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Archiv-Artikel

Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten Ein Finanzsenator zwischen Kaffee und Tinte

Neue Chefs sind ja immer so‘ne Sache für sich. Was ich da schon erlebt hab – wischense hier bitte nicht, schrubbense da mal richtig, staubense das endlich mal ab. Zumal im Haus des Reichs, beim Herrn Finanzsenator – klar, Putzen ist ja auch was anderes als Rechnen. Oder Kaffeekochen. Hat der neue Chef doch ganz schön blöd geguckt, wenn die Mitarbeiter früh morgens mit ihren Kaffeekännchen über die Flure gehuscht sind und sich Wasser besorgt haben. Und er war echt verdutzt, als er es dann aus fast jedem Zimmer hat blubbern hören. Ob seine Mitarbeiter nicht eine zentrale Kaffeemaschine haben wollten, wo sich jeder wann immer er mag eine frisch gebrühte Tasse holen könne, wollte er wissen.

Schmeckt ja viel besser, so‘n frischer Kaffee. Und spart Zeit – vor allem meine: Ich muss nicht mehr überall das verstreute Kaffeepulver wegpusten. Naja, aber die Mitarbeiter im Haus des Reichs haben das irgendwie nicht verstanden. Dachten wohl, der will sie schikanieren. Keine Ahnung, was die von ihrem alten Chef gewohnt waren – auf jeden Fall hat die Beschaffungsabteilung erstmal gründlich nachgeforscht, Zeit gebraucht, um Angebote einzuholen. Es ging schließlich um eine große Kaffeemaschine, da sind ‘ne Menge am Markt. Das Modell der Wahl sollte dann um die 10.000 Euro kosten. Da ist der neue Chef fast in Ohnmacht gefallen. Hat schon den Untersuchungsausschuss vor sich gesehen. Jetzt haben sie sich auf ein nicht ganz so teures Modell geeinigt – und bald gibt‘s denn auch schicken schönen Kaffee im Sitzungszimmer, richtig lecker. Muss mir nur noch einer zeigen, wie man das Ding hochfährt, damit ich mir beim Putzen auch mal einen genehmigen kann.

Aber neue Chefs lassen sich ja noch anderweitig ärgern. Am Besten, indem man ihnen ihr Selfmade-Gehabe um die Ohren haut. Als der Neue neulich nach Tinte krähte, da blieben die Kollegen erstmal ganz cool. Die Tinte habe der alte Chef immer selber mitgebracht, wurde dem neuen Mann mitgeteilt. Hat der nicht kapiert. Von wegen selfmade. Wollte einfach nicht nach Karstadt, selber Tinte kaufen. Hat sich einfach geweigert, die Unterschriftenmappe aufzuschlagen und seinen Egon drunter zu setzen. Nö, macht er nicht. Tinte soll her.

Und schwupps – haben sie ihm die Tinte plötzlich hingestellt. Aber nicht aus Mitleid, sondern aus Eigeninteresse: In der bestreikten Mappe lagen nämlich die Beförderungsurkunden.

Meine leider nicht, aber der neue Chef ist trotzdem ganz sympathisch und in Ordnung, findet Ihre Rosi Roland