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■ StörzeileRuhe bald!

Verehrter Jubilar Brunsbüttel! Wie viele Atommeiler Ihrer Generation haben Sie das Festhalten an Ihren atompolitischen Idealen nach 1976 mit Störfällen und dreijährigem Stillstand bezahlen müssen. Sie dürfen es sich als persönliches Verdienst anrechnen, als ältester, aktiver Siedewasserreaktor Norddeutschlands die Wende zur alternativen Stromerzeugung noch immer zu verhindern.

Lob gebührt auch den HEW und dem Umweltsenator: Über all die Jahre machten sie die Schwächen im Sicherheitskonzept, fehlende Kühltürme, Absicherung gegen Erdbeben und Flugzeugabsturz sowie Risse und Leckagen vor der böswilligen Öffentlichkeit zu Lappalien.

Auch wenn Sie bloß „mittlere Leistung“ bringen – Ihre Aussetzer sind keineswegs Mittelmaß, sondern herausragend: Über 200 Störfälle bis heute! Die Gesellschaft für Reaktorsicherheit gratuliert. Bis auf Reaktordruckgefäß und äußere Rohrleitungen alle Teile ausgetauscht! Verdopplung der Baukosten! Das Baugewerbe dankt für neue Jobs, die Nuklearmedizin für ideale Forschungsbedingungen.

Sie haben die politische Streitkultur im Lande wesentlich mitgeprägt: Als vor Brokdorf Anti-AKW-Bewegte „Ausstieg jetzt“ forderten, demonstrierten 2000 Brunsbütteler Werksarbeiter 1994 vor dem Energieministerium gegen den AkW-Stillstand.

Nach 20 turbulenten Jahren wünschen wir nun den wohlverdienten Ruhestand und ein rißfestes Betonmäntelchen. Mögen sich die Betreiber hinterm AKW-Gemäuer getrost ihren strahlenden Altersruhesitz an der Elbe einrichten. Heike Haarhoff

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