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Rutschpartie für Atom–Konvoi

■ Verkehrsunfall zweier Atomwaffen–Transporter in Großbritannien geht noch einmal glimpflich aus / Regierung verweigert Auskunft über Art der Ladung aus „Sicherheitsgründen

Aus London Rolf Paasch

Mitten in der südenglischen Prärie, in der Grafschaft Wiltshire, bot sich dem Beobachter am Sonntag ein bemerkenswertes Bild. In der eisigen Kälte bibbernde Marinesoldaten versperrten dem harmlosen Sonntagswanderer den Weg. Ihr Auftrag: den Schauplatz des bisher schwersten Verkehrsunfalls eines Atomwaffen–Transporters in Großbritannien abzuriegeln. Zwei Fahrer des Atom– Konvois waren nämlich am Samstag mit ihren 20 t–Sattelschleppern von der eisigen Fahrbahn gerutscht und hatten sich auf offenem Feld überschlagen. Ob Atomwaffen an Bord waren oder nicht, wollte das Verteidigungsministerium aus „Sicherheitsgründen“ nicht sagen.“Wenn es hier eine Gefahr gäbe“, so erklärte ein zur Beruhigung in den Schnee gestellter Regierungssprecher am Schauplatz des Unfalls, „dann würde ich doch nicht so ruhig hier herumstehen“. Radioaktivität, so bestätigten später auch Anhänger der Friedensbewegung, sei bei diesem Unfall nicht freigesetzt worden. Der Konvoi befand sich auf einer Routine–Fahrt vom Kriegshafen Portsmouth zur Atomfabrik von Burghfield, westlich von London, wo die Atomsprengköpfe alle zwei Jahre überholt werden müssen. An Bord befanden sich diesmal weder Polaris– noch Cruise– Teile, sondern vermutlich kleinere taktische Atomwaffen britischer Bauart. „Cruisewatch“, eine Organisation der Friedensbewegung zur Beobachtung von Atomtransporten, schätzt, daß jede Woche mindestens zwei dieser oft kilometerlangen Atomwaf fen–Konvois über Großbritanniens Landstraßen gondeln. Was Anhänger der Friedensbewegung im Falle solcher Unfälle befürchten, ist nicht eine atomare Explosion, sondern ein Feuer, in dessen Folge Radioaktivität freigesetzt werden könnte. Die Unfall–Laster vom Samstag transportierten dabei vermutlich nicht einmal Atomwaffen, die zur Abschreckung dienen sollen, sondern Erstschlagwaffen für eine britische Attacke. So fragte denn auch der links–liberale „Guardian“, ob die fragliche Ladung als ein Element britischen Größenwahns nicht überflüssig sei: „Sind dies nicht gefährliche Spielzeuge, die dem Verteidigungsministerium abgenommen werden sollten?“

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