kellers randspur: SONNTAG
Hochstapler
„Noch dümmer!“
Leider bezeichnen die zwei Worte keinen Fall von Selbsterkenntnis, und darum wird die Kundschaft weiterhin mit Filmtiteln verwirrt und vergrault, die bauernfängerisch Bezug zu einem Leinwanderfolg herstellen sollen. Dabei verfügt Jonathan Lynns Komödie durchaus über eigenes Kapital, den Schauspieler Michael Richards zum Beispiel, der seine physische Komik ansonsten als Cosmo Kramer in der Sitcom „Seinfeld“ vorführt und dabei zuweilen wahres Genie beweist. Hier springt er kurzfristig für einen verkaterten Advokaten ein. Probleme ergeben sich, weil der Ersatzmann die Jurisprudenz nur aus Drehbüchern kennt. Und es folgt, was der Originaltitel als „Trial and Error“ bezeichnet.
(20.15 Uhr, Pro7)
Kinderschreck
„Invasion vom Mars“
Der neunjährige David guckt gern in die Sterne und bezeugt eines Tages die Niederkunft eines Ufos. Wenig später wandeln sich die Erwachsenen in seiner Umgebung, was natürlich auf den unguten Einfluss der Fremden zurückzuführen ist ... 1953 versetzte William Menzies sein Publikum mit dieser Geschichte in Angst und Schrecken. Tobe Hooper nahm sich ihrer 1986 noch einmal an und erzählte sie noch konsequenter aus der Perspektive des Kindes, das alle Erwachsenen als feindselig empfinden muss. Die Hauptdarsteller Karen Black und Hunter Carson sind Mutter und Sohn, Jimmy Hunt, der im Original den kleinen David verkörperte, gibt ein Gastspiel in der Rolle eines Polizisten. (22.25 Uhr, Kabel 1)
Bewährungshelfer
„Der Gefangene von Alcatraz“
Hinter Gitter bittet die Spielfilmredaktion des WDR mit der heutigen „Knast-FilmNacht“. Beide Filme basieren auf wahren Begebenheiten. Burt Lancaster reift in 43-jähriger Einzelhaft schauspielerisch gekonnt vom Gewalttäter zum Vogelkundler, musste aber den fälligen Oscar dem gleichfalls ornithologisch disponierten Kollegen Gregory Peck überlassen, der für seine Rolle in dem Drama „Wer die Nachtigall stört“ ausgezeichnet wurde. In dem anschließenden TV-Film „Die Frauen von San Quentin“ (2.25 Uhr) wandert Stella Stevens in den Knast, und zwar von Berufs wegen, denn sie leitet die weibliche Aufseherschaft in der Männerhaftanstalt San Quentin.
(0.00 Uhr, West 3)
Handlungsfäden
„Marys Nachbar“
Von diesem Film gehen sehr spezielle Gefahren aus, glaubt man der begleitenden Mitteilung des ZDF: „Der Zuschauer ist den Protagonisten immer einen Schritt voraus und wird so hineinverwoben in das intrigante Spiel Myrons ...“ Einmal hineinverwoben, fällt es schwer, sich aus den Verstrickungen zu befreien. Und während es mit der Heldin bereits wieder aufwärts geht, liegt der Zuschauer am Ende da, vernetzt, verknüpft und zugenäht ...
(2.20 Uhr, ZDF)
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