■ Kommentar: Ruhe im Bad
Vielleicht sollte man nicht nur kinder-, sondern auch männerfreie Schwimmbäder schaffen. Oder seniorenfreie Schwimmhallen – diese dümpelnden Bojen in der Bahn, die womöglich auch noch miteinander plaudern und sich schreckhaft beschweren, wenn man sie kraulend überholt, sind wirklich ein Ärgernis.
Aber im Ernst: Sollte es sich Hamburg tatsächlich zum Konzept machen, störende Personengruppen von Freizeitstätten zu entfernen, liegen weitere Vorschläge nicht fern. Hat nicht schon einmal ein Gericht einem Kläger Schadensersatz zugesprochen, weil er sein Urlaubshotel mit Behinderten teilen mußte?
Der Wert der Freizeit steigt, Ruheraum wird kostbar – die Bäderland GmbH hat das erkannt und möchte ihr Angebot zielgruppenorientierter gestalten. Das gebietet schon der Auftrag, die Schwimmbäder gefälligst privatwirtschaftlich zu führen – schließlich werden Volksgesundheit und -hygiene lange nicht mehr zu den öffentlichen Belangen gezählt.
Sicher gibt es hervorragend ausgestattete Erlebnisbäder für die Kleinen. Da hat die Bäderland-Sprecherin Gisela Matthée recht. Nur wenn so eine Kindergartentruppe aus Uhlenhorst erst nach Volksdorf fahren muß, verstopft sie auch schon wieder die U-Bahn und stört die Leute, die Zeitung lesen wollen.
Das Problem wird sich bald ohnehin von selbst lösen: Für neun Mark kann mensch auch schon ins Kino gehen oder ein Pfund Nica-Kaffee kaufen. Noch zwei, drei Mark drauf, und die meisten bleiben dem Bäderland von selbst fern, weil sie's weder bezahlen können noch wollen. Ulrike Winkelmann
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