■ Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten: Helfer oder Schnüffler?
Es soll immer noch Leute geben, die haben keinen Privatdetektiv. Das ist fast noch schlimmer als ohne Therapeutt zu sein. Wie soll man denn einmal die eigene Biografie schreiben ohne die wertvollen Aufzeichnungen der stillen Beobachter? Noch schöner ist es, wenn der eigene Arbeitgeber netterweise den Detektiv spendiert.
In dieser angenehmen Lage war zum Beispiel der frühere Geschäftsführer des „Ticket Service Center“ (TSC), Peter Brandt, der seit einigen Wochen die Geschäfte für die Konkurrenz vom Ticket-Verkaufssystems „Qivive“ führt. Der Bremer Unternehmer Klaus-Peter Schulenberg hatte den Detektiv bestellt und bezahlt, als er mit seiner Firmengruppe die unternehmerische Führung am Ticket Center TSC übernommen hat. Was hat Brandt am 7. Juli gemacht, was am 9. Juli? Solche Fragen kann sein Detektiv beantworten.
Nun kommt das dicke Ende: KPS will nun das Geld – zurück, 25.000 Mark allein an Detektiv-Kosten. Anderen, denen KPS einen Detektiv spendierte, droht dasselbe.
Die Begründung für die Zahlungsunwilligkeit: Schulenbergs Anwälte behaupten, der Privatdetektiv sei nicht netterweise bestellt worden, um Brandt später einmal bei seiner Autobiografie zu helfen. Dass Brandt zur Konkurrenz wechseln wollte, war bekannt, aber er hatte im Vertrag die dreimonatige Sperre. Der Detektiv sollte bösartigerweise überprüfen, ob Brandt während der dreimonatigen Sperre schon für die Konkurrenz von Qivive arbeitet. Und da ist er doch an einem Tag morgens um 9.15 Uhr von seinem Haus in Kirchweyhe weggefahren – der Detektiv hatte offenbar netterweise vor der Tür gewartet und ist ihm gefolgt und siehe da, der Mann ist ins Büro zu Qivive in den Technologiepark gefahren! Also war der Einsatz des Detektivs gerechtfertigt, sagen die Anwälte von KPS, Brandt soll die Rechnung selbst bezahlen. Und noch dazu 75.000 Mark Schadensersatz.
Über die Stellvertreterin von Brandt, die auch nicht unter KPS arbeiten wollte, wussten die Anwälte übrigens noch weitaus Schlimmeres zu berichten: Sie kann singen! Und hat Kostproben ihrer Kunst bei der Einweihungs-Feier von Qivive von sich gegeben! Auch in diesem Falle werden die Gerichte entscheiden müssen, ob sie das wirklich durfte.
Das haben sie davon. Warum ist die TSC-Führungscrew auch weggegangen, als die fürsorgliche KPS-Gruppe drohte, die unternehmerische Führung zu übernehmen! Das jedenfalls findet Eure Rosi Roland
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