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SCHIFFBAUEhre, wem Ehre gebührt

Bremerhaven bekommt mit Lloyd-Chef Werner Lüken bald einen neuen Ehrenbürger. Die Geschichte seiner Ära an der Werftspitze ist nicht immer ruhmreich

Harte Jungs an dicken Schrauben: Lloyd-Mitarbeiter in Aktion. Bild: dpa

Bremerhaven bekommt bald einen neuen Ehrenbürger: Werner Lüken, 70. Er scheidet gerade, nach 23 Jahren, als Geschäftsführer der örtlichen Lloyd-Werft aus.

Die Stadtverordnetenversammlung muss dem Vorschlag des Magistrats noch zustimmen, doch das gilt als Formsache. Zumal der SPD-Fraktionschef Klaus Rosche zugleich Betriebsratschef der Werft ist. Und doch sagen manche in Bremerhaven, Werner Lüken habe die Ehrenbürgerschaft nicht verdient. Sie nennen ihn "Lükenbaron". Immer wieder soll er die Wahrheit über seine heute halbstaatliche Werft verschleiert haben. In der Zeitung genannt werden wollen sie nicht.

Unter Lükens Geschäftsführung musste die Lloyd-Werft zweimal Konkurs anmelden: 1996, als Tochter der Vulkan, und 2004, als das 300 Millionen Euro teure Kreuzfahrtschiff "Pride of America" im Hafen kenterte. Über die erste Pleite sagt Lüken heute, sie sei dem "schlechten Management" geschuldet - dem Management der Vulkan. Und "unseligen Allianzen" aus Politik, Gewerkschaft und Geschäftsführung. Er selbst, sagt Lüken, habe den Konkurs nur "geahnt". Für die zweite Pleite - "einen Tiefpunkt meiner Karriere" - macht Lüken das Wetter verantwortlich: die Orkanböen jener Nacht im Januar 2004. In der Stadt gab es seinerzeit viele Gerüchte um den Unfall, bis heute ist hinter vorgehaltener Hand von groben Nachlässigkeiten die Rede. Der Schaden wurde auf 150 Millionen Euro geschätzt. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wurden eingestellt. Auch die "heftigen" Untersuchungen der Versicherungen, so Lüken, ergaben "kein Verschulden" der Werft-Spitze.

Die Zahl der MitarbeiterInnen während Lükens Engagement ist stetig gesunken: Vor 20 Jahren beschäftigte die Werft gut 1.000 Leute, heute sind es noch etwas über 400. Parallel wuchs das Engagement des Werft-Chefs: Anfang der Achtzigerjahre kam er zu Lloyd "wie die Jungfrau zum Kinde", engagiert lediglich für einen 14-Tage-Job. Wenig später durfte die Werft das größte Passagierschiff der Welt umbauen, die "Queen Elizabeth 2".

1997, nachdem die Werft das erste Mal pleite war, übernahm zunächst der britische Investor Bridgepoint 70 Prozent der Firma - eine der inzwischen als "Heuschrecken" verschrienen Privat-Equity-Gesellschaften. Die übrigen 30 Prozent gingen an ein Konsortium der Manager, unter ihnen Werner Lüken. Die sind mittlerweile Mehrheitseigentümer - neben dem Staat, genauer: den Staaten. Weil der italienische Staatskonzern Fincantieri 2003 gut ein Fünftel der Firma übernehmen wollte, kaufte sich auch das Land Bremen mit 13,16 Prozent ein. Die Italiener, hieß es damals, hätten Großes vor. Doch mittlerweile sieht selbst Lüken die Kooperation als mehr oder minder gescheitert an. Alle wollen ihre Anteile verkaufen: Fincantieri, das Land Bremen und auch Lüken, der nur noch Aufsichtsratschef der Werft sein will. Käufer sind derzeit jedoch nicht in Sicht, der Markt ist in der Krise.

Lüken selbst sagte kürzlich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik der Frankfurter Allgemeinen, er rechne "mit einer wachsenden Zahl von Insolvenzen". Jüngst musste auch der Bremer Luxusyachtbauer und -händler Drettmann Insolvenz anmelden, 2009 traf es die SSW-Werft in Bremerhaven. Doch während der Staat bei Llyod im Lauf der Jahre mehrfach investierte, tat er das bei SSW nicht. Eine Wettbewerbsverzerrung? "Wir haben das bessere Konzept", sagt Lüken. Und die SSW habe auch "nicht immer das beste Management gehabt".

Wie gut es der Lloyd-Werft derzeit geht - für die Öffentlichkeit ist das schwer einzuschätzen: Obwohl sie zu mehr als einem Drittel der öffentlichen Hand gehört ist die Werft recht einsilbig bei der Frage nach ihrem Umsatz. Offizielle Verlautbarungen sagen, der Umsatz ist seit 1987 "um ein Vielfaches gestiegen". Der Financial Times Deutschland sagte Lüken kürzlich, 2009 seien die Zahlen "gut" gewesen, "absolut schwarz". Auch für 2010 erwarte er einen - wenn auch kleinen - Gewinn. Selbst die Europäische Kommission, die 2004 zu befinden hatte, ob die Staatshilfen für die Werft rechtlich zulässig war, verwies auf das "Berufsgeheimnis". Nur soviel wurde mitgeteilt: 2003 erwirtschaftete Lloyd 114 Millionen Euro Umsatz.

Geld verdient hat die Werft zuletzt mit dem Neubau einer 115 Meter langen Yacht namens "Luna". Deren Auftraggeber wird nicht offiziell genannt, ist aber wohl der russische Öl-Milliardär Roman Abramovitsch. Der lässt sich gerade auch in Hamburg eine Megayacht bauen. Sie soll neben einem U-Boot auch ein Raketenabwehrsystem bekommen.

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