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Archiv-Artikel

Ruhrpilot wird zum Co-Pilot

Mit dem elektronischen Verkehrleitsystem „Ruhrpilot“ soll der Autobahn-Verkehr im Ruhrgebiet vor allem auf Landstraßen und Schienen umverteilt werden. BUND kritisiert fehlende Mittel zur Verkehrsvermeidung

RUHR taz ■ Der so genannte „Ruhrpilot“ soll in Zukunft das Verkehrschaos im Ruhrgebiet vermindern. Spätestens zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 soll das „neuartige Verkehrsinformationssystem für weniger Staus und besser ausgelastete Busse und Bahnen sorgen“, teilte NRW-Verkehrsminister Axel Horstmann (SPD) gestern auf einer Pressekonferenz mit. Nach langen Jahren des Planens soll am Ende der Sommerferien mit dem Aufbau des „Ruhrpiloten“ begonnen werden. Zum Jahreswechsel 2005/2006 soll das Projekt in Dortmund, Gelsenkirchen, Essen, Bochum und Hagen starten. Die restlichen Ruhrgebietskommunen sollen schrittweise folgen. Das Projekt wird mit über 21 Millionen Euro aus öffentlichen Kassen finanziert. Zusätzlich sind weitere acht Millionen Eurozweckgebundene Investitionsmittel für die Verkehrsunternehmen bereitgestellt worden. Zum Betreiberkonsortium gehören Kommunen, Industrie und Dienstleister, darunter auch die Projekt Ruhr.

Der „Ruhrpilot“ soll von einem zentralen Computer in Essen gesteuert werden. Im Minutentakt werden dort Daten von rund 1.000 Mess-Stellen aus dem gesamten Revier eingespeist. Die 13 Nahverkehrsunternehmen im Revier liefern aktuelle Fahrzeiten und Standorte von Bussen und Bahnen. Auch die Belegung von Parkhäusern, Wetterdaten, Straßenzustand, Baustellen, Unfälle und Großveranstaltungen werden erfasst. Aus den ausgewerteten Informationen erstellt der „Ruhrpilot“ Verkehrsvorhersagen, die über Internet, Videotext, Handy oder Radio an Autofahrer und Fahrgäste weitergemeldet werden. „Mit dem Ruhrpilot wird ein umfassender Verkehrsdatenverbund geschaffen“, sagt Joachim Mölter, Vorstand des für die Straßenverkehrstechnik verantwortlichen Siemens-Bereichs Industrial Solutions & Services.

Prinzipiell sei gegen das System nichts einzuwenden, sagt Werner Reh, Verkehrsexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in NRW, das Mengenproblem des Verkehrs werde dadurch aber nicht gelöst. „Der Autoverkehr wird auf die Umgehungsstraßen verlagert“, sagt Reh. Langfristig könnte nur eine Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene zur Entspannung im Ballungszentrum Rhein-Ruhr beitragen, so lange der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) allerdings nur als „Auffangsystem für die Straße betrachtet wird, ändert sich nichts“, so Reh. Problematisch an der Verlagerung sei auch, dass der ÖPNV zu den Stoßzeiten gerade im Ruhrgebiet ebenfalls schon überlastet sei. Der Ruhrpilot wird so eher zum Co-Piloten.

HOLGER PAULER