SPAZIERGÄNGE (III) : Die Zwei-Seen-Tour
Die Zwei-Seen-Tour schlug ich meinem Freund Heiner vor. Er stand am Oranienburger Tor zur verabredeten Uhrzeit und gemeinsam trotteten wir los. Am Naturkundemuseum vorbei, nach dem Hamburger Bahnhof Richtung Nordufer über den Invalidenfriedhof und dann eine erst gepflegte, dann zunehmend von der Natur zurückeroberte Uferpromenade entlang. Fahrradrowdies und wild schwitzenden Joggern ausweichend – eine Radlerin hätte uns fast überfahren – gelangten wir gegenüber einer Fabrik in einen Hohlweg: Gänzlich von Grün überwuchert, fanden wir im Gänsemarsch einen Gaunerweg, der zur Seestraßenbrücke führte.
Die gutgelaunten Baderückkehrer markierten den Abstieg zum Plötzensee. Wir standen am Uferzaun, vis-à-vis das vermutlich eintrittspflichtige Freibad, neben uns schlugen sich Wildbader ins Schilf. Wir hatten noch einen zweiten See vor uns, verloren uns aber zwischen Volkspark Rehberge, einem weiteren Friedhof und einer Kleingartenkolonie. Nach mehrfachem Befragen der Einheimischen – „hier finden Sie nie mehr heraus“ – standen wir plötzlich vor einem geschlossenen Hähnchengrill, der angeblich mit original Südstaatenrezepturen arbeitete. In der Nähe des Flughafensees wiederholte sich unser Eiertanz durch ein Viertel mit französischen Straßennamen. Ein Hundeläufer führte uns schließlich den Schwarzen-Graben-Kanal entlang zum vorgeschalteten Absatzbecken, über dem ein hölzerner Adlerhorst prangte. Filteranlagen und in der Ferne der weiße märkische Sand, der nur deshalb nie wieder bewaldet worden war, weil französische Panzer Wüstenmanöver auf ihm übten. Einige Planken unter unseren Füßen waren verkokelt. Doch der Schwindel wurde durch einen unvergleichlichen Sonnenuntergang ausgeglichen – hätten wir uns nicht verlaufen, wäre uns dieses Panorama nie vergönnt gewesen! TIMO BERGER