SC Freiburg wieder erstklassig: "Wir sind dann mal oben"
Drei Tage vor Saisonschluss und zwei Jahre nach der Ära Finke erringt der SC Freiburg die Zweitligameisterschaft - und spielt damit kommende Saison wieder in die ersten Liga.

KOBLENZ dpa | Freiburgs Aufstiegshelden führten wilde Tänze in der Kabine auf, die Fans stürmten glückselig den Rasen und Trainer Robin Dutt streifte flugs das passende T-Shirt über: "Wir sind dann mal oben", stand auf seinem knallroten Hemden zu lesen. Zum vierten Mal gelang es am Sonntag den Freiburgern, in die erste Fußball-Bundesliga aufzusteigen.
Nach einem 5:2-Sieg bei der TuS Koblenz und weil die beiden Verfolger Mainz und Nürnberg patzten, sicherten sich die Badener bereits drei Spieltage vor Schluss die Zweitliga-Meisterschaft. "Wahnsinn, dass wir es so früh geschafft haben", röhrte Kapitän Heiko Butscher. "Jetzt lassen wir erstmal die Sau raus."
In Windeseile packten die Badener die Magnumflaschen aus, Ersatz-Torwart Michael Langer verpasste Coach Dutt eine kräftige Sektdusche. Der Trainer aber blieb auch in der Stunde seines bislang größten Erfolgs ganz kühler Taktiker. "Ich werde schon einen Weg finden, mich zu freuen", erklärte der 44-Jährige. "Das muss man ja nicht immer vor der ganzen Welt tun."
Freitag, 08.05.2009:
1. FC Kaiserslautern - FC Augsburg 1:0
Rot-Weiß Oberhausen - SV Wehen Wiesbaden 0:1
FSV Frankfurt - MSV Duisburg 0:0
TSV 1860 München - Hansa Rostock 3:3
VfL Osnabrück - Alemannia Aachen 2:1
Sonntag, 10.05.2009:
FC St. Pauli - FSV Mainz 05 2:0
FC Ingolstadt 04 - Rot Weiss Ahlen 0:2
TuS Koblenz - SC Freiburg 2:5
SpVgg Greuther Fürth - 1. FC Nürnberg 1:1
Tabelle (Tordiff., Tore, Punkte):
1. SC Freiburg +24 56:32 64
2. FSV Mainz 05 +18 54:36 54
3. 1. FC Nürnberg +19 47:28 53
4. SpVgg Greuther Fürth +14 56:42 52
5. 1. FC Kaiserslautern +9 47:38 52
6. Alemannia Aachen +15 52:37 49
7. MSV Duisburg +15 46:31 48
8. FC St. Pauli -9 48:57 42
9. Rot Weiss Ahlen -17 33:50 39
10. FC Augsburg +1 39:38 38
11. Rot-Weiß Oberhausen -16 33:49 38
12. TSV 1860 München -1 42:43 37
13. FSV Frankfurt -10 32:42 37
14. Hansa Rostock -1 48:49 35
15. VfL Osnabrück -14 38:52 35
16. TuS Koblenz -7 44:51 34
17. FC Ingolstadt 04 -19 33:52 27
18. SV Wehen Wiesbaden -21 26:47 24
Torschütze Butscher hatte sich da längst ein Megafon gegriffen und Triumph-Gesänge mit den 2.500 mitgereisten Anhängern angestimmt. "Wir haben es verdient. Die Mannschaft, der Trainer, das Umfeld haben ganz hart für den Erfolg gearbeitet", meinte Mittelfeldspieler Ivica Banovic. Ehe er mit blanker Brust in der Fantraube verschwand, beteuerte der Kroate noch: "Wir haben nichts geplant, aber wir werden schon was ausmachen".
Mit 64 Punkten ist der Zweitliga-Tabellenführer in den ausstehenden drei Spielen nicht mehr von einem Aufstiegsplatz zu verdrängen. Der Sieg über die abstiegsbedrohten Koblenzer war aber mühsamer, als es das Ergebnis ausdrückt. In der ersten Hälfte hielten sie gut mit: Vor gut 11.000 Zuschauern brachte Zoltan Stieber die Gastgeber bereits in der 2. Minute in Führung.
Zwar konnte Freiburg postwendend den Ausgleich erzielen und legte nach einer Viertelstunde sogar zum 2:1 nach. Doch Emmanuel Krontiris (33.) glich noch vor der Pause aus. Mit einem für die Koblenzer nicht unverdienten 2:2 ging es in die Kabinen zur Halbzeitpause.
Nach dem Wechsel aber brachen die Koblenzer ein. Tommy Bechmann (60.) schoss die Gäste erneut nach vorn, ehe Mohamadou Idrissou (74.) und Witali Rodionow (85.) den Sack endgültig zumachten.
"Sensationell, einfach nur geil", jubelte Kevin Schlitte. "Wir haben ein tolles Kollektiv", befand Stürmer Jäger. Julian Schuster heizte die Vorfreude auf die große Aufstiegsfete beim Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth am Mittwoch an. "Da geben wir genauso Gas wie auf dem Platz", versprach der 24-Jährige.
Nur Kollege Idrissou hielt sich ein wenig abseits vom Trubel. "Ich kann nicht mehr feiern, weil ich müde bin", bekannte der Torjäger.
Mit dem souveränen Marsch ins Oberhaus tritt Dutt endgültig aus dem langen Schatten des ehemaligen Freiburger Dauer-Trainers Volker Finke. Der Pädagoge hatte die Breisgauer 1993 zum ersten Mal in die Bundesliga geführt und mit einer spielstarken Multi-Kulti-Truppe sogar den Einzug in den UEFA-Pokal geschafft.
Zweimal gelang in der 16 Jahren der Ära Finke nach dem Abstieg die direkte Rückkehr in die Bundesliga. Nach dem dritten Abstieg 2005 aber mussten die Freiburger vier Jahre warten, ehe der vor zwei Jahren trotz einiger Querelen als Finke-Nachfolger installierte Dutt nun die Mannschaft in die erste Liga zurückbringt.
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