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Rückkehr der KreditverbriefungNichts gelernt, Banker

Um eine Kreditklemme abzuwenden, sollen Banken wieder mit Kreditverbriefungen Geschäfte machen dürfen. Diese hatten die Krise ausgelöst.

Aus der Finanzkrise haben die Banken keinerlei Lehren gezogen. Bild: ap

HAMBURG taz | Großbanken gehören zu den Gewinnern der Finanzkrise. So melden deutsche und amerikanische Kreditinstitute in diesem Sommer wieder Milliardengewinne, und sie schrecken auch nicht mehr vor neuen Kreditverbriefungen zurück. Diese jungen Finanzprodukte hatten 2008 die weltweite Finanzkrise ausgelöst.

Vor einigen Jahren hatte alles ganz banal begonnen: Viele mehr oder weniger einkommensschwache Amerikaner wollten ein Haus kaufen - auch weil es sonst keinen günstigen Wohnraum gibt - und Banken liehen ihnen leichtfertig das nötige Geld dafür. Die US-Kreditinstitute bündelten tausende dieser Kredite zu milliardenschweren Paketen und verkauften sie als Wertpapiere an andere Banken weiter. Der Name für diese Wertpapiere: "Asset Backed Securities" oder auf deutsch: Kreditverbriefung.

Dieser Handel mit zuvor unhandelbaren Krediten erstreckte sich bald über den ganzen Globus. Als die Preisblase am amerikanischen Immobilienmarkt 2007/08 platzte und die Hausbesitzer ihre Schulden nicht mehr tilgen konnten, setzte weltweit ein Dominoeffekt ein - und die Kreditverbriefungen verloren rasch an Wert.

Die Folge waren Bankpleiten wie bei der Industriekreditbank (IKB) oder Beinahe-Pleiten wie bei manchen Landesbanken, die nur durch milliardenschwere staatliche Hilfen vor dem Ruin bewahrt werden konnten. Im Übrigen war es Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD), der die Kreditverbriefungen immer wieder als den zentralen Hebel für die internationale Finanzkrise an den Pranger stellte.

Die staatliche KfW-Bankengruppe, selber durch die IKB-Pleite ein gebranntes Kind, will jetzt ganz grundsätzlich das brachliegende Geschäft mit Verbriefungen wieder in Gang bringen, ließ Vorstandsvorsitzender Ulrich Schröder kürzlich auf einer Veranstaltung in Frankfurt wissen. Schon in den Jahren 2000 bis 2004 war die KfW einer der Vorreiter für diese Modewelle der Finanzbranche gewesen. In Frankfurt legte man allerdings immer Wert darauf, die Solidität der selbst gemanagten Kreditpakete zu betonen.

Aus Sicht der Banken boten und bieten Kreditverbriefungen die Möglichkeit, Risiken von Krediten auf dem Kapitalmarkt breit zu streuen und dadurch - zumindest theoretisch - abzusichern. Oder die Kreditverbriefungen wurden als Zockerinstrumente eingesetzt, auf der Jagd nach der 25-Prozent-Rendite. In der Praxis sind Kreditverbriefungen meistens beides zugleich - und das erklärt ihre ungebrochene Beliebtheit unter den Bankern.

Nun bietet die gefühlte Kreditklemme das politische Einfallstor für ein Comeback der Krisenauslöser. In den Berliner Lobbys wird laut Agenturberichten obendrein über Staatsgarantien nachgedacht.

Vor allem die riskantesten Teile einer Verbriefung sollen vom Staat garantiert werden, damit Anleger die verbrieften Papiere den Banken überhaupt wieder abkaufen. Die Kreditinstitute könnten ihrerseits die gewonnene Liquidität nutzen, um neue Darlehen zu vergeben, so die wohl etwas hausväterliche Vorstellung von Politikern.

Auch Banken fordern nun offensiv staatliche Hilfen bei der Verbriefung von Krediten. Ausgerechnet der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) preschte vor; der VÖB vertritt die politischen Interessen der Landesbanken, die sich besonders deftig mit Kreditverbriefungen verzockt hatten. "Ich denke an ein Modell, bei dem der Bund und die Geschäftsbanken bestimmte Tranchen der Verbriefungen garantieren würden", so VÖB-Chef Christian Brand. Er schlug vor, dass sich Staat, Banken und Investoren das Risiko teilen.

Auch die Genossenschaftsbanken und privaten Kreditinstitute unterstützen den forschen Vorstoß, der schon auf eine schwarz-gelbe Regierung nach der Bundestagswahl zielen dürfte. Die noch amtierende Regierungskoalition sieht Staatshilfen für Verbriefungen allerdings skeptisch. Was zugleich aber auch heißt: grünes Licht für neue Kreditverbriefungen, soweit der Staat nicht bürgen muss. Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt.

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5 Kommentare

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  • HK
    Hans Klös

    nach einiger Zeit des Nachdenkens habe ich zwei Fragen, die mir bis heute keiner beantwortet:

    1. Wo bleiben die parlamentarischen Ausschüsse, die die Rolle der Politiker um die Bankenaufsicht, die Bundes- und Landesbanken untersuchen und aufklären?

    2.Wo bleiben die Staatsanwälte, die die justitiablen Vorgänge in o.g. Gremien und Banken untersuchen und wo sind die Medien die darüber berichten?

     

    Wenn das alles wie es gelaufen ist aber rechtens ist, wie es zZ. aussieht, hat Herr Fuld doch recht, hätte man ihn auch noch gerettet, hätten wir doch kaum was zu klagen! Also doch weiter so!?

    Gerne hätte ich eine Antwort, kann auch ein langer Artikel sein, dann würde ich die TAZ mal wieder lesen.

  • SH
    Sherlock Homie

    Wer sich jahrelang angewöhnt hat, bei einem Verbrechen den Täter zu suchen, kommt schlecht aus dieser alten Angewohnheit raus.

     

    In diesem Sinne:

    Gibt es hier ein Verbrechen?

    Nein, dank unzureichender Gesetze.

     

    Aber, wenn dem anders wäre, wer hätte denn dann ein Motiv gehabt? Bzw. Wem nutzt denn das ganze?

    Eindeutig muss man hier mit dem Finger auf die großen Banken und ihre "Eliten" zeigen.

    Und wer die zu Schaden gekommenen sind, ist ja auch klar: der kleine Mann, die kleine Frau.

     

    Daher, finde ich, kann man durchaus von einem Verbrechen, mindestens aber von einer himmelschreienden Ungerechtigkeit der Eliten gegen das Volk sprechen.

     

    Das führt zurück zu den Gesetzen: wer ist denn dafür verantwortlich, dass die so sind, wie sie sind?

    Es sind dieselben Eliten, Lobbys und Politikerseilschaften, die jetzt von der ganzen Misere eher profitieren, als darunter leiden.

     

    Die Ungerechtigkeit fing also schon mit der Gesetzgebung, und nicht erst mit der Nutzung jener Gesetzeslücken an.

     

    Und mit der Beibehaltung der finanzpolitischen Marschrichtung geht das ganze weiter.

     

    Geld fließt immer nach oben.

     

    Aber wer kann, ja wer will das denn ändern?

     

    Der kleine Mann kann es nicht direkt ändern.

    Die großen Politnasen, wollen es offenbar nicht ändern (auch wenn sie vor jedem Wahlkampf so tun als ob).

    Und die selbsternannte Elite hat natürlich keinerlei Interesse an einer Änderung.

     

    Einzig und Allein Die LINKE scheint etwas ändern zu wollen.

    Aber dafür wird sie in der Presse (Volksverdummende Propaganda, oft incl. TAZ) lediglich als kommunistisches Relikt von Vorgestern dargestellt.

     

    Liebe Bürger, wer was anderes wählt als links, der ist grademal selber schuld, wenn einfach im gewohnten Trott so weitergemacht wird, wie bisher.

     

    Noch eine kleine Preisfrage zum Schluss:

    Welche im Bundestag vertretene Partei bekommt als einzige keine Spenden von großen Banken?

     

    -richtig, die LINKE.

  • I
    iBot

    Also das Ganze von vorne, nur dass diesmal von vornherein der Staat den Kopf hinhält. Hervorragend. Der Titel trifft's auf den Punkt.

  • R
    Renegade

    Die Banker haben es doch gelernt: Wenn die Krise kommt, ist Vater Staat da und hilft. Und um sich noch besser abzusichern, lädt man den Staat, also die Steuerzahler, gleich als Risikoträger einzusteigen, sodass man dann nach dem Platzen der nächsten Blase nicht nach dem Rettungspaket betteln muss.

     

    Und dann ist wieder der freie Markt schuld, dass die bösen Banker zocken.

     

    Ach übrigens, die Geschichte mit der US amerikanischen Immobilienblase fing damit an, dass die US Regierung wollte, dass viele Leute, die kein Geld für ein Haus haben, doch eins bauen können.

  • GH
    G. H. Pohl

    1. Geschichträchtige Tat: Schädigung der ganzen Welt

    2. Geschichtsrtächtige Aktion: Steuerzahler auf lau anpumpen und unvorstellbare Summen einsacken

    3. Geschichtsträchtige Tat: sich mit reichlich Boni für diese "Leistungen" eindecken

    4. Geschichtsträchtige Tat: weiter machen wie bisher - wer will uns das denn verbieten!!!

    Ja, wer will - vor Allem: wer kann,wer zieht diese TOP - kriminellen Vereinigungen zur Rechnenschaft?

    Oder irre ich mich, alles ist rechtens?