: Ruhe bewahren und Finger weg
Der Vogelgrippe-Virus kann nur durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren übertragen werden, Medikamente gibt es für sieben Prozent aller BremerInnen
Bremen taz ■ „Ruhig bleiben“: So lautet der Rat von Heidrun Ide, Sprecherin des Gesundheitsressorts. Bisher handele es sich bei der Vogelgrippe ausschließlich um eine Tierseuche, eine Ansteckung sei nur bei sehr engen Kontakt mit infizierten Tieren möglich. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sei auszuschließen.
„Gegen einen Virus, den es noch gar nicht gibt, kann es auch keinen Impfstoff geben“, erklärt Gerd Welge, Vorsitzender der Bremer Apothekerverbandes. Die Gefahr für den Menschen besteht, so Welge, in einer zukünftigen Mutation des Virus. Würde sich ein mit einer normalen Grippe erkrankter Mensch zeitgleich mit der Vogelgrippe anstecken, so könnte es zu einer Mutation und zur Übertragung zwischen Menschen kommen.
Für den Ernstfall hat Bremen Ides Angaben zufolge vorgesorgt: Es bestehe ein Vorrat des antiviralen Medikaments „Tamiflu“: „Die eingelagerte Menge reicht für den Fall, dass sieben Prozent der Bremer Bürger schwer erkranken.“ „Tamiflu“ ist auf Rezept in Apotheken für circa 30 Euro zu bekommen, jedoch in der Regel nur in kleinen Mengen vorrätig. Susanne Glasmacher, Sprecherin des Berliner Robert-Koch-Institutes, rät den Ländern zu einer Aufstockung ihres Medikamentenvorrates.
Seit gestern gilt auch in Bremen wieder Stallpflicht für domestiziertes Geflügel. „Die Kinder kommen bei uns nicht in Kontakt mit dem Geflügel“, sagt zum Beispiel Susanne Molis von der Kinder- und Jugendfarm Habenhausen, „wir versuchen Schulklassen über die Vogelgrippe aufzuklären, ohne dabei Panik zu verbreiten“.
Wer tote Wildvögel findet, rät das Gesundheitsressort, soll kleinere Tiere mit Gummihandschuhen anzufassen und in der Restmülltonne zu entsorgen. Größere Tiere sollten in die Tierkörperverwertungsanlagen in der Benningsenstrasse 28 oder in der Martinsheide 6 gebracht werden. Tote Schwäne sollen direkt der Lebensmittelüberwachungs-Tierschutz und Veterinärdienst Bremen unter ☎ 361-40 35 zu wenden.
Regine Aschmann vom Bremer Verbraucherschutz weist darauf hin, dass in Oldenburg Untersuchungen für wesentlich mehr Vogelarten vorgesehen seien. Von dem Anfassen von verendeten Wildvögeln, ob mit Handschuhen oder ohne, rät sie dringend ab.
NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann warnt darüber hinaus davor, Wasservögel zu füttern oder anzulocken. Durch den engen Kontakt der Tiere untereinander würde die Gefahr einer Verbreitung des Virus unter den Tieren unnötig erhöht.
Katja Früchtenicht