piwik no script img

Rundfunkaufsicht prüft App-StoreDarf Apple die Regeln selbst machen?

Apple nimmt Einfluss auf die Angebote im App Store. Eine Rundfunkkommission prüft nun, ob Apple per Gesetz die angebotenen Inhalte von Verlagen bereitstellen muss.

Verstößt die inhaltliche Einflussnahme von Apple gegen die Meinungsfreiheit? Apps auf dem iPhone. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Fima Apple kontrolliert eigenständig Inhalte von Angeboten aus dem App Store und lässt bestimmte Angebote garnicht erst zu. Eine Arbeitsgruppe der Rundfunkkommission prüft laut Aussagen des Spiegel die Zulässigkeit des Handelns. Es werde untersucht, ob die Internetplattform ähnlich wie Kabelnetzfirmen und weitere Plattformanbieter gesetzlich dazu verpflichtet werden kann, Inhalte in den Store aufzunehmen.

Bisher fand die Regelung aus dem Rundfunkstaatsvertrag beim App Store noch keine Anwendung. Erotische und politische Inhalte wurden von Apple eigenständig zensiert. Die Zulassungskriterien für den App Store, die Apple selbst aufstellt, seien laut Rundfunkreferenten zudem nicht transparent.

So wurden beim Bild-App aus dem Hause Springer die Brüste des Mädchens auf Seite eins zensiert und auch eine "Playboy-App" suchen deutsche iPhone und iPad-User weiterhin vergebens.

Nikolas Hill, Hamburger Stadtrat für Medien, sagte dem Spiegel, es handle sich beim Vorgehen Apples um einen "Verstoß gegen die Presse- und Meinungsfreiheit".

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • W
    wuki

    Zunächst einmal müsste doch festgestellt werden, ob Apple im Bereich mobiles Web eine Monopolstellung hat. Dann sollten Kartellrechtsbehörden prüfen, ob das Monopol missbraucht wird, um Inhalte zu zensieren.

     

    Es wurde in den Medien mehr als ausführlich darüber berichtet, dass Apple durch Schlechtreden und FUD unliebsame, weil meist kostenfreie App-Konkurrenz (Flash-Technologie) ganz aus dem Netz verbannen möchte. Damit wäre, unter vorgenannter Prämisse der Monopolstellung, der Weg zu einem kontrollierten Internet geebnet: Für maximalen Bedienkomfort und höchste Reichweite muss jedes größere Web-Angebot als App umgestrickt werden - Inhalte, Programmiervorgaben und Funktionsweise (!) kann Apple diktieren.

     

    Bleibt zu hoffen, dass der verblendete Hype einer narzisstischen, markenhörigen Generation, die schwaches Selbstwertgefühl auch gerne durch den Erwerb technischer Gadgets zu erhöhen sucht und sich gegenseitig ihr mangelndes Know-How schönredet, ein wenig Erkenntnis darüber zuteil wird, wohin eine ausschliessliche, digitale Kultur mit 'Ich'-Produkten führen würde.

     

    Immerhin hat Apple Ende Januar das Horst-Wessel-Lied aus seinem iTunes-Store verbannt...

  • C
    cervo

    @ von_leser / @ Zulu:

    Mit "Wer nichts zu verbergen hat..." hat der App-Store bestimmt nichts zu tun. Denk das mal zuende. Ich finde die Apple-Politik ja auch nicht gut.

     

    Aber:

    1. Jeder kann z.B. zu Android wechseln, Apple hat kein Monopol.

    2. Zensur schafft Bedarf. Irgend jemand wird diesen Bedarf befriedigen, wenn es nicht schon Alternativen gibt. Es sei denn: Apps eines Anbieters werden zur Bürgerpflicht weil es der Staat so will.

    2. Ich muss für Inhalte kein App verwenden, über den normalen Browser kann ich mir alles aufrufen was ich will (Porno, Gizmodo, Satire...).

    3. Die Diskussion nimmt Raum weg. Denkt mal über die BKA-Dateien nach. Oder ACTA, Oder INDECT. Das sind Gefahren. Aber sicherlich kein Dienst wie der App-Sore.

  • P
    Pester

    Ich würde auch nicht alles in meinem Laden anbieten.

  • Z
    Zulu

    "Musst du ja nicht kaufen..." ist ein denkbar schlechtes Argument und erinnert mich an das "Wer nichts zu verbergen hat..." bei Diskussionen zu Überwachungen. Wer so argumentiert ist wirklich kurzsichtig.

    Ich finde es selbstverständlich, dass Apple das NICHT darf weil es den Wettbewerb durch Nutzung seiner Monopolstellung erheblich verzerrt.

    Wie kann sich Apple das Recht herausnehmen einzelne Marktteilnehmer auszuschließen? Es werden ja nicht nur erotische Inhalte wie der Playboy, sondern sogar politische Satire nicht zugelassen. Wir brauchen keinen monopolistischen, willkürlichen Oberzensor, der alle möglicherweise anstößigen Inhalte von uns fern hält.

  • L
    ______leser

    Na endlich!

    Es kann ja wohl nicht wahr sein, das ein Konzern die Rolle des Zensors übernehmen darf. "Musst du ja nicht kaufen ... " kann nicht die einzige Antwort sein.

  • C
    cervo

    Bin wahrlich kein Apple-Fan. Aber da muss ich mir doch an den Kopf fassen. Ich muss doch Apple nicht nutzen! Geht es hier um Online-Medien oder um Rundfunk? Was für eine Paranoia haben denn alle zurzeit? Aber keiner sagt was gegen BKA-Dateien, ACTA oder INDECT. Da hat doch bestimmt der VDZ seine Finger im Spiel. Mann o Mann.