piwik no script img

■ COUCHPOTATO'S CHIPS & TIPSSONNTAG

Verflixte Gastfreundschaft

Die Frage, ob Charlie Chaplin der beste Stummfilmkomiker war oder sein Zeitgenosse Buster Keaton, läßt sich niemals entscheiden. Zumindest Keatons frühe Filme, bei denen er die Produktion kontrollierte und mit seinem eigenen Stab arbeiten konnte, sind wahre Meisterwerke des Slapstick. Das überragende Können des Tausendsassas prägt auch seinen zweiten abendfüllenden Spielfilm, in dem er als Sproß einer durch Blutrache dezimierten Familie ausgerechnet mit einer Angehörigen des gegnerischen Clans anbandelt. Vor den Nachstellungen ihres Vaters schützt ihn allein das Gastrecht, und so tut er natürlich alles, das buchstäblich liebenswerte Haus nicht verlassen zu müssen. Keatons Partnerin ist Natalie Talmadge, mit der er von 1921 bis 1932 verheiratet war. (West 3, 15.30 Uhr)

Meine liebe Rabenmutter

Der schöne Schein war alles im Leben des Hollywood-Stars Joan Crawford. Sie schreckte nicht einmal davor zurück, einige Waisenkinder zu adoptieren, um mit ihnen für die Öffentlichkeit ein prestigeträchtiges Stück namens „heile Familie“ in Szene zu setzen. Erst das ein Jahr nach Crawfords Tod veröffentlichte BuchMommie Dearest kratzte am sorgfältig gepflegten Image der kapriziösen Diva. Schonungslos berichtete ihre Adoptivtochter Christina von der Trunksucht der Schauspielerin, ihren psychischen Krisen, ihrer Sauberkeitsneurose. In der Verfilmung des Buches übernahm Faye Dunnaway den Part der „Rabenmutter“. (ORB 3, 22.30 Uhr)

Walker

Mitte des vergangenen Jahrhunderts zog der Polit-Hasardeur William Walker als Anführer eines verwegenen Haufens nach Nicaragua, um das Land im Auftrag des nordamerikanischen Industriellen Cornelius Vanderbilt in Besitz zu nehmen. Walker erklärte sich selbst zum Präsidenten des mittelamerikanischen Landes, verlor aber die Unterstützung seiner Geldgeber, wurde verjagt und 1860 in Honduras hingerichtet. Nach einem Drehbuch von Rudy Wurlitzer verfilmte Alex Cox 1987 die Geschichte jenes seltsamen Feldzugs als groteske Italo-Western-Travestie mit überdeutlichen Bezügen auf das damals aktuelle Engagement in Nicaragua. Die grelle Mischung aus Ausstattungsfilm, Brechtschem Lehrstück und Pferdeoper wurde von Kritik und Publikum zwiespältig aufgenommen; die kompromißlos antiamerikanische Tendenz dürfte dazu beigetragen haben, daß man seither von Alex Cox nicht mehr viel gehört hat. (RTL plus, 1.15 Uhr)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen