Rot-schwarzer Senat: Arbeitsteilung in der Ehe
Sollte Dilek Kolat wirklich SPD-Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales werden, verspricht ihr Mann, seinen Job im Türkischen Bund aufzugeben.
Kenan Kolat, Geschäftsführer und Mitarbeiter des Türkischen Bundes Berlin Brandenburg (TBB), will diese Tätigkeiten niederlegen, sollte seine Ehefrau Dilek Kolat tatsächlich Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen in der neuen rot-schwarzen Koalitionsregierung werden. Dies bestätigte Kenan Kolat am Sonntag der taz. Seinen Posten als Sprecher des bundesweiten Dachverbandes von Selbstorganisationen türkischstämmiger MigrantInnen, der Türkischen Gemeinde Deutschland (TGD), will Kolat behalten.
Kolat ist Mitbegründer des Türkischen Bundes, einer der größten Migrantenselbstorganisationen in Berlin, die in diesem Dezember ihr 20. Gründungsjubiläum feiert. Als Geschäftsführer des TBB arbeitet er ehrenamtlich, bezieht nach TBB-Angaben aber Gehalt für Einzelfallberatungen.
Kolat ist Finanzexpertin
Seine Ehefrau Dilek Kolat ist seit dem Jahr 2001 Mitglied der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Aus integrationspolitischen Debatten hat die 44-jährige Wirtschaftsmathematikerin sich bisher herausgehalten. Stattdessen hat sie sich als Haushalts- und Finanzpolitikerin und Sprecherin ihrer Fraktion für diese Themen profiliert. Kolat ist zudem Kreisvorsitzende der SPD im Bezirk Tempelhof-Schöneberg und Mitglied im Landesvorstand der SPD.
Seit sie als mögliche Senatorin der neuen rot-schwarzen Landesregierung im Gespräch ist, ist eine Debatte über ihre persönliche Beziehung zum TBB-Geschäftsführer entbrannt. Eine "unfaire Debatte", wie der Vorstandssprecher des TBB, Hilmi Kaya Turan, meint. Denn zum ersten Mal bestünde nun die Chance, dass eine Migrantin in Berlin ein hohes politisches Amt bekleiden könne, so Turan: "Und den Medien fällt nichts anderes ein, als die mögliche Kandidatin wegen ihrer Verbindung zu Kenan Kolat und zum TBB infrage zu stellen."
Laut Turan erhält der TBB jährlich 48.000 Euro direkte finanzielle Förderung durch den Senat. Die Gelder stammen aus dem Etat des Landesintegrationsbeauftragten. Alle anderen Gelder seien projektbezogene Förderungen mit gebundenen Zuweisungen etwa für Personal und Raummieten, über deren Verwendung der TBB regelmäßig in seinen Vorstandsberichten Rechenschaft ablege. Diese Berichte seien auf der Webseite des TBB für jeden einsehbar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid
Berliner Sparliste
Erhöht doch die Einnahmen!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts