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Rücktritt von US–Sicherheitsberater

■ Reagans Sicherheitsberater Poindexter wegen Kritik an Waffenlieferungen der USA in den Iran auf Wunsch des Präsidenten zurückgetreten / Israel mauert zu Vorwürfen der Beteiligung an Waffendeal / Gelder an die antisandinistische Contra abgezweigt

Berlin (dpa/taz) - Der Sicherheitsberater des Weißen Hauses, John Poindexter, ist am Dienstag wegen der Iran–Affäre zurückgetreten. Präsident Reagan gab den Rücktritt selbst vor der Presse bekannt. Poindexter galt als der Hauptverantwortliche der geheimgehaltenen Waffenlieferung an den Iran. Wie Reagan mitteilte, wurde auch Oberstleutnant Oliver North, der im Sicherheitsrat maßgeblich auch an anderen geheimen Aktionen beteiligt war, seines Postens enthoben. Erstmals gab Reagan Fehler bei der Iran–Aktion zu. Wie er sagte, war die Ausführung des Waffendeals an einem Punkt „ernstlich mit Fehlern behaftet“. Der Präsident weigerte sich, dazu nähere Angaben zu machen. Er betonte aber auf Fragen, daß er die gesamte Aktion nach wie vor nicht für einen Fehler halte. Es gab keine Mitteilung Reagans über einen Nachfolger an der Spitze des Sicherheitsrates. Poindexter war nur knapp ein Jahr im Amt. Er war nach Richard Allen, William Clark und Robert McFarlane schon der vierte Sicherheitsberater Reagans. Justizminister Meese berichtete vor der Presse überraschend, eine Untersuchung habe ergeben, daß von dem Geld, das der Iran für die US–Waffen an Israel gezahlt hat, ungefähr zehn bis 30 Millio nen Dollar für die antisandinistischen Contras abgezweigt worden seien. Eine Untersuchungskommission wird die Arbeitsweise des Nationalen Sicherheitsrates durchleuchten und Reagan später berichten. In Israel, das direkt in die US– iranischen Waffengeschäfte verwickelt ist, weigern sich Außenminister Peres und Ministerpräsident Shamir, dem Parlament Auskünfte über die Rolle Israels bei dem Geschäft zu geben. „Es ist am vernünftigsten für Israel, nicht auf Vorwürfe zu antworten“, so Peres gegenüber dem Geheimdienstausschuß der Knesset. Auch mehrere Minister gaben an, nicht über die Verschiffung von Waffen in den Iran informiert worden zu sein. Eine für Dienstag angesetze Parlamentsdebatte wurde auf den heutigen Mittwoch verschoben. Siehe auch Bericht Seite 6

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