzige bekannte SPD-Sozialpolitiker. Gerhard Schröder wollte ihn nicht als Arbeitsminister, stattdessen wurde er als Botschafter nach Israel weggelobt.

    Ich stimme mit Rudi Dreßler überein, dass die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze, sowie das daran festhalten der SPD mehr schadet als nutzt.

    Steinmeier und Müntefering werden die Partei nicht

    beruhigen und voranbringen.

  • E
    E.P.

    Herrn Dreßlers "Loyalität" zu Steinmeier und Müntefering ist schon erstaunlich, wenn er (gleich wie Beck) vorgibt, der Putsch sei "ausdrücklich nicht auf die erste politische Reihe" zurückzuführen (was, neben seiner Größe, auf eine Rücksichtsnahme schließen lässt);

    und was vermutlich aus dem Gedanken resultieren wird, dass eine offene Benennung die SPD endgültig zerreißen würde ("denn" wer möchte dahingehend der "Verursacher" sein).

     

    Diese Überlegung aber ist bzw. wäre falsch.

     

    So mag in gewissen Situationen das Verdrehen von Ursache und Folge ja förderlich sein - hier aber und heute (SPD="5 Minuten nach 12") wäre dies für die SPD nicht nur destruktiv sondern endgültige Zerstörung.

     

    Die Klärung des Beck-Putsches muss JETZT erfolgen - ebenso die Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der Agenda, die ja ausschließlich durch "Basta"-Ausschalten des innerparteilichen demokratischen Meinungsbildungsprozesses erfolgen konnte, bspw. mit den Thronisierungen der Rürup- u. der Hartz-"Kommissionen" und deren anschl. Durchpeitschens durch Schröders Erpressungen (Rücktrittsdrohungen). - U.a. mit der Folge von 220.000 Parteiaustritten zw. 1998- 2005.

     

    Als 2005 aber (zur verlorenen NRW-Wahl) Unmut und Zorn über Agenda und Ausschaltung jeglicher Demokratie in der SPD nicht mehr hätte länger unterdrückt werden können, erfolgte Schröders und Münteferings Putsch der (euphemistischen) Verkündung von "Neuwahlen des Bundestages". U.a. mit der Folge von weiteren bis heute erfolgten 180.000 Parteiaustritten.

     

    Der Putsch vom letzten Wochende war somit eine exakte Kopie von 2005, weshalb auch heute eine vermeintlich "erfoderliche Geschlossenheit wegen der bevorstehenden Bundestagswahl" ertönt.

     

    Kurzum:

    Aus der SPD traten von 1998 bis heute 400.000 Menschen aus - und sollte diese Erpressung zur "Disziplinierung" erneut funktionieren, so werden Steinmeier und Steinbrück zwar sicher ihre (persönlich sehr lukrativen) Posten behalten können (die NRW-Wahlverlierer und Finanzminister Steinbrück mit der Fortsetzung der Großen Koaltion bereits unverblümt einforderte), die traditionelle SPD aber würde nie mehr eine Kraft bündeln können, um den endgültigen Niedergang der SPD doch noch abzuwenden.

  • Y
    Yu~

    Solange es noch Leute wie Dreßler in der SPD gibt, ist noch nicht alles verloren. Nach der neuen Struktur an der Spitze sieht es zwar immer noch so aus, dass der machtpolitische Wasserkopf weiter stramm auf neoliberalem CDU-GroKo-Kurs bleibt, ohne Rücksicht darauf, dass fast die komplette Basis Hartz4 und Co. lieber heute als morgen abschaffen oder zumindest entschärfen würden, aber früher oder später werden die Machtarithmetiker auch auf den Trichter kommen, dass sie sich ohne Basis den Mietvertrag für die Luxussuite im Elfenbeinturm getrost abschminken können. Die Frage ist nur, ob dieser Lernprozess freiwillig vor der BTW09, oder nachträglich aufgrund der desaströsen Wahlergebnisse stattfindet. Ich würde es Herrn Dreßler und der SPD wünschen, dass seine Ideen rechtzeitig bis in höchste Ämter Anklang finden, aber ich fürchte, dass die Stunde für seine soziale Sachpolitik erst dann kommt, wenn sich eine marginalisierte SPD da wiederfindet, wo sich ihre Basis innerparteilich schon lange befindet ... in der Opposition.

  • S
    superguppi

    Rudolf Dressler sollte entweder die Klappe halten oder die SPD verlassen. Im Moment ist er nur Steigbügelhalter der Neoliberalen und somit unglaubwürdig. Seine Tränen sind Krokodilstränen.

     

    Keinem Menschen, der durch Hartz4 betroffen ist, hat Rudolf Dressler geholfen. Mit der Bahnprivatisierung wird demnächst ein großer Teil der Bevölkerung vom Eisenbahnfahren ausgeschlossen, weil keiner mehr die Fahrpreise bezahlen kann.

     

    Viele Strecken werden stillgelegt.

  • N
    Nadi

    Es ist richtig, dass Beck ein Verfechter der Agenda 2010 gewesen ist und dass der Hamburger Parteitag keinesfalls der große Wandel der SPD nach Links gewesen ist. Was viel interessanter ist, liegt darin, dass Medien sich offenbar prima von bestimmten Zirkeln in der SPD benutzen lassen, um dann Beck mehr und mehr als den Linken zu brandmarken, obwohl er das nicht war und auch nicht werden wollte.

    Meiner Meinung nach trifft Dreßler eine Sache auf den Punkt genau: Die SPD hat so massiv Vertrauen verloren, dass sie sich anders aufstellen muss. Die Jahre 1998-2005 waren für die Partei und ihre Anhäger sehr durchwachsen und nun ist ein großer Teil der Sympathie und des Vertrauens verschwunden.

    Bislang hatte Beck nur versucht, Stück für Stück zu moderieren, die einzelnen Figuren, Regionen, Personen und Zirkel einzubinden. Aber dies ist nicht gelungen, sondern Beck ist von Bord gegangen und die Intriganten Menschen aus der 3. Reihe habe keinerlei Nachteile davon. Diese Gruppen und Menschen werden weiter abfeuern und Krawall stiften. Man denke nur an die indirekte Rücktrittsforderung von Kahrs nach der Hamburg-Wahl. Dann legte Michael Naumann nach und erfand eine Art Dolchstoßlegende wegen der Linkspartei. Solange diese Leute nicht mehr die Parteidisziplin mitbringen, steht es schlecht um den inneren Frieden der SPD.

  • B
    bbux

    Ich frage mich auch, wer eigentlich die unsinnige Behauptung in die Welt geschickt hat, Beck sei links. In seiner Amtszeit hat er sich von den verschiedenen Strömungen innerhalb der SPD in jede gewünschte Richtung treiben lassen und sich mit entsprechend gefälligem Geschwätz nur in Schadensbegrenzung geübt.

     

    Am Tag seiner Ernennung war mir bereits klar, dass er nie Kandidat, dass seine Zeit limitiert sein würde. Die allseits bekannten verbalen Ausfälle (Stichwort Enrico) waren zusätzliche Dokumente seiner Überforderung.

     

    Meine Hoffnung war, dass er dem linken Flügel Zeit gibt, sich zu sammeln und neu zu formieren, dass hier doch noch jemand gefunden wird, der sich mutig der neoliberalen Einheitspolitik entgegenstellt, unter der die Menschen in unseren Land so schwer zu leiden haben.

     

    Statt dessen ist nun mit Steinmeier und Müntefering der 'worst case' eingetreten, die SPD endgültig nicht mehr wählbar...

  • UR
    Uwe Radzug

    An Beck wurde medial aber auch der weiterer Rückgang der Wählergunst, festgemacht an den "Umfragewerten". Fast die gesamte deutsche Medienlandschaft hat so gegen Beck angeschrieben und -gesendet. Schuld daran sollte unter anderem seine unklare Haltung gegenüber der "Linken" und der "Agenda" sein.

    Erstaunlicher Weise aber wurde medial nie auch nur in Betracht gezogen, dass die SPD auch Wahlen gewonnen hat. Und zwar dort, wo sie sich (Beck, Ypsilanti) mehr oder weniger deutlich von der Agenda abgesetzt hat und dort, wo sie mit der "Linken" regiert hat oder hatte (Ringstorf, Wowereit). Hingegen sind die entschiedenen Befürworter der Agenda und der Abgrenzung ausnahmslos Wahlverlierer (Steinbrück, Naumann, Gabriel, Clement....) Gabriel ist der einzige Ministerpräsident in der Geschichte der BRD, der nie eine Wahl gewann.....

  • M
    MeinName

    Kommentar zum Kommentar:

     

    "Was viel interessanter ist, liegt darin, dass Medien sich offenbar prima von bestimmten Zirkeln in der SPD benutzen lassen, um dann Beck mehr und mehr als den Linken zu brandmarken, obwohl er das nicht war und auch nicht werden wollte."

     

    Ich denke, Sie haben ein zu positives Bild von unseren Medien haben (die TAZ mag hier eine ruehmliche Ausnahme bilder, aber ich auch sie ist auf Presseagenturen o.ae. angewiesen). Ich wuerde eher behaupten, dass bestimmte SPD-Zirkel mit den Medien zusammenarbeiten (sich teilweise sogar benutzen lassen). Motto: "Eine Hand waescht die andere"

  • A
    anke

    Ich will ja nicht vorlaut sein, aber ich glaube nicht, dass das Dilemma der SPD erst 1998 begonnen hat. Es hat vermutlich spätestens 1987 angefangen. Damals nämlich wurde Willy Brandt als Vorsitzenden jener Kommission abgelöst, die das neue Parteiprogramm entwerfen sollte. Und zwar von Oskar Lafontaine. Der war es auch, der 1989 auf dem Berliner Parteitag opponierte. Er hatte damals schon das, was man gemeinhin einen "guten Riecher" nennt. Im Gegensatz zu vielen anderen in seiner (Ex-)Partei. Der Neid ist unüberhörbar, der in dem Wort Populist mitschwingt.

     

    Die SPD wurde vom Zusammenbruch des Ostblocks nicht weniger überrascht, als der Ostblock selbst. Waren noch anno 1987 die Ökologie, eine nachhaltige Ausrichtung der Industriegesellschaft, die Gleichberechtigung der Frauen, eine Verkürzung der Arbeitszeiten und die Friedenspolitik programmatische Schwerpunkte der Partei gewesen, so galt es nach 1989 vielen SPD-Strategen als wichtigste Aufgabe, die Partei dem Sog zu entreißen, den die untergehenden Ostblockdiktaturen produziert haben. Seither war an der Spitze der Partei bloß noch die Rede von der Notwendigkeit wirtschafts- und sozialpolitischer „Reformen“. Man wollte ums Verrecken nicht mehr als links gelten. Weder in der Wahrnehmung seiner Wähler, noch in den Augen des politischen Gegners. Und dieses Ziel, immerhin, hat man um ein Haar erreicht.

     

    Schade nur, dass genau auf dem Höhepunkt des strategisch-taktischen Erfolges die Nachteile unübersehbar wurden, die eine sich selbst überlassene Marktwirtschaft hat. Für viele frühere SPD Wähler wurde seither das Vakuum ganz direkt spürbar, das die SPD links von der Mitte hinterlassen hat auf ihrer Flucht vor dem kompletten Niedergang des Sozialismus. Und nun? Nun muss die SPD sich womöglich eingestehen, dass sich die Zeiten geändert haben. Das Verderben, dem man 1989 zu entkommen meinte, könnte noch immer lauern auf die Partei. Und zwar immer noch links der Mitte. Nur diesmal nicht als schwarzes Loch, sondern als Tsunami.

  • MM
    Marion Manneck

    Rudi Dreßler ist nach wie vor der einzige bekannte SPD-Sozialpolitiker. Gerhard Schröder wollte ihn nicht als Arbeitsminister, stattdessen wurde er als Botschafter nach Israel weggelobt.

    Ich stimme mit Rudi Dreßler überein, dass die Agenda 2010 und die Hartz-Gesetze, sowie das daran festhalten der SPD mehr schadet als nutzt.

    Steinmeier und Müntefering werden die Partei nicht

    beruhigen und voranbringen.

  • E
    E.P.

    Herrn Dreßlers "Loyalität" zu Steinmeier und Müntefering ist schon erstaunlich, wenn er (gleich wie Beck) vorgibt, der Putsch sei "ausdrücklich nicht auf die erste politische Reihe" zurückzuführen (was, neben seiner Größe, auf eine Rücksichtsnahme schließen lässt);

    und was vermutlich aus dem Gedanken resultieren wird, dass eine offene Benennung die SPD endgültig zerreißen würde ("denn" wer möchte dahingehend der "Verursacher" sein).

     

    Diese Überlegung aber ist bzw. wäre falsch.

     

    So mag in gewissen Situationen das Verdrehen von Ursache und Folge ja förderlich sein - hier aber und heute (SPD="5 Minuten nach 12") wäre dies für die SPD nicht nur destruktiv sondern endgültige Zerstörung.

     

    Die Klärung des Beck-Putsches muss JETZT erfolgen - ebenso die Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der Agenda, die ja ausschließlich durch "Basta"-Ausschalten des innerparteilichen demokratischen Meinungsbildungsprozesses erfolgen konnte, bspw. mit den Thronisierungen der Rürup- u. der Hartz-"Kommissionen" und deren anschl. Durchpeitschens durch Schröders Erpressungen (Rücktrittsdrohungen). - U.a. mit der Folge von 220.000 Parteiaustritten zw. 1998- 2005.

     

    Als 2005 aber (zur verlorenen NRW-Wahl) Unmut und Zorn über Agenda und Ausschaltung jeglicher Demokratie in der SPD nicht mehr hätte länger unterdrückt werden können, erfolgte Schröders und Münteferings Putsch der (euphemistischen) Verkündung von "Neuwahlen des Bundestages". U.a. mit der Folge von weiteren bis heute erfolgten 180.000 Parteiaustritten.

     

    Der Putsch vom letzten Wochende war somit eine exakte Kopie von 2005, weshalb auch heute eine vermeintlich "erfoderliche Geschlossenheit wegen der bevorstehenden Bundestagswahl" ertönt.

     

    Kurzum:

    Aus der SPD traten von 1998 bis heute 400.000 Menschen aus - und sollte diese Erpressung zur "Disziplinierung" erneut funktionieren, so werden Steinmeier und Steinbrück zwar sicher ihre (persönlich sehr lukrativen) Posten behalten können (die NRW-Wahlverlierer und Finanzminister Steinbrück mit der Fortsetzung der Großen Koaltion bereits unverblümt einforderte), die traditionelle SPD aber würde nie mehr eine Kraft bündeln können, um den endgültigen Niedergang der SPD doch noch abzuwenden.

  • Y
    Yu~

    Solange es noch Leute wie Dreßler in der SPD gibt, ist noch nicht alles verloren. Nach der neuen Struktur an der Spitze sieht es zwar immer noch so aus, dass der machtpolitische Wasserkopf weiter stramm auf neoliberalem CDU-GroKo-Kurs bleibt, ohne Rücksicht darauf, dass fast die komplette Basis Hartz4 und Co. lieber heute als morgen abschaffen oder zumindest entschärfen würden, aber früher oder später werden die Machtarithmetiker auch auf den Trichter kommen, dass sie sich ohne Basis den Mietvertrag für die Luxussuite im Elfenbeinturm getrost abschminken können. Die Frage ist nur, ob dieser Lernprozess freiwillig vor der BTW09, oder nachträglich aufgrund der desaströsen Wahlergebnisse stattfindet. Ich würde es Herrn Dreßler und der SPD wünschen, dass seine Ideen rechtzeitig bis in höchste Ämter Anklang finden, aber ich fürchte, dass die Stunde für seine soziale Sachpolitik erst dann kommt, wenn sich eine marginalisierte SPD da wiederfindet, wo sich ihre Basis innerparteilich schon lange befindet ... in der Opposition.

  • S
    superguppi

    Rudolf Dressler sollte entweder die Klappe halten oder die SPD verlassen. Im Moment ist er nur Steigbügelhalter der Neoliberalen und somit unglaubwürdig. Seine Tränen sind Krokodilstränen.

     

    Keinem Menschen, der durch Hartz4 betroffen ist, hat Rudolf Dressler geholfen. Mit der Bahnprivatisierung wird demnächst ein großer Teil der Bevölkerung vom Eisenbahnfahren ausgeschlossen, weil keiner mehr die Fahrpreise bezahlen kann.

     

    Viele Strecken werden stillgelegt.

  • N
    Nadi

    Es ist richtig, dass Beck ein Verfechter der Agenda 2010 gewesen ist und dass der Hamburger Parteitag keinesfalls der große Wandel der SPD nach Links gewesen ist. Was viel interessanter ist, liegt darin, dass Medien sich offenbar prima von bestimmten Zirkeln in der SPD benutzen lassen, um dann Beck mehr und mehr als den Linken zu brandmarken, obwohl er das nicht war und auch nicht werden wollte.

    Meiner Meinung nach trifft Dreßler eine Sache auf den Punkt genau: Die SPD hat so massiv Vertrauen verloren, dass sie sich anders aufstellen muss. Die Jahre 1998-2005 waren für die Partei und ihre Anhäger sehr durchwachsen und nun ist ein großer Teil der Sympathie und des Vertrauens verschwunden.

    Bislang hatte Beck nur versucht, Stück für Stück zu moderieren, die einzelnen Figuren, Regionen, Personen und Zirkel einzubinden. Aber dies ist nicht gelungen, sondern Beck ist von Bord gegangen und die Intriganten Menschen aus der 3. Reihe habe keinerlei Nachteile davon. Diese Gruppen und Menschen werden weiter abfeuern und Krawall stiften. Man denke nur an die indirekte Rücktrittsforderung von Kahrs nach der Hamburg-Wahl. Dann legte Michael Naumann nach und erfand eine Art Dolchstoßlegende wegen der Linkspartei. Solange diese Leute nicht mehr die Parteidisziplin mitbringen, steht es schlecht um den inneren Frieden der SPD.