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Russland und die USAKleines Tauwetter

Raketenschild, Iran, Abrüstung – die beiden großen Atommächte kommen sich näher. Das lange gespannte Verhältnis zwischen Russland und den USA ist wieder freundlicher geworden.

Medwedjew und Obama kommen sich näher. Bild: ap

MOSKAU taz | Das lange Zeit gespannte Verhältnis zwischen Russland und den USA ist wieder etwas freundlicher geworden. Das zumindest behaupteten die beiden Präsidenten, Dmitri Medwedjew und Barack Obama, die sich am Rande der UN-Generalversammlung in New York trafen - bereits zum dritten Mal in diesem Jahr. In den Beziehungen zu den USA seien "positive Veränderungen eingetreten", sagte Medwedjew.

Wichtigstes Thema der Unterredung dürfte für die amerikanische Seite Russlands Haltung zum iranischen Atomprogramm gewesen sein sowie Moskaus Absicht, den Iran mit S-300-Flugabwehrraketen zu beliefern. "In bestimmten Fällen sind Sanktionen unausweichlich", sagte Medwedjew nach dem Treffen - was in den USA als Hinweis aufgenommen wird, dass Russland nun doch bereit sein könnte, härtere Maßnahmen gegen den Iran zu unterstützen.

Die USA erwarteten ein Entgegenkommen dafür, dass die US-Regierung in der vergangenen Woche offiziell Abstand von dem Raketenabwehrschild in Osteuropa nahm, den die Bush-Regierung geplant hatte. Medwedjew nannte die Entscheidung "vernünftig" und bot an, mit den USA und Europa gemeinsam an einem weltweiten Abwehrsystem zu arbeiten. Nicht angesprochen wurden indes russische Waffenlieferungen an Syrien und Venezuela, die den USA ebenfalls missfallen.

Erfolgreich scheinen die Verhandlungen über einen neuen Start-Vertrag, also den Vertrag zur Reduzierung strategischer Atomwaffen, zu verlaufen. Im Juli hatten die beiden größten Atommächte die Gespräche über eine Verlängerung des Start-2-Vertrags, der im Dezember ausläuft, begonnen. Obama wie Medwedjew sprachen von Fortschritten. Im Juli hatten sich die beiden geeinigt, die Zahl der Atomsprengköpfe von bisher maximal 2.200 auf bis zu 1.500 zu senken.

Mittlerweile sei Russland bereit, die Anzahl auf 1.300 zu verringern. Nach wie vor umstritten ist in Russland jedoch, inwieweit man den amerikanischen Wünschen nach einer Reduzierung der atomaren Trägersysteme auf 500 Stück entgegenkommen kann und soll. Das Raketenabwehrsystem diente Russland bislang als Vorwand, sich nicht weiter mit dem Thema strategische Atomwaffen zu beschäftigen.

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3 Kommentare

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  • G
    GWalter

    Ich empfinde im Allgemeinen das Auftreten der USA als ein Frechheit sondersgleichen, ausgerechnet die USA, die der größte Kriegstreiber der letzten Jahrzehnte ist!!

     

    Die noch nicht einmal Geld für die Krankenversicherung ihrer Bürger aufbringt, aber für Krieg, Tod und Waffen immer Geld zur Verfügung hat.

    Die außerdem so schöne Exportartikel wie die Finanzkrise haben und alleine damit Millionen von Menschen ins Unglück gestürzt haben.

     

    Die USA die überall ihre Intrigen strickt, Saakashwili aufgerüstet hat und diesen angestachelt hat in Südossetien anzugreifen. Dort unschuldige Frauen und Kinder zu ermorden und dann zum Schluß Russland die Schuld in die Schuhe schieben will.

    Die auch in der Ukraine mit schmutzigen Tricks gegen Russland und sogar gegen die EU agiert und Schweden zum Boikott der Gasleitung in der Ostsee aufgefordert hat.

     

    Die im Irak und Afghanistan tausende Menschen hingeschlachtet hat, auch die eigenen Soldaten und keinerlei Hemmungen hat dies als demokratische Grosstat zu verkaufen.

     

    Die USA, die von Russland als dem "Reich des Bösen" spricht und selbst 41 Kriege seit 1945 begonnen hat.

     

    Die USA sollten endlich einmal über die eigenen Untaten auf der Welt nachdenken und sich doch einmal fragen wer die USA überhaupt berechtigt hat all dies zu tun!!??

     

    Man kann doch wohl kaum glauben, dass Gott (so die Idee der Amerikaner selbst) die USA gesandt hat um die Welt zu kontrollieren???

  • G
    gregor

    TAZ schreibt: "Das Raketenabwehrsystem diente Russland bislang als Vorwand, sich nicht weiter mit dem Thema strategische Atomwaffen zu beschäftigen." Bis Obama war der Grundsatz der amerikanischen Politik - Russe ergib Dich! Und jetzt ist der Obama so nett, dass er die Riesenkanone, die der Vorgänger mit den Polen zusammen am russischen Kopf setzen wollte, gegen mehrere kleine eintauschen will. Und Herr Donath fragt - Russe was willst du mehr? Sei doch froh!

  • V
    vic

    Noch immer sehe ich verwundert auf USA. Ein Staat, der wie kein anderer Atomwaffen anhäuft, die Welt mit Kriegen überzieht, demokratische Regierungen stürzt für eigene Interessen, sich an keinerlei Verträge hält, Menschenrechte missachtet bis hin zur Genfer Konvention, sich nicht um Umwelt-Mindeststandards kümmert.

    Wie dieser Staat es wagt, anderen Vorschriften zu machen ist wirklich erstaunlich.

    Beruhigend, dass Russland erstmal nicht auf der Agenda steht.