: Rot sehen
Der Bremer Philosophie-Emeritus Hans Jörg Sandkühler, UNESCO-Experte für Kulturen und Menschenrechte, hat die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen als „schweren Fehler“ bezeichnet. Sie seien eine „bewusste Provokation auf dem Hintergrund einer besonders in Dänemark wachsenden Fremdenfeindlichkeit“. Das Recht auf ungestörte Religionsausübung stehe gleichrangig neben der Pressefreiheit.
Die Dozentin für Dänisch an der Volkshochschule Verden, Inger Liebetanz, selbst Dänin, ist „sehr traurig, dass sich Dänemark das geleistet hat“. Pressefreiheit bedeute nicht, sie auf eine solche Art und Weise benutzen zu müssen. Als die Bilder von brennenden dänischen Flaggen über die Bildschirme flimmerten, kratzte die Dozentin am Samstag die dänische Flagge (rot mit weißem Kreuz) von ihrem Auto ab. „Es gibt immer Leute, die da rot sehen“, sagte sie. Ihren 50 SchülerInnen, größtenteils Dänemark-Urlauber in spe, denen Liebetanz Dänisch beibringt, will sie ebenfalls empfehlen, die Flagge nicht mehr durch die Gegend zu fahren. „Einen Stein am Auto hat niemand gern“, begründet sie.
Der Sprecher der Evangelischen Kirche in Bremen, Louis-Ferdinand von Zobeltitz, erneuerte gegenüber der dpa seine Kritik am Umgang der Presse mit religiösen Symbolen. „Meinungsfreiheit muss global so ausgestaltet werden, dass sie das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen nicht stört“, forderte er. Unterstützung kam vom Pastor Volker Keller von der evangelischen Kirchengemeinde in Bremen-Vegesack. In dem Streit gehe es „nicht um Meinungsfreiheit, sondern um Moral“, sagte dieser. Die Karikaturen bedienten antiislamische Vorurteile. Keller organisiert am morgigen Mittwoch eine Podiumsdiskussion zum Thema „Freiheit oder Frevel – die Mohammed-Karikaturen“ (19.30 Uhr, Gemeindehaus an der Kirchheide 18, Bremen-Vegesack). Dort sollten Muslime die Gelegenheit erhalten, kritisch Stellung zu beziehen. Auf dem Podium sitzt unter anderem der bosnische Imam Ismet Hodzic. sim