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Rüsch oder Cap Arcona?

■ Streit in Finkenwerder um Park-Name

Was sind schon zwölf Jahre NS-Diktatur gegenüber einer mehr als 750jährigen Orts-Geschichte, wenn diese droht, in Vergessenheit zu geraten? Für die SPD im Ortsausschuß Finkenwerder gar keine Frage: „Wir möchten lieber die Tradition erhalten“, verteidigt die SPD-Fraktionsvorsitzende Jutta Vick den Antrag ihrer Partei, dem der Ortsausschuß am Dienstag gegen den Willen der GAL zustimmte: Der neue, bislang namenlose Park auf der Rüschhalbinsel soll künftig „Rüschpark“ heißen.

Das Wort „Rüsch“ komme von Rutschen und erinnere daran, daß die FinkenwerderInnen vor urlanger Zeit traditionsgemäß im Winter bei zugefrorener Elbe mit Pferden, Schlitten und zu Fuß über das Eis „rütschten“, um ans andere Ufer zu gelangen. Auch eine Plattensiedlung auf der Halbinsel habe schon Rüschinsel geheißen.

Heftig kritisiert wird die Namensgebung dagegen von der GALierin Helmke Kaufner. Sie hält das „Rütschen“ der SPD eher für einen peinlichen Ausrutscher. Denn: Die SPD wolle sich „anscheinend nicht mehr daran erinnern“, daß die Rüsch-Plattensiedlung in der Nazi-Zeit von KZ-Häftlingen und Zwangsarbeitern für ausgebombte Hamburger errichtet wurde. Auf der Rüschhalbinsel lag außerdem ein Außenlager des KZ Neuengamme. Die 400 Häftlinge wurden im April 1945 nach Lübeck evakuiert und starben am 3. Mai an Bord des Dampfers „Cap Arcona“, als dieser von britischen Bombern beschossen wurde. Der erst während der Sitzung eingebrachte GAL-Antrag, den Park im Gedenken an die Opfer „Cap-Arcona-Park“ zu nennen, wurde abgelehnt.

„Der Park heißt schon heute im Volksmund Rüschpark“, sagt Ortsamtsleiter Uwe Hansen. Also lieber keine Verwirrung stiften. Und schließlich gebe es ja schon eine Gedenkstätte. Und die muß reichen. Die SPD jedenfalls will sich der „Euphorie der Namensgebung von Verfolgten 50 Jahre nach Kriegsende“ nicht anschließen. hh

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