■ COUCHPOTATO–S CHIPS & TIPS: SONNTAG
TOUR DE LA CHANSON
Kollege Dittmeyer meint, der Chansonier Serge Gainsbourg sei ja wohl das beste Beispiel, daß die übelsten Machos immer die besten Frauen abbekommen. Aber Herr Dittmeyer haßt auch französische Musik wie die Pest und ist infolgedessen nicht ganz ernst zu nehmen. Gainsbourg, das enfant terrible mit der zerklüfteten Reptilienvisage, steht im Mittelpunkt dieses Filmporträts, wobei nicht nur sein musikalisches Schaffen, sondern auch sein Wirken als Autor, Schauspieler und Regisseur ausreichend gewürdigt wird. Der sich allzeit als Bürgerschreck exponierende Hedonist hat in den 62 Jahren seiner irdischen Existenz keine Gelegenheit ausgelassen, welcher Art auch immer. Als Kettenraucher und regelmäßig rekordverdächtige Alkoholspiegelwerte erzielender Kampftrinker ruinierte er seine Physis ebenso lustvoll wie rigoros. Sollte er demnächst die Stimmgabel abgeben, kann er immerhin auf ein voll ausgeschöpftes Leben zurückblicken. Und darauf ist, glauche ich, Herr Dittmeyer wie alle sauertöpfischen Asketen ein klein wenig neidisch.(Nord 3, 20.15 Uhr)
FAHR ZUR HÖLLE, LIEBLING
Dick Richards 1975 erstellter Kriminalfilm gilt nicht nur als einer der besten Chandler-Adaptionen aller Zeiten, sondern ist einer der besten Filme überhaupt. Was nicht zuletzt an Robert Mitchum liegt, der den legendären Privatdetektiv Philip Marlowe spielt, als hätte ihm Raymond Chandler die Figur auf den athletischen Leib geschneidert. In dem bis in die Nebenrollen erstklassig besetzten Film glänzt besonders Charlotte Rampling als eiskalter Engel. Drei Jahre später übernahm Mitchum ein weiteres Mal die Rolle des Phil Marlowe in der britischen Produktion Tote schlafen besser, einem von Michael Winner inszenierten Remake des Bogart-Films The Big Sleep, der zwar qualitativ um einiges hinter obigem Lichtspiel zurückbleibt, nichtsdestoweniger aber auch mal wieder aufgeführt werden könnte.(Pro 7, 23.40 Uhr)
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