SOZIOLOGIE DES SAMMELNS : So geht das nicht
Am Ufer entlang mit zwei Taschen. Die Leute haben ihre leeren Flaschen oft neben oder auf Papierkörbe gestellt. Die meisten scheinen um Müllvermeidung bemüht und pissen auch nicht überall hin, wie oft gesagt wird.
Wenn Leute neben herrenlosen Flaschen sitzen, gehe ich manchmal zunächst vorbei, um kurz danach dann wieder zurückzugehen und die Flaschen mitzunehmen. Eine Weile steh’ ich an einem Papierkorb, bevor ich hinein greife; nicht weil der Papierkorb dreckig ist, sondern weil ich das Gefühl hab’, beobachtet zu werden. Obgleich sie weniger wiegen, gibt es für Plastikflaschen mehr Pfand. Deshalb lassen auch viele Sammler (alle sind über 50 oder 60) die Halbliterbierflaschen stehen.
Mich befriedigt das Anwachsen der Flaschenzahlen. Bei der ersten Runde, die vierzig Minuten dauert, kommen umgerechnet 2,50 Euro zusammen. Ich gehe noch einmal. Auf einem Mülleimer stehen drei leere Flaschen. Über eine Flasche ist ein Plastikbecher gestülpt. Ein Mann, Anfang 50, Typ Exhausbesetzer, macht mich an, weil ich den Plastikbecher nicht in den Papierkorb geworfen habe. „So geht das ja nun nicht.“ Nachdem ich den Plastikbecher eingeworfen habe, sagt er: „Na, geht doch.“
Wenn man amateurhaft vorgeht, bei einem Weg nicht mehr als 30 Flaschen mitnehmen kann, kommt man zu Pfingsten auf fünf Euro Stundenlohn und ist nach zwei Stunden ziemlich fertig. Wenn man das acht Stunden durchzieht, hat man 500 Flaschen im Bad stehen, die noch zurückgebracht werden müssen. Auf dem Karneval waren vielleicht 100 gut ausgerüstete Sammler unterwegs. Eine trug eine silberne Paillettenhose; ein anderer war so groß wie ein Riese. Trotzdem gab es am Rande noch Bierflaschenberge. Ich hatte den Eindruck, dass sie höchstens zwei Drittel aller Glasflaschen einsammeln können oder wollen. Den Rest erledigt die BSR.
DETLEF KUHLBRODT