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Runder Tisch MissbrauchKein Geld für Heimkinder

Kinder, die in den 50er und 60er Jahren in Heimen misshandelt wurden, werden politisch rehabilitiert, vermutlich aber nicht finanziell entschädigt.

Kunstwerk "Im Namen des Herrn" (Ausschnitt) der Künstler Gudrun Adrion und Eckhardt Kowalke. Bild: dpa

Zwei Jahre lang hat der Runde Tisch Heimerziehung alle zwei Monate verhandelt. Es ging um Mädchen und Jungen, die in den 50er und 60er Jahren in Heimen der früheren Bundesrepublik misshandelt, zum Arbeiten gezwungen und sexuell missbraucht worden sind. Jetzt legt das Gremium aus Bund, Ländern, Kirchen und Betroffenen seinen Abschlussbericht vor. Wie der in Detail ausfallen wird, ist noch offen. Eines scheint aber schon jetzt klar zu sein: Mit einer generellen finanziellen Entschädigung können die Opfer nicht rechnen.

Vor allem zwei Themen werden am Donnerstag und Freitag, wenn der runde Tisch unter Leitung der ehemaligen Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer (Grüne) seine Empfehlungen an die Bundesregierung debattiert, im Mittelpunkt stehen: die politische und die finanzielle Anerkennung der Leiden ehemaliger Heimkinder. Am Montag will das Gremium den Bericht offiziell übergeben.

Bei der politischen Bewertung sind sich offenbar alle einig: Die Misshandlung von Heimkindern ist ein Verstoß gegen das Grundgesetz. Mit dieser Formulierung bekennen sich Staat und die beiden Kirchen zu ihrer Schuld an den damaligen Zuständen in den Heimen. Etwa 800.000 Kinder und Jugendliche in über 3.000 staatlichen und kirchlichen Einrichtungen sollen systematisch misshandelt worden sein. Viele von ihnen sind traumatisiert, manche kämpfen mit bleibenden Schäden. Die Opfer wollen, dass ihr Leid nicht nur politisch, sondern vor allem finanziell anerkannt wird.

Sie fordern eine monatliche Opferrente in Höhe von 300 Euro oder eine Einmalzahlung von 55.000 Euro. Damit orientieren sie sich am "Modell Irland": Dort erhielten über 10.000 Heimkinder durchschnittlich 76.500 Euro für ihr erlittenes Leid.

Eine Pauschalrente hierzulande lehnen vor allem die unionsregierten Länder ab. Das könne niemand bezahlen, argumentieren die Ländervertreter am runden Tisch. Die Länder sind es auch, die dem Vernehmen nach nicht in einen geplanten gemeinsamen Opferfonds einzahlen wollen. Der soll zu gleichen Teilen von Bund, Ländern und den beiden Kirchen getragen werden. Steigen die Länder aus, ist fraglich, ob es den Fonds überhaupt geben wird.

"Wir hoffen, dass das nicht passiert", sagte ein Mitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): "Für uns ist die Verantwortungsgemeinschaft nicht aufgekündigt." Eine generelle Entschädigung der ehemaligen Heimkinder hält aber auch der EKD-Mann für fragwürdig: "Man kann nicht pauschal sagen, wer in einem Heim war, ist auf jeden Fall Opfer." Deshalb plädieren die Kirchen dafür, "Betroffenen mit fortdauernden Leiden" zu helfen: mit Therapiekosten, kleinen Renten, Ausbildungsbeihilfen.

Wer davon profitieren könnte, ist schwer zu sagen. Zwar ist die Rede von "unbürokratischen Hilfen", aber bislang müssen die Opfer bleibende Schäden nachweisen, beispielsweise mit Akten, die belegen, dass die Misshandlungen die dauerhaften Schäden verursacht haben. Bisher sollen sich knapp 2.000 Betroffene mit bleibenden Schäden beim runden Tisch gemeldet haben.

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18 Kommentare

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  • F
    Franky

    Wikileaks

     

    US-Depesche

     

     

    Irland hat bei den Ermittlungen zum Skandal um sexuellen Missbrauch von Minderjährigen in der katholischen Kirche offenbar Druck aus dem Vatikan nachgegeben, Kirchenvertretern Straffreiheit zu gewähren.

    Zitat Ende:

     

     

    Ich würde gerne wissen wie der Vatikan zur Zeit in Deutschland interveniert.

  • JM
    Joachim M.

    Klar, dass vor allem CDU-Länder dagegen sind, die CDU ist doch die Partei, die in den 50'er und 60'er Jahre die Gesetze und Zustände geschaffen hat, die die systematische und grundrechtswidrige Kindesmisshandlung ermöglichte und dies nicht nur in den Heimen sondern auch in den Elternhäusern, in den Schulen und in den Kirchen.

  • MX
    Meli xxxx

    Ich finde, was da passiert, einen richtigen Skandal. "Kleine Renten" - haha, die haben sie wahrscheinlich ohnehin schon, die "kleinen" Renten - dank ihres Behindertwordenseins in der Lebensführung. Eigentlich müssten sich alle Opfergruppen hier mit den Heimkindern solidarisieren. Hätte die Bundesregierung das Geld für das alle 2 Monate tagen 2 Jahre lang direkt den Heimkindern gegeben, ginge es ihnen vermutlich besser als jetzt.

  • MJ
    Michael J.F.

    Hier etwas was den Verantwortlichen zu denken geben soll, sofern diese überhaupt noch andere Gedanken aufbringen können als nur ans Geld zu denken was diese eventuell dabei verliehren könnten:

     

    Und sehnt ich mich oft nach der Heimat, die mir wurd brutal so entrissen.

    Meine Jugend man schnell auch entzweit hat, ich tu sie bis heute vermissen!

    Wo warst Du der mich sollt beschützen, wo warst Du in all jener Zeit?

    Du tatest dir selber nur nützen, zu geben warst Du nicht bereit!

    So weint voller schmerz meine Seele und klagt Dich noch immer an.

    Auch wenn ich Dein Gewissen verfehle, so rächt es sich irgendwann.

     

    Ich glaube damit ist alles gesagt, oder??

  • TH
    Thomas Hasper

    Entschädigung ehemaliger Heimkinder!?

     

    Ich wusste schon vor Monaten, dass das Ergebnis ein „Nullsummenspiel“ wird.

    Denn der sogenannte „Runde Tisch Heimerziehung“ – hier: http://www.rundertisch-heimerziehung.de/index.htm hatte für mich den Anschein eines nationalen Feigenblattes und sollte meiner Meinung nach nur der aufkommenden Diskussion den Wind aus den Segeln nehmen. Nächstes Jahr wird hoffentlich das Thema erledigt sein, damit man wieder zur Tagesordnung übergehen kann. Was mich betrifft, so habe ich seit meiner Geburt 24 Jahre im Heim gelebt und seit meinem 16. Lebensjahr ohne Entgelt auch dort gearbeitet. Nun fehlen mir 7 Jahre in der Rentenkasse und der jährliche Auszug der BFA rechnet mir dies schmerzlich vor. Das heißt, dass sich meine fremdverschuldeten Fehlzeiten im Alter negativ auswirken werden. Vielen Dank Frau von der Leyen.

     

    http://www.hephata-ehemalige.de/

  • MJ
    Michael J.F.

    Es ist doch schon merkwürdig; mishandeln, ausbeuten und stigmatisieren, konnten die damaligen Verantwortlichen recht großzügig. Wenn es jedoch um eine Wiedergutmachung geht leiden diese plötzlich an schwerer Demenz bzw beteuern ihre Zahlungsunfähigkeit. Wer anderen einen Schaden zufügt, egal wie groß oder klein, der ist auch zum Schadenersatz verpflichtet, ausser er wohnt in der BRD. Aber so einfach geht daß auch nicht.

    Die Herren und Damen haben nämlich übersehen, daß es auch nichtdeutsche Kinder (warum auch immer)in diesen Einrichtungen gab und diese genauso auf deutschen Teritorium mishandelt und ausgebeutet wurden. Was, frage ich mich, kann auf die Verantwortlichen wohl zukommen wenn jene ehemaligen ausländische Heimkinder Entschädigungsklage gegen die BRD in den USA erheben? Ich gebe zu bedenken, daß das weltweite Ausland die Handhabung der Entschädigung durch diese Regierung mehr als sehr aufmerksam beobachtet, denn es geht ja dabei auch einige ihrer staatsbürger. Au weia....!

  • K
    koepyomi

    Also wird alles wieder am Geld festgemacht. Arbeiten mussten die Kinder, misshandelt und missbraucht wurden sie obendrein. Aber eine Rente? Das schreien wieder einmal Politiker: Die Kosten! Die Opfer tragen diese Kosten seit Jahrzehnten und kein Politiker fragt wie die Opfer die Kosten aufbringen. Scheinheiliger gehts nun wirklich nicht.

  • W
    Wolfgang

    Hat es jemals irgendwelche Entschädigungen gegeben von Seiten der Kirche? 2000 Jahre blutiges Christentum,Religionskriege, Völkermorde, Hexenverfolgungen, Inquisition, Kindesmissbrauch usw.

    und das Märchen vom herzallerliebsten Jesulein wird weiter vom Staat geschützt und finanziell unterstützt.

    In diesem Sinne, frohe Weihnachten!

  • F
    Franky

    Wenn das staatsbankrotte Irland entschädigen kann,

    warum dann nicht Deutschland?

     

    Mit diesen Komplizen der Kinderschänder kann man nicht verhandeln.

    Die müssen in Straßburg vor den europäischen

    Gerichtshof für Menschenrechte gestellt werden.

     

    Alle Gutachten bestätigen systematischen Mißbrauch und Vertuschung.

    Belastende Akten wurden im großen Stil vernichtet,

    wie ein neues Gutachten im Bistum München eindrucksvoll gezeigt hat.

    Und nur der verbleibene Rest an Akten soll für

    Entschädigungen rangezogen werden?

     

    Diese kriminellen Tätergruppen (Mafia) müssen vor ein Tribunal !!!

  • DF
    Dirk Friedrich

    Es ist unglaublich, es ist unmöglich und es ist widerwärtig!

     

    Sie haben uns belogen und betrogen. Sie haben uns als Kinder und Jugendliche allein gelassen. Ihre „Hilfe“ war Brutalität, Verachtung und würdelose Stigmatisierung. Ihre unerhörte Herz- und Lieblosigkeit war grenzenlos! Unsere Menschenrechte haben sie mit Füssen getreten!

    Sie haben uns weggeschlossen wie man Vieh nicht weg schließt. Sie haben uns gefoltert bis die Knochen splitterten und die Hoden weggebrannt waren. Sie haben uns mit Psychopharmaka ruhiggestellt und sich an Wehrlosen und Ohnmächtige vergriffen. An uns!

    Jahrelang haben sich kirchliche und staatliche Einrichtungen an uns bereichert indem sie uns Zwangsarbeit aufbürdeten, haben uns ohne Rücksicht ausgebeutet und schuften lassen und uns um Ausbildung und Beruf gebracht!

    Sie haben uns ihre Religion der "Nächstenliebe" in und um die Köpfe gehauen. Sie haben uns von Verwandten, Eltern, Geschwistern getrennt und uns wie Dreck behandelt. Wir waren ihnen als Menschen – als Kinder – vollkommen egal und es verging kein Tag, an dem sie uns dies nicht spüren ließen!

    Sie haben unzählige Akten, die unsere Unterbringung in ihren Verwahranstalten und ihr menschenverachtendes Verhalten uns gegenüber beweisen könnten vernichtet. Damit haben sie wichtige Teile unserer Biografien gleich mit ruiniert. Es kümmert sie nicht, dass sie erneut unsere Leben zerstörten und gleichsam auf den Müllhaufen warfen, solange ihnen nur nichts nachzuweisen war!

    UND HEUTE?

    Ihre Menschenverachtung übersteigt endgültig die Grenzen des Erträglichen!

    WIR sollen jetzt nachweisen, in welches Elend sie uns gestoßen haben – lebenslänglich – obwohl sie die Beweise rigoros vernichtet haben!

    WIR sollen ihnen jetzt im Alter unsere Lebenssituationen und unsere Einkünfte darlegen und uns rechtfertigen, warum wir finanzielle Wiedergutmachung von ihnen fordern und brauchen!

    WIR sollen vor ihnen erneut „die Hosen runter lassen“!

    WIR sollen uns von ihnen wieder demütigen lassen!

    WIR sollen vor ihnen wieder zu Kreuze kriechen!

    WIR sollen uns wieder wie Dreck behandeln lassen!

    NEIN! NIEMALS! NIE WIEDER!

    Die "christlichen" Kirchen, Staat und Länder lehnen eine pauschale Entschädigung ab? Die Kirchen sind das Kreuz nicht wert, das sie vor sich hertragen. Alle ihre inhaltsleeren und scheinheiligen Worte der Entschuldigung klingen nun hohl und ohne Echo!

    Es geht ihnen um Geld! Es geht ihnen um Macht! Uns geht es um unser Leben!

    Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt und unsere Forderungen sind wahrhaftig nicht hoch gemessen an dem, was uns angetan wurde.

    UND JETZT ERST RECHT!

  • HH
    Heimkind Heinz L

    Ich bin ein ehemaliges Heimkind 1948-1963 Ich war ein Kind - Ich hatte Rechte - Ich war ihnen ausgeliefert

     

    Gedemütigt - Missbraucht - Erniedrigt - Belogen - Traumatisiert - Rechtlos

     

    Misshandelt - Sexuelle Gewalt - Bildung verweigert - Albträume

     

    Dafür nur eine Entschuldigung, nein so kommen die mir nicht davon.

     

    Ich bin zwar alt aber nicht Blöd, dann soll die Kirche usw. sich warm anziehen denn es wird sehr kalt. Rente klein Knast fein für mein Alter.

    Gruß ein Heimkind.

  • H
    Heiminsasse

    Dir Täterorganisationen wollen nicht zahlen? Warum warten die auf eine Säkularisation? Das Leid welches diese Menschen (Träger) verursacht haben muss beglichen werden. Zwei Jahre hatten diese Leute Zeit. Nun ist diese Zeit abgelaufen und die Opfer könnten zu Täter werden. Auch hier schaut der Staat ein weiters mal zu, wie das Leid diesmal auf die Kirche übertragen wird. Vollmer ist der Anführer dieser Wegschaugesellschaft und unterstützt das kriminelle Verhalten und könnte dafür in Haftung kommen. Die Staatssicherheit ist massiv gefährdet.

  • A
    almudo

    da hätte man sich doch vom grünen Parteiblatt etwas mehr Differenzierung gewünscht. Die Überschrift: Runder Tisch Missbrauch. Nee, ES GIBT AUCH DEN RUNDEN TISCH HEIMERZIEHUNG, und um den geht es hier, aber bei der Presse ist nur der Runde Tisch sexuelle Gewalt präsent. Auch das Foto zeigt nichts von unserem Runden Tisch, sondern die 3 Ministerinnen, die sich um die Eliteschüler kümmern und damit punkten wollen. Mit ehemaligen Heimkindern kann man keinen Blumentopf gewinnen. Und der Artikel selbst: Einfach so lieblos dahergekritzelt, nicht Partei ergreifend, anklagend. Was das für uns Betroffene nun bedeutet, nachdem etliche nach über 30 oder 40 Jahren zum ersten Mal über ihre Erlebnisse geredet haben wird uns nun klar gemacht, daß das alles wertlos ist. Nur wer keinen Griffel mehr halten kann oder sonst sein Leben nicht so hinkriegt wie viele andere, dem sollen ein paar Brosamen hinterher geschmissen werden. Diese ganzen Notfälle, die die Kirchen nun auflisten, werden doch längst vom Sozialsystem aufgefangen, oder eben auch nicht. Und wir sehen jetzt schon, daß die Stützpunkte von der Caritas und Diakonie betrieben werden. Wir als deren Opfer sollen uns an unsere ehemaligen Peiniger wenden und von denen Hilfe erbitten. Was für ein abstruser Gedanke. Da kann nur jemand drauf kommen, der sich mit uns überhaupt nicht beschäftigt hat.

  • SM
    Siegfried Michelt

    Der RT „Sexueller Kindesmissbrauch“ ist in Sachen Entschädigung schon wesentlich weiter, obgleich er erst in diesem Jahr konstituiert wurde - mit einem ganz anderen Kaliber in der personellen Besetzung. Der RT „Runden Tisch Heimerziehung“ geht nun nach 2 Jahren zu Ende. Mit einer dominanten Täterbesetzung und einer befangenen Moderatorin wird er nun sein von Anfang an geplantes Ziel formulieren - die "Opfer gehen weitestgehend leer aus". Die Opfer, die neben dem häufig vorkommenden sexuellen Missbrauch auch noch als versklavte Kinder und Jugendliche misshandelt wurden und schuften mussten, hatten und haben keine "Lobby" - deshalb wird es nur einen relativ geringfügigen gesellschaftlichen Aufstand und Entrüstung in den ersten Medien der Öffentlichkeit geben. Die wenigen Stimmen, die die Opfer aus der "Unterschicht" unterstützen, werden bereits übertönt und vemischt von und mit den Stimmen der "Oberschicht". Man sieht´s an diesem Artikel, dass man offensichtlich Probleme hat, die "Schuhe" auseinander zuhalten!

    Keinesfalls will ich hier das Leid „Sexueller Missbrauch“ in der Schwere der Tat vergleichen, das Menschen welcher „Schicht“ sie auch immer entstammen, angetan wurde - es ist gleich schwerwiegend und verächtlich! Der Unterschied in der Entschädigungsfrage wird jedoch offensichtlich von den so grundverschieden Besetzungen der beiden Runden Tische betrieben.

     

    S.M.

  • SM
    Siegfried Michelt

    Ein bisschen mehr redaktionelle Sorgfalt hätte ich der taz eigentlich zugetraut:

    Hier wird in einem Artikel über den "Runden Tisch Heimerziehung" ein Foto vom "Runden Tisches Sexueller Kindesmissbrauch" gebracht. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe, die die Teilmenge "Sexueller Missbrauch" haben!

     

    Der RT „Sexueller Kindesmissbrauch“ ist in Sachen Entschädigung schon wesentlich weiter, obgleich er erst in diesem Jahr konstituiert wurde - mit einem ganz anderen Kaliber in der personellen Besetzung. Der RT „Runden Tisch Heimerziehung“ geht nun nach 2 Jahren zu Ende. Mit einer dominanten Täterbesetzung und einer befangenen Moderatorin wird er nun sein von Anfang an geplantes Ziel formulieren - die "Opfer gehen weitestgehend leer aus". Die Opfer, die neben dem häufig vorkommenden sexuellen Missbrauch auch noch als versklavte Kinder und Jugendliche misshandelt wurden und schuften mussten, hatten und haben keine "Lobby" - deshalb wird es nur einen relativ geringfügigen gesellschaftlichen Aufstand und Entrüstung in den ersten Medien der Öffentlichkeit geben. Die wenigen Stimmen, die die Opfer aus der "Unterschicht" unterstützen, werden bereits übertönt und vemischt von und mit den Stimmen der "Oberschicht". Man sieht´s an diesem Artikel, dass man offensichtlich Probleme hat, die "Schuhe" auseinander zuhalten!

    Keinesfalls will ich hier das Leid „Sexueller Missbrauch“ in der Schwere der Tat vergleichen, das Menschen welcher „Schicht“ sie auch immer entstammen, angetan wurde - es ist gleich schwerwiegend und verächtlich! Der Unterschied in der Entschädigungsfrage wird jedoch offensichtlich von den so grundverschieden Besetzungen der beiden Runden Tische betrieben.

     

    S.M.

  • HD
    Heidi Dettinger

    Es ist unmöglich, unglaublich, widerwärtig!

     

    Jahrelang haben sich kirchliche und staatliche Einrichtungen an uns bereichert indem sie uns Zwangsarbeit verrichten ließen, haben uns belogen und betrogen um Ausbildung und Beruf, haben uns in eine unerhörte Lieblosigkeit geworfen, uns weggeschlossen wie man Vieh nicht wegschließt, uns sexuell, physisch und psychisch missbraucht, uns gefoltert bis die Knochen splitterten und die Hoden weggebrannt waren!

    Und jetzt im Alter sollen wir ihnen unsere EInkünfte offenlegen, vor ihnen wieder "die Hosen runterlassen", uns erneut demütigen lassen und zu Kreuze kriechen???

     

    Es geht ihnen um Ihr verdammtes Geld!

    Es geht ihnen um verruchte Macht!

    Uns aber geht es um unser Leben!

     

    Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt und unsere Forderungen sind wahrhaftig nicht hoch gemessen an dem, was uns angetan wurde.

     

    Und nun sollen wir wieder einmal wie Dreck behandelt werden?

     

    Pfui Spinne! Ich schäme mich eine Deutsche zu sein!

     

    H. Dettinger

     

    UND JETZT ERST RECHT!

     

    Kommt zur alternativen Pressekonferenz am 13.12.2010, 11:45 Uhr!

    im Pressehaus, Schiffbauerdamm 40, 10117 Berlin

     

    Wer kann, sollte bereits zur Konferenz des RT dort sein. Der Vorstand des VEH e.V. wird ab ca. 9:00 Uhr vor Ort sein!

     

    Helft uns Präsenz zeigen! Helft uns, unseren Unmut kundzutun! Helft uns!

  • DF
    Dirk Friedrich (VEH)

    Es ist unglaublich, es ist unmöglich und es ist widerwärtig!

    Sie haben uns belogen und betrogen. Sie haben uns als Kinder und Jugendliche allein gelassen. Ihre „Hilfe“ war Brutalität, Verachtung und würdelose Stigmatisierung. Ihre unerhörte Herz- und Lieblosigkeit war grenzenlos! Unsere Menschenrechte haben sie mit Füssen getreten!

    Sie haben uns weggeschlossen wie man Vieh nicht weg schließt. Sie haben uns gefoltert bis die Knochen splitterten und die Hoden weggebrannt waren. Sie haben uns mit Psychopharmaka ruhiggestellt und sich an Wehrlosen und Ohnmächtige vergriffen. An uns!

    Jahrelang haben sich kirchliche und staatliche Einrichtungen an uns bereichert indem sie uns Zwangsarbeit aufbürdeten, haben uns ohne Rücksicht ausgebeutet und schuften lassen und uns um Ausbildung und Beruf gebracht!

    Sie haben uns ihre Religion der "Nächstenliebe" in und um die Köpfe gehauen. Sie haben uns von Verwandten, Eltern, Geschwistern getrennt und uns wie Dreck behandelt. Wir waren ihnen als Menschen – als Kinder – vollkommen egal und es verging kein Tag, an dem sie uns dies nicht spüren ließen!

    Sie haben unzählige Akten, die unsere Unterbringung in ihren Verwahranstalten und ihr menschenverachtendes Verhalten uns gegenüber beweisen könnten vernichtet. Damit haben sie wichtige Teile unserer Biografien gleich mit ruiniert. Es kümmert sie nicht, dass sie erneut unsere Leben zerstörten und gleichsam auf den Müllhaufen warfen, solange ihnen nur nichts nachzuweisen war!

    UND HEUTE?

    Ihre Menschenverachtung übersteigt endgültig die Grenzen des Erträglichen!

    WIR sollen jetzt nachweisen, in welches Elend sie uns gestoßen haben – lebenslänglich – obwohl sie die Beweise rigoros vernichtet haben!

    WIR sollen ihnen jetzt im Alter unsere Lebenssituationen und unsere Einkünfte darlegen und uns rechtfertigen, warum wir finanzielle Wiedergutmachung von ihnen fordern und brauchen!

    WIR sollen vor ihnen erneut „die Hosen runter lassen“!

    WIR sollen uns von ihnen wieder demütigen lassen!

    WIR sollen vor ihnen wieder zu Kreuze kriechen!

    WIR sollen uns wieder wie Dreck behandeln lassen!

    NEIN! NIEMALS! NIE WIEDER!

    Die "christlichen" Kirchen, Staat und Länder lehnen eine pauschale Entschädigung ab? Die Kirchen sind das Kreuz nicht wert, das sie vor sich hertragen. Alle ihre inhaltsleeren und scheinheiligen Worte der Entschuldigung klingen nun hohl und ohne Echo!

    Es geht ihnen um Geld! Es geht ihnen um Macht! Uns geht es um unser Leben!

    Wir leben in einem der reichsten Länder der Welt und unsere Forderungen sind wahrhaftig nicht hoch gemessen an dem, was uns angetan wurde.

    JETZT ERST RECHT!

  • L
    Lhamy

    Das war doch von Anfang an klar! Es ist zum erbrechen wie sich die Kirche mit Hilfe "unserer" Politiker hier aus der Verantwortung stielt.

    Von wegen "das kann keiner bezahlen" besucht man eine Kirche sieht man genügend Kunstgegenstände, Gold und andere Wertsachen die zu finanziellen Entschädigung der Opfer verkauft werden könnten.

    Es bleibt zu hoffen, daß wir den Tag noch erleben an dem diesen selbstgerechten Menschenfeinde endgültig jeglicher Einfluss auf unser Zusammenleben entzogen wird!

    Gruß aus Essen