Rugby: Rugby will einen besseren Platz
Rugby findet wenig Beachtung. Dabei spielt die Nationalmannschaft in der ersten Europagruppe mit.
Die erste Niederlage für die deutsche Rugbynationalmannschaft stand schon vor dem Anpfiff des Spiels am Sonnabend fest. Eigentlich sollte das Testspiel gegen eine Waliser Amateurauswahl im Amateurstadion von Hertha BSC stattfinden. Doch dem verantwortlichen Greenkeeper war das Risiko zu groß, dass der Rasen bis zur nächsten Woche nicht wieder in einem tadellosen Zustand erstrahlt. Dann kommt nämlich die deutsche Fußballnationalmannschaft, um sich auf das Spiel gegen England vorzubereiten. Das Rugbyspiel wurde deshalb kurzerhand auf einen Nebenplatz verlegt. "Wir sind immer auf die Gnade der Fußballer angewiesen. Das ist nicht nur in Berlin so", sagt der Präsidenten des Deutschen Rugby Verbandes (DRV), Claus Peter Bach, verärgert.
Auf dem Ausweichplatz erlebten die Deutschen dann die zweite Niederlage. Mit 14:27 (9:8) unterlag das ersatzgeschwächte Team den Gästen. Immerhin kamen gut 2.000 ZuschauerInnen - für Berliner Verhältnisse beachtlich. Das letzte Länderspiel in Berlin liegt nämlich lange zurück - über acht Jahre.
Einziger Berliner Akteur auf dem Feld war Gerrit van Look vom Berliner RC. Für ihn war das seltene Heimspiel trotz der Niederlage etwas ganz Besonderes. "Die Aufregung vor dem Spiel war heute viel höher als sonst", gestand der 23-Jährige. "Endlich können Freunde und Familienangehörige mal sehen, was ich so treibe." Rugbyspiele führen in Deutschland in der Regel ein kaum beachtetes Dasein. Bilder im Fernsehen sind selten. Das soll sich aber bald ändern. Die zukünftigen Heimspiele in der europäischen Division 1 sollen zumindest als Zusammenfassung im Deutschen Sportfernsehen DSF zu sehen sein. "Das wäre für das deutsche Rugby ein großer Schritt", so Verbandspräsident Bach.
Es geht langsam, aber sicher aufwärts mit dem deutschen Rugby. Erst im Sommer stieg das Nationalteam in die erste Europagruppe auf. Dort wird es sich unter anderem mit Portugal, Rumänien und Georgien, drei WM-Teilnehmern, messen. "Der Respekt ist natürlich sehr groß", sagt Gerrit van Look. Am nächsten Sonnabend in Spanien müssen sich die Rugby-Nationalspieler erstmals beweisen. Aus finanzieller Sicht hat das deutsche Team dabei eigentlich keine Chance. Mit einem Etat von 750.000 Euro muss der DRV auskommen. Allein Spanien verfügt über das Vierfache. "Im Verhältnis zu einer Topnation wie Wales haben wir vermutlich sogar nur zwei Prozent", glaubt Bach. Trotzdem wollen sie den Klassenerhalt schaffen.
Das wird ein schwieriges Unterfangen. Die deutschen Spieler sind bis auf vier Halbprofis, die in Frankreich aktiv sind, alle Amateure. Sport und Beruf müssen deshalb unter einen Hut gebracht werden. So muss der eine oder andere Spieler immer mal wieder eine Pause einlegen. "Das macht es natürlich nicht leichter", sagt Nationaltrainer Rudolf Finsterer über seine Arbeit. Dennoch hat der DRV große Ziele. "2015 wollen wir uns für die Weltmeisterschaft qualifizieren", sagt Bach. Sollte es gelingen, könnte es erneut gegen Wales gehen - dann aber gegen die Profis.
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